Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
veranstalte ein Turnier, um den besten Schwertkämpfer von Fillory zu finden.«
»Kannst du das nicht draußen machen?«
»Und wenn es regnet?«
»Und wenn ich etwas essen möchte?«
»Ich habe veranlasst, das Abendessen in deinem Audienzzimmer zu servieren. So lange musst du deine Audienzen anderswo abhalten. Draußen vielleicht?«
Ein Mann kniete auf dem Boden und markierte den Kampfplatz mit einem Stück Kreide.
»Quentin«, fuhr Eliot fort, »mich hat jemand aus der Schiffsbauer-Gilde angesprochen. Weißt du überhaupt, was dein Schiff uns kosten wird? Die
Wolpertinger
oder wie sie heißt?«
»Die
Muntjak.
«
»Ungefähr so viel wie zwanzig Jahressteuereinnahmen von der Außeninsel – das wird es uns kosten«, beantwortete Eliot seine eigene Frage. »Nur für den Fall, dass es dich interessiert, was es uns kostet.«
»Ich war gar nicht so neugierig.«
»Aber du erfasst die Ironie.«
Quentin dachte darüber nach. »Das schon. Es geht hier nicht ums Geld.«
»Worum denn?«
»Es geht darum, die Form zu wahren«, antwortete Quentin. »Das müsstest du doch besser verstehen als irgendjemand sonst.«
Eliot seufzte.
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, sagte er.
»Außerdem ist es mir sehr wichtig. Mehr kann ich nicht dazu sagen.«
Eliot nickte. »Auch das kann ich verstehen.«
In den Tagen darauf fanden sich nach und nach Teilnehmer in der Stadt ein. Es war eine bizarre Menagerie: Männer und Frauen, große und kleine, gehetzte und wilde, vernarbte und gebrandmarkte, kahlrasierte und tätowierte. Ein wandelndes Skelett erschien und eine lebendige Ritterrüstung. Die Bewerber trugen Schwerter, die glühten, summten, brannten und sangen. Ein attraktives siamesisches Zwillingspaar bot galant an, zunächst einzeln anzutreten und für den Fall, dass sie das Teilnehmerfeld besiegten, gegeneinander zu kämpfen. Ein sprechendes Schwert traf ein, auf ein seidenes Kissen gebettet – es wünsche teilzunehmen, benötige nur jemanden, der gewillt sei, es zu führen.
Am ersten Tag des Turniers fanden so viele Kämpfe statt, dass einige doch auf hölzernen Podesten in den Innenhöfen ausgetragen werden mussten. Es herrschte eine Zirkusatmosphäre. Das Wetter änderte sich allmählich; es war der erste kalte Tag des Jahres, und der Atem der Kämpfer kondensierte in der frühen Morgenluft. Auf dem taufeuchten Gras verrenkten sie sich zu allen erdenklichen seltsamen Dehn- und Aufwärmübungen.
Alles geschah genau so, wie Quentin es sich erhofft hatte. Er schaffte es nicht, sich einen einzigen Waffengang in Ruhe bis zu Ende anzusehen, weil auf dem benachbarten Kampfplatz jedes Mal etwas anderes Interessantes geschah, das er nicht verpassen durfte. Rufe, Waffenklirren, wilde Kriegsschreie und andere, weniger leicht zu identifizierende Geräusche durchbrachen die frühmorgendliche Stille. Es war wie in einer Schlacht, nur ohne Tote und Verletzte.
Drei volle Tage dauerte es, bis die Kontrahenten für den Endkampf feststanden. Während der Vorentscheidungen hatte es einige Unfälle und Explosionen gegeben, wenn verbotene Waffen oder überlegene Zaubereien die magischen Sicherheitsschilde durchbrachen, die im Vorfeld aufgestellt worden waren. Ernsthaft verletzt worden war Gott sei Dank niemand. Vor Beginn hatte Quentin die verklärte Vorstellung gehegt, selbst unerkannt an dem Turnier teilzunehmen, doch im Nachhinein wurde ihm klar, welches Desaster das geworden wäre. Er hätte keine dreißig Sekunden durchgehalten.
Den Endkampf beaufsichtige Quentin persönlich. Eliot und Janet geruhten beizuwohnen, während derartig grunzende, schwitzige Darbietungen unter Königin Julias Würde lagen. Diverse Barone und andere Adelige und Hofschranzen saßen auf Stühlen an den Wänden des Bankettsaals, was zu Quentins Bedauern kein bisschen martialisch aussah – letztendlich hätte er das Turnier doch besser draußen ausgerichtet. Die letzten beiden Kämpfer betraten den Saal, Seite an Seite, jedoch ohne ein Wort miteinander zu wechseln.
Die beiden Turnierbesten ähnelten sich auf seltsame Weise: ein Mann und eine Frau, beide schlank und mittelgroß, ohne erkennbare äußerliche Besonderheiten. Sie wirkten ruhig und konzentriert und zeigten sich einander keine sichtbaren Aversionen. Sie waren Profis aus dem oberen Drittel der Söldnergilde und nur gekommen, um ihr Handwerk auszuüben. Welche Gewaltbereitschaft auch in ihren schlanken, kompakten Körpern stecken mochte, so schlummerte sie noch, hochexplosiv, aber inaktiv.
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