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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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wünschte, die Schatten sähen nicht so lebensecht aus.
    Quentin und Benedikt standen beide auf, mit dem Rücken zum Pfeiler. Julia erhob sich ebenfalls.
    »Ich habe etwas für dich«, sagte Benedikt, jetzt wieder schüchtern. »Das wollte ich dir gerne wiedergeben.«
    Er holte etwas aus seiner Hosentasche und drückte es Quentin in die Hand. Seine Finger waren kalt, der Gegenstand war ebenfalls hart und kalt. Es war der goldene Schlüssel.
    »O mein Gott!« Es war der letzte. Quentin umklammerte ihn mit beiden Händen. »Benedikt, wie hast du ihn gefunden?«
    »Ich hatte ihn schon die ganze Zeit«, antwortete Benedikt. »Nachdem du mit Königin Julia durch das Portal gegangen warst, habe ich ihn aufgehoben, als gerade keiner hingesehen hat. Ich weiß nicht, warum. Aber ich habe keine Gelegenheit gefunden, ihn wieder zurückzugeben. Ich hatte mir vorgestellt, einfach so zu tun, als würde ich ihn finden. Es tut mir leid. Ich wollte ein Held sein.«
    »Es braucht dir nicht leidzutun.« Quentin schlug das Herz bis zum Hals. Das war’s! Sie würden am Ende doch noch siegen. »Es braucht dir wirklich nicht leidzutun. Es macht nichts.«
    »Als ich gestorben bin, ist er mit mir hier heruntergekommen. Ich wusste nicht, was ich tun soll.«
    »Du hast das Richtige getan, Benedikt.« Wie sehr er sich geirrt hatte! Am Ende brauchte er weder ein Ungeheuer zu töten noch ein Rätsel zu lösen. Er musste nur hier herunterkommen und nach Benedikt sehen. »Danke. Du bist ein Held. Ja, das bis du wirklich. Und du wirst es immer sein.«
    Quentin lachte laut auf und schlug dem armen Benedikt auf die Schulter. Benedikt fiel in sein Lachen ein, erst verhalten, dann aus vollem Hals. Wie lange hier unten wohl niemand mehr gelacht hatte, fragte sich Quentin.
    »Es wird Zeit«, mahnte Julia. »Ich bin so weit.«
    Ja, es wurde Zeit. Zeit zu gehen. Doch die Schatten wollten sie anscheinend nicht gehen lassen. Sie umringten sie in einem Halbkreis, an die hundert von ihnen, und versperrten ihnen den Weg zur Tür. Quentin konnte sich nicht hindurchdrängen, dafür waren es zu viele. Er wich zurück, hoffte, der Pfeiler würde ihn vor den Schatten schützen, und dachte fieberhaft nach. Ein Stich fuhr ihm durchs Herz, als er Jollyby etwa fünfzig Meter entfernt auf dem Boden sitzen sah, Jollyby mit seinen muskulösen Beinen und dem buschigen Bart. Doch er beobachtete das Spektakel nur, zu apathisch, um auch nur aufzustehen. Er würde nichts unternehmen.
    Der Schlüssel. Er konnte ein Portal öffnen. Quentin stocherte verzweifelt damit in der Luft herum, fand aber keinen Halt, kein Schloss. Er stach immer verzweifelter und heftiger zu. Gott weiß, wohin ihn der Schlüssel bringen würde, Hauptsache, raus hier.
    »Der funktioniert hier unten nicht!«, rief jemand mit der Stimme eines Schuljungen und einem englischen Akzent. »Die Magie ist hier machtlos.« Es war der feindselige Junge, und jetzt erkannte Quentin ihn wieder. Es war Martin Chatwin höchstpersönlich. Aber in jugendlichem Alter – sein Schatten sah aus wie etwa dreizehn. So musste er ausgesehen haben, bevor er zum Ungeheuer wurde, bevor er zum ersten Mal gestorben war.
    »Ich sehe deine Freundin gar nicht«, höhnte Martin boshaft. »Sie wird dich nicht retten.«
    Ob es daran lag, dass Quentin noch sterblich war? Brachte sie das in Rage? Indem sie ihn töteten, konnten sie etwas verändern, irgendetwas tun, wenn auch etwas Furchtbares, das Auswirkungen auf die Welt oben haben würde.
    Einige Schatten aus der ersten Reihe kamen auf ihn zu, die erste Welle des unvermeidlichen Ansturms, doch Benedikt trat ihnen entgegen, und sie zögerten. Er riss einem von ihnen einen Badminton-Schläger aus der Hand und drohte damit wie mit einem Schwert.
    »Kommt her, ihr Dreckskerle!« Da war er: der Krieger, der Benedikt hätte sein sollen. Er nahm die perfekte Duellierhaltung ein, die Schramme ihn gelehrt hatte, und richtete den Schläger auf Martin Chatwin. »Kommt schon, wer ist der Erste?«, rief er. »Du? Na los!«
    Quentin trat neben ihn, obwohl er sich schmerzlich bewusst war, dass er ohne etwas in der Hand und ohne Zauberkraft nicht sehr gefährlich wirkte. Zu dumm, dass er kein Schwert mitgenommen hatte. Er ging in Kampfposition, hob die Fäuste und gab sich Mühe, wie ein erfahrener Boxer auszusehen.
    »Ich verwandle mich«, stellte Julia hinter ihm nüchtern fest. Und dann wiederholte sie: »Es wird Zeit.«
    Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt! Bloß keine neue Störung! Quentin blickte sich

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