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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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man könne ihn rausziehen. Ich habe mich umgedreht und wollte zurück aufs Schiff. Da merkte ich, dass ich keine Luft bekam, und habe mich hingesetzt. Mein Mund war voller Blut. Mein Schwert ist ins Wasser gefallen. Weißt du, dass ich mir darüber Sorgen gemacht habe? Ich habe überlegt, ob ich später danach tauchen könnte. Hat es irgendjemand rausgeholt?«
    Quentin schüttelte den Kopf.
    »Ist auch egal«, sagte Benedikt. »War ja sowieso nur ein Übungsschwert.«
    »Was ist dann passiert? Bist du die Rutsche runtergerutscht?«
    Benedikt nickte.
    Quentin entwickelte eine Theorie über die Rutsche. Sie stellte eine gezielte Demütigung dar. Der Tod behandelte einen wie ein Kind, als wäre alles, was man je gedacht, getan und geliebt hatte, nur ein Kinderspiel gewesen, das man achtlos wegwerfen konnte, wenn es vorbei war. Es bedeutete nichts. Der Tod hatte keinen Respekt. Der Tod betrachtete einen als Müll und rieb es einem unter die Nase.
    »Und, habt ihr den Schlüssel erobert?«, fragte Benedikt.
    »Das wollte ich dir eigentlich erzählen«, sagte Quentin. »Ja, wir haben den Schlüssel bekommen. Es kam zu einem harten Kampf, und wir haben den Schlüssel gefunden, was sich inzwischen als wahnsinnig wichtig herausgestellt hat. Das wollte ich dir unbedingt sagen.«
    »Aber außer mir ist kein anderer gestorben.«
    »Nein, niemand. Ich habe eine Schwertwunde in der Seite davongetragen.« Unter diesen Umständen konnte er sich wohl kaum damit brüsten. »Ich wollte dir sagen, dass das, was wir getan haben, sehr wichtig war. Du bist nicht umsonst gestorben. Die Schlüssel brauchen wir, um Fillory zu retten. Unsere Suche und alle Abenteuer sind und waren von großer Bedeutung. Es besteht die Gefahr, dass die Magie für immer verschwindet und Fillory untergeht. Mit Hilfe der Schlüssel können wir beides retten.«
    Benedikts Miene blieb unbewegt.
    »Aber ich habe nichts getan«, erwiderte er. »Mein Tod hat niemandem etwas genützt. Ich hätte einfach auf dem Schiff bleiben sollen.«
    »Wir wissen nicht, was dann geschehen wäre«, entgegnete Julia.
    Benedikt ignorierte sie erneut.
    »Er kann mich nicht hören«, sagte Julia zu Quentin. »Etwas Merkwürdiges geht hier vor. Keiner kann mich sehen oder hören. Benedikt weiß gar nicht, dass ich hier bin.«
    »Benedikt? Kannst du Julia sehen? Sie sitzt direkt neben dir.«
    »Nein.« Benedikt runzelte die Stirn wie früher, als schäme er sich vor Quentin. »Nein, ich sehe niemanden. Nur dich.«
    »Ich bin hier ein Geist«, stellte Julia fest. »Ein Geist unter Geistern. Ein inverser Geist.«
    Was war so anders an Julia, dass die Toten sie nicht sehen konnten? Das war eine ernste Frage, auf die es momentan keine Antwort gab. Stattdessen beobachteten sie noch ein wenig die Leute und lauschten dem
ka-tick, ka-tack
der Tischtennisbälle. Dafür, dass sie so viel Zeit zum Üben hatten, schienen die Toten nicht besonders gut zu spielen. Keiner versuchte einen Schmetterball oder einen raffinierten Aufschlag, und die Partner schlugen immer nur ein paarmal hin und her, bevor der Ball ins Netz ging oder in die Menge hüpfte.
    »Die ganze Anlage«, seufzte Benedikt. »Scheint so, als hätte sich irgendjemand Mühe gegeben, die Unterwelt ein bisschen nett zu gestalten, mit den Spielen und so weiter, aber die Idee wurde nicht zu Ende gedacht. Weißt du, was ich meine? Wen interessiert das alles? Wer hat Lust, bis in alle Ewigkeit Spiele zu spielen? Mir geht das alles jetzt schon unendlich auf die Nerven, und ich bin erst seit kurzem hier.«
    Irgendjemand. Wahrscheinlich die silbernen Götter. Benedikt trat nach seiner Patience und brachte die ordentlichen Reihen durcheinander.
    »Man erhält nicht einmal besondere Kräfte. Nicht mal fliegen kann man. Und durchsichtig bin ich auch nicht.« Er hob die Hand, um seine Undurchsichtigkeit zu demonstrieren. Dann ließ er sie wieder sinken.
    »Was kann man denn sonst noch so hier machen? Außer Sport und Spielen?«
    »Nicht viel.« Benedikt hob die Hände und blickte hinauf zur Decke. »Sich mit den anderen Schatten unterhalten. Es gibt nichts zu essen, aber man hat auch keinen Hunger. Einige Leute kämpfen oder haben Sex. Man kann ihnen sogar dabei zusehen. Aber nach einer Weile macht auch das keinen Spaß mehr. Nur die Neuen tun es.
    Einmal haben die anderen eine menschliche Pyramide gebaut und versucht, die Lampen an der Decke zu erreichen. Aber es geht nicht. Sie hängen zu hoch. Ich hatte nie Sex«, fügte er hinzu. »Im richtigen

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