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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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geschlagen.
    »Also gut. Sie können reingehen.«
    Er verdrehte die Augen, um anzudeuten, dass ihm eigentlich egal war, ob Quentin reinging oder nicht.
    Quentin öffnete eine der Türen. Sie war nicht abgeschlossen. Er fragte sich, was der Junge getan hätte, wenn er sich einfach an ihm vorbeigedrängt hätte. Wahrscheinlich hätte er sich in ein unaussprechlich furchtbares Exorzisten-Monster verwandelt und ihn aufgefressen. Durch die Tür gelangte Quentin in eine große Halle, die von summenden fluoreszierenden Balken an der Decke spärlich erleuchtet wurde.
    Sie war voller Leute. Abgestandene Luft und das laute, murmelnde Dröhnen Tausender Gespräche schlugen ihm entgegen. Er befand sich in einer Turnhalle; jedenfalls war das die passendste Analogie, die ihm dazu einfiel. Ein Freizeitzentrum. Die Anwesenden standen, saßen und spazierten herum, die meisten aber spielten irgendetwas.
    Unmittelbar vor ihm schlug ein Viererteam einen Federball lustlos über ein Badmintonnetz. Weiter hinten sah er ein aufgespanntes Volleyballnetz, das keiner benutzte, sowie einige Tischtennisplatten. Der Fußboden bestand aus dick mit Parkettlack versiegeltem Holz und war mit den sich überschneidenden weißen Linien verschiedener Indoor-Sportarten versehen. Sie überkreuzten sich in seltsamen Winkeln und merkwürdigen Farben, genau wie in Schulsporthallen. Die Atmosphäre besaß den leeren, hallenden Charakter großer Stadien, in denen Geräusche weit tragen, aber auf zu wenige Oberflächen treffen, so dass sie blechern, schwammig und unverständlich verklingen.
    Die Leute – die Schatten, nahm Quentin an – sahen alle solide aus, obwohl das künstliche Licht ihnen jegliche Farbe raubte. Alle trugen lockere Trainingskleidung. Sein Schlafanzug wirkte hier gar nicht so deplatziert.
    Der Druck der trockenen Luft verschloss seine Ohren. Quentin nahm sich vor, alles einfach auf sich zukommen zu lassen, nicht zu sehr nachzudenken, nichts zu analysieren, sondern einfach nach Benedikt zu suchen. Aus diesem Grund war er hier. In einer solchen Situation hätte man wirklich einen Virgil gebrauchen könnten, der einem zeigte, wo’s langging. Quentin blickte sich um, aber die Türen hatten sich bereits wieder geschlossen. Sie besaßen sogar die typischen Metallquerstangen, die man anstatt einer Klinke drücken musste.
    In dem Moment schwang eine der Türen auf, und Julia trat ein. Sie blickte sich genauso in der Halle um, wie Quentin es getan hatte, nur ohne sein großes Erstaunen. Ihre Anpassungsfähigkeit war einfach bewundernswert. Sowohl ihr Fieber als auch ihre Ermattung schien sie überwunden zu haben. Hinter ihr schloss sich die Tür mit einem metallischen Klicken.
    Im ersten Moment glaubte er, sie sei tot, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
    »Keine Angst«, beruhigte sie ihn. »Es geht mir gut. Ich dachte nur, du könntest vielleicht jemanden gebrauchen, der dich begleitet.«
    »Danke.« Quentins Herz schlug weiter. »Stimmt. Du hast recht. Ich bin wirklich froh, dass du hier bist.«
    Den Schatten schien es in der Unterwelt nicht besonders gut zu gefallen. Die meisten sahen gelangweilt aus. Auf dem Badminton-Feld rannte keiner nach dem Ball. Die Spieler schwangen ihre Schläger aus dem schlappen Handgelenk und wenn einer den Ball ins Netz schlug, schien sich sein Partner kaum darüber aufzuregen. Er war höchstens etwas genervt. Allerhöchstens. Den Schatten war alles egal. Neben dem Platz hing eine Anzeigetafel, aber keiner zählte die Punkte. Die Tafel zeigte das Ergebnis des vorherigen Spiels oder sogar eines noch früheren Spiels an.
    Tatsächlich nutzte kaum jemand die Spiel- und Sportangebote. Die meisten unterhielten sich oder lagen auf dem Rücken und starrten schweigend hinauf zu den summenden Neonleuchten. Die Lampen waren eine Kuriosität, denn es gab keinen Strom in Fillory.
    »Hat dir der Junge auch den Pass abgenommen?«, erkundigte sich Quentin.
    »Nein. Er hat gar nichts gesagt. Er hat mich nicht einmal angesehen.«
    Quentin runzelte die Stirn. Komisch.
    »Wir sollten uns jetzt auf die Suche machen«, sagte er.
    »Ja, aber lass uns zusammenbleiben.«
    Quentin musste sich dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Je tiefer sie in die Menge eindrangen, desto größer erschien ihm das Risiko, hier auf ewig zu stranden, egal, was das Faultier behauptet hatte. Sie schlängelten sich zwischen den verschiedenen Gruppen hindurch, stiegen über ausgestreckte Beine und bemühten sich, keinem auf die Hand zu

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