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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Kabine zurückgezogen und erweckte den Eindruck, nicht wieder erscheinen zu wollen, bis sie angekommen waren.
    »Das werde ich. Kommt ihr solange ohne uns zurecht?«
    »Sogar besser.«
    »Falls ihr herausfindet, wer Jollyby auf dem Gewissen hat«, fuhr Quentin fort, »dann reißt ihnen den Arsch auf, wer immer dafür verantwortlich ist. Wartet nicht auf mich.«
    »Danke. Meiner Meinung nach waren es nicht die Fenwicks. Ich glaube, sie können uns einfach nur nicht ausstehen.«
    Quentin dachte an ihre erste Begegnung zurück und wie seltsam ihm Eliots vorgeschobener Unterkiefer erschienen war. Inzwischen war er ihm so vertraut, dass es ihm nicht mehr auffiel. Er wirkte ganz natürlich, wie ein Buckelwalkiefer.
    »Ich könnte jetzt eine Rede halten, aber niemand würde sie hören«, sagte Eliot.
    »Ich kann ja einfach so tun, als hättest du mich ermahnt, die Interessen der Bürger Fillorys zu vertreten und den abtrünnigen Außeninsulanern, die wahrscheinlich nur vergessen haben, ihre Steuern zu entrichten, sofern sie überhaupt etwas haben, worauf oder womit sie Steuern zahlen können, zu zeigen, dass wir für alles einstehen, was gut und richtig ist, und dass sie gut beraten sind, sich daran zu erinnern.«
    »Du freust dich richtig auf die Fahrt, oder?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, muss ich mich beherrschen, hier auf dem Kai stehen zu bleiben.«
    »In Ordnung«, sagte Eliot. »Los, mach dich auf den Weg. Ach, eines habe ich ganz vergessen. Ihr habt ein weiteres Besatzungsmitglied an Bord. Die sprechenden Tiere haben einen Abgesandten geschickt.«
    »Was? Wen denn?«
    »Gute Frage. Wen oder was – ich kann das nie richtig unterscheiden. Es ist schon an Bord. Tut mir leid, es war politisch wichtig.«
    »Du hättest mich fragen können.«
    »Hätte ich, aber ich habe befürchtet, du könntest nein sagen.«
    »Ich vermisse dich jetzt schon. Wir sehen uns in einer Woche.«
    Leichtfüßig eilte Quentin den Landungssteg hinauf, der hastig hinter ihm eingezogen wurde, sobald er an Deck war. Unverständliche Befehle ertönten aus allen Ecken. Quentin bemühte sich, der Besatzung nicht im Weg zu stehen, als er zum Hüttendeck zurückkehrte. Das Schiff knarrte und drehte sich langsam und schwerfällig, neigte sich in den Wind und legte vom Kai ab. Die Umgebung, eben noch unverrückbar an Ort und Stelle, löste sich und wurde beweglich.
    Als sie den Hafen verließen, veränderte sich die Atmosphäre erneut. Die Luft kühlte ab, und der Wind frischte auf, das Wasser wurde abrupt metallisch grau und aufgewühlt. Mächtige Schwellströmungen brachten den Rumpf unter ihnen zum Dröhnen. Die riesigen Segel der
Muntjak
blähten sich im Wind. Frisches Holz knackte und passte sich geschmeidig den Belastungen an.
    Quentin schlenderte hinaus ans Heck und blickte auf das Kielwasser, das durch das Gewicht des Schiffes in der Mitte geglättet und an den Rändern zu Gischt aufgeschäumt wurde. Hier ging es ihm gut, hier war er am richtigen Platz. Er tätschelte die abgenutzte alte Reling der
Muntjak:
Anders als die meisten Dinge und Menschen in Fillory brauchte die
Muntjak
Quentin, und er hatte sie nicht im Stich gelassen. Er richtete sich noch gerader auf. Etwas Schweres, Unsichtbares hatte seine Klauen gelockert, den vertrauten Sitzplatz auf seinen Schultern verlassen und sich in die steife Brise aufgeschwungen. Soll es doch jemand anderen für eine Weile bedrücken, dachte er. Vermutlich würde es wiederkehren, wenn er wieder zurück war. Aber bis auf weiteres würde er es warten lassen.
    Als er sich umdrehte, um unter Deck zu gehen, stand Julia unmittelbar hinter ihm. Er hatte sie nicht gehört. Der Wind hatte ihr schwarzes Haar erfasst und peitschte es wild um ihr Gesicht. Sie sah frevelhaft schön aus. Vielleicht lag es nur am Lichteinfall, aber ihre Haut schimmerte unnatürlich silbrig, als würde ihm ein Schlag versetzt werden, wenn er sie berührte. Sollten sie sich jemals ineinander verlieben, dann würde es auf diesem Schiff geschehen.
    Gemeinsam beobachteten sie, wie Whitespire allmählich kleiner wurde und schließlich hinter der Landzunge verschwand. Sie hat den ganzen weiten Weg von Brooklyn aus bis hierher zurückgelegt, genau wie ich, dachte er. Vermutlich war sie der einzige Mensch auf dieser Welt – auf jeder Welt –, der verstehen konnte, welche Gefühle dies alles in ihm auslöste.
    »Nicht schlecht, was, Jules?«, fragte er und atmete die kühle Meeresluft tief ein. »Ich meine, die ganze Reise ist zwar im Grunde

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