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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Eliot fielen in ihren Jubel ein. Doch Schramme schien sie nicht zu sehen. Seine verschleierten Augen blieben unbewegt. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge zu Quentins Thron, kniete nieder und bot Quentin sein Schwert dar.
     
    Als Quentin das nächste Mal den Hafen besuchte, nestelten Scharen von Arbeitern an der
Muntjak
herum wie Piranhas an einem unglückseligen Amazonasforscher, nur im umgekehrten Sinne. Sie setzten die
Muntjak
wieder zusammen – holten sie ins Leben zurück. Kein Stück von ihr, das nicht akribisch gesandstrahlt, lackiert, festgezurrt, verstärkt oder ersetzt worden war. Man hatte sie ins Trockendock geschleppt, auf einen Wald von Stelzen gehievt, die geborstenen Holzteile repariert, sie kalfatert, geteert und gestrichen. Arhythmische Hammerschläge ertönten aus allen Ecken des Laderaums.
    Wie sich herausstellte, war der Schiffskörper an sich noch in einem guten Zustand, was ein Glück war, da die Zimmerleute laut ihrer Aussage nicht hätten nachbauen können, was sie vorfanden. Tief im Inneren des Rumpfs, eingefügt in einige der komplexen Verbindungsstücke nahe des Bugs, fanden sie einen komplizierten Wulst aus Uhrenbaumholz, der durch straffe Taue mit verschiedenen Teilen des Schiffs verbunden war. Da niemand herausfand, wozu er diente, ordnete Quentin an, ihn unberührt zu lassen.
    Der Rumpf der
Muntjak
schimmerte inzwischen elegant pechschwarz, abgesetzt mit leuchtend weißen Zierleisten. Eine Armee von Segelmachern war damit beschäftigt, Hunderte Quadratmeter neuer Segel zu nähen, ein erstaunlicher technischer Prozess, der in einer riesigen, geräumigen Seglerwerft von der Größe eines Flugzeughangars stattfand. Der scharfe, ehrliche Geruch von Sägemehl und frischer Farbe erfüllte die Luft. Quentin sog ihn ein. Er fühlte sich, als würde auch er ins Leben zurückkehren. Nicht, dass er tot gewesen wäre, jedoch … nicht ganz lebendig. Jedenfalls so ähnlich.
    Nur noch zwei bis drei Tage, dann konnte die
Muntjak
zu Wasser gelassen werden. Quentin begab sich in den Kartenraum von Schloss Whitespire, um mehr über seinen Zielort herauszufinden. Die Außeninsel war das am wenigsten spannende Element bei dieser ganzen Unternehmung, aber wenigstens finden sollte er sie können. Nach dem Lärm der Docks bot der Kartenraum eine kühle, ruhige Zuflucht. Eine Wand bestand nur aus Fenstern, die andere wurde von einer vom Boden bis zur Decke reichenden Landkarte Fillorys eingenommen, die von Loria im Norden bis zur Wanderwüste im Süden alles darstellte. Eine fahrbare Bibliotheksleiter war vor der Landkarte positioniert, so dass man hinaufsteigen und die gewünschte Stelle näher betrachten konnte. Und je genauer man hinsah, desto mehr Details traten hervor, bis man sogar einzelne Bäume im Königinnenwald herauspicken konnte. Jedoch keine Baumnymphen. Die Landkarte wurde ein wenig durch subtile kartographische Magie animiert. Man konnte kleine Strandwogen verfolgen, die an die Windküste schwappten, eine nach der anderen. Quentin neigte sich näher hinüber: Man konnte sie sogar leise plätschern hören, wie das Rauschen in einer Muschel. Eine Schattenfront wanderte über die Karte und zeigte an, wo in Fillory gerade Nacht und wo Tag herrschte. Oben an der Gewölbedecke blinkten kleine Sterne im samtenen Blauschwarz einer Himmelskarte, die die fillorianischen Konstellationen zeigte.
    Das war Quentins Königreich, das Land, das er regierte. Auf der Karte sah es so frisch und grün und magisch aus. Das war Fillory, wie er es sich als kleiner Junge erträumt hatte, bevor er selbst dort gewesen war. Es glich den Karten, die auf den Vorsatzblättern der
Fillory und weiter
-Bücher abgedruckt waren. Er hätte es sich den ganzen Tag ansehen können.
    Im Kartenraum herrschte nicht gerade hektische Betriebsamkeit. Der einzige sichtbare Mitarbeiter war ein mürrischer Teenager mit dichten schwarzen Stirnfransen, die ihm in die Augen fielen. Über einen Tisch gebeugt, arbeitete er mit Hilfe verschiedener kartographischer Metallinstrumente blindwütig an irgendwelchen Kalkulationen. Er brauchte einen Moment, bis er aufblickte und bemerkte, dass er einen Besucher hatte.
    Widerwillig stellte sich der Junge, der etwa sechzehn sein mochte, als Benedikt vor. Quentin hatte das Gefühl, dass sich nicht gerade viele Leute in den Kartenraum verirrten und darunter noch weniger Könige. Benedikt war jedenfalls, was die angemessene Ehrerbietung anging, etwas außer Übung. Dafür hatte Quentin

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