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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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hatten. Er wollte ihn dazu bringen, mal über etwas anderes nachzudenken als seine eigenen Neurosen. Es war aber schwerer, als es aussah.
    »Ich bin nicht für die Feldforschung geschaffen«, murmelte Benedikt und senkte seinen starren Blick. »Ich bin Kartograph, kein Landvermesser.« Quentin beobachtete, wie Benedikts Augen zu der Karte und zu der unregelmäßigen Erdnuss zurückwanderten. Offenbar zog es der junge Benedikt vor, Karten von Ländern anstatt wirkliche Länder zu erkunden. »Die Linienführung ist …« Er machte ein zischendes Geräusch durch die Zähne
.
»Mein Gott!«
    »Mein Gott« war ein Ausdruck, den die jungen Fillorianer von ihren neuen Herrschern aufgeschnappt hatten. Es war ihnen nicht beizubringen, was er tatsächlich bedeutete. Sie waren überzeugt davon, dass es etwas Schmutziges war.
    »Im Namen des Königreichs Fillory«, sprach Quentin feierlich, »erkläre ich dich hiermit als geeignet für die Feldforschung. Reicht das?«
    Hätte mein Schwert mitbringen sollen, dachte er. Benedikt zuckte verlegen mit den Schultern. Vor zehn Jahren hätte Quentin genauso reagiert. Er fand den Jungen mittlerweile fast sympathisch. Vielleicht glaubte er, niemand könne verstehen, wie er sich fühlte. Quentin wurde klar, wie weit er selbst sich entwickelt hatte. Möglicherweise konnte er Benedikt helfen.
    »Denk darüber nach. Wir sollten jemanden mitnehmen, der die Karten aktualisiert.«
    Obwohl der Karte in Quentins Augen nichts fehlte. Träge drehte er an der Kurbel der Messingkartenlesevorrichtung. Ein raffinierter Mechanismus: kleine, halbverborgene Getriebe drehten sich, und die Außeninsel bewegte sich fort in Richtung des entfernteren Endes der Rolle. Quentin kurbelte weiter. Meter um Meter beigefarbenen Papiers zogen vorüber, hier und da mit gepunkteten Linien und winzigen Zahlen versehen. Leerer Ozean.
    Schließlich endete die Rolle, und das lose Ende sprang heraus und flappte herum.
    »Nicht viel zu sehen da draußen«, bemerkte er, weil er glaubte, etwas sagen zu müssen.
    »Es ist die letzte Rolle des Katalogs«, antwortete Benedikt, »niemand hat sich je dafür interessiert, seitdem ich hier bin.«
    »Kann ich sie mitnehmen?«
    Benedikt zögerte.
    »Ist schon gut. Ich bin der König, weißt du. Es ist sowieso meine Karte, rein formal betrachtet.«
    »Trotzdem muss ich sie austragen.«
    Behutsam rollte Benedikt die Karte zusammen und steckte sie in ein Lederetui. Dann gab er Quentin einen Ausleihzettel, der ihn berechtigte, sie aus dem Kartenraum heraus mitzunehmen. Der Junge hatte den Schein gegengezeichnet: Sein vollständiger Name lautete Benedikt Fenwick.
    Benedikt Fenwick. Mein Gott nochmal. Kein Wunder, dass er so mürrisch war.
     
    Quentin besaß ein überaltertes Segelschiff, das von den Toten auferweckt worden war, und seine Begleitung bestand aus einem psychotisch genialen Schwertkämpfer und einer rätselhaften Hexenkönigin. Nicht gerade die Gefährten aus dem Herrn der Ringe, aber er wollte die Welt ja auch nicht vor Sauron retten, sondern nur eine Steuerprüfung bei ein paar hinterwäldlerischen Insulanern durchführen. Dafür würde es vollkommen reichen.
    Sie verließen Schloss Whitespire auf den Tag genau drei Wochen nach Jollybys Tod. Eine steife salzige Brise fegte durch den Hafen. Die Segel der
Muntjak
schienen bereit, sich im Wind zu blähen und jenseits des Horizonts zu entschwinden, auf der Suche nach mehr. Sie waren strahlend weiß, geschmückt mit einem blassblauen Fillory-Widder, hauchzart wie ein Wasserzeichen. Die Segelenden schnalzten und flatterten vor kaum gezügelter Aufregung. Ein wirklich fabelhaftes Gefährt.
    Eine Blaskapelle spielte im Hafen. Der Dirigent war sichtlich bemüht, seine Musiker lauter und lauter aufspielen zu lassen, aber die Töne wurden in dem Moment vom Winde verweht, als sie das Instrument verließen. Eine halbe Stunde vor dem Auslaufen erschien Benedikt Fenwick, seine Kleidung auf dem Rücken und mit einer Reisetasche voller klirrender Kartographenutensilien. Der Kapitän, auch diesmal der unerschütterliche Admiral Lacker, wies ihm das letzte freie Quartier zu.
    Eliot ging mit Quentin zum Dock hinaus, um ihn zu verabschieden.
    »Also«, sagte er.
    »Also.«
    Sie standen am Ende des Landungsstegs.
    »Du machst es wirklich.«
    »Dachtest du, ich würde bluffen?«
    »Teilweise schon«, antwortete Eliot. »Sag Julia auf Wiedersehen von mir und vergiss nicht, was ich dir über sie erzählt habe.«
    Julia hatte sich bereits in ihre

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