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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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geben, ihre Belustigung zu verbergen. »Eure Hoheit. Wir empfangen hier nicht oft Könige. Man muss sich erst ein bisschen daran gewöhnen.«
    »Schon gut«, winkte Quentin ab. »Vielen Dank, Schramme, aber ich kann meine königliche Würde selbst verteidigen.« Und an die Zollbeamtin gewandt, fuhr er fort: »Sie können mein Dokument trotzdem abstempeln, wenn Sie möchten.«
    Schramme warf Quentin einen verächtlichen Seitenblick zu, der besagte: Du hast wirklich keinen blassen Schimmer davon, wie man sich als König verhält.
    Wie sich herausstellte, hieß die Zollbeamtin Elaine, und nachdem sie den Einreisestatus der Neuankömmlinge festgestellt hatte, erwies sie sich als liebenswürdige Gastgeberin. Sie erklärte, auf der Außeninsel sei es üblich, in etwa einer Stunde Cocktails zu trinken, doch ob die Gäste vielleicht vorher gerne ein wenig die Umgebung kennenlernen würden? Bestimmt wollten sie das. Wenn sie schon einmal hier waren. Sie müsse sie nur warnen, dass früher oder später jemand Eleanor auf den Schultern tragen würde. Ihre Tochter sei ein süßes Kind, aber leicht ablenkbar und überaus bequem.
    »Sie kokettiert gern. Auf einer Party schmeichelt sie sich gleich bei den Männern ein, und wenn sie Sie als leichtes Opfer betrachtet, endet es damit, dass Sie sie den ganzen Tag am Hals haben.«
    Sie folgten Elaine durch das Zollamt – denn darum handelte es sich bei dem prächtigen Bau. Es herrschte eine halbdunkle, gedämpfte Atmosphäre, und das Interieur war überraschend elegant mit zahlreichen Clubsesseln und dunklem Holz gestaltet, ähnlich einem englischen Herrenclub. Man konnte sich schwerlich die opulente Ära vorstellen, in der all das hierher verschifft und angesammelt worden war. Die Außeninsel musste früher einmal eine Blütezeit gekannt haben. Sie traten durch das hintere Tor und folgten einer Karrenspur, die aus dem tropischen Dickicht herausgeschlagen worden war. Elaine pflückte eine herb duftende Frucht von einem niedrigen Zweig und reichte sie Quentin.
    »Kosten Sie mal«, schnurrte sie. Die Frucht schmeckte süßsauer und enthielt ein dichtes Kerngeflecht im Inneren, das man einfach ins Grün am Wegesrand spuckte.
    Der würzige Meeresduft wich dem stickigen Chlorophyllmief des Dschungels. Hier und da passierten sie ein schmiedeeisernes Tor, weiß gestrichen, aber rostig, von dem aus sich der Weg ins Unterholz schlängelte. Elaine erzählte ihnen die verschiedenen Geschichten und Skandale der Familien, die in den Häusern am Ende der Wege lebten. Sie war attraktiv und hatte eine fröhliche, anziehende Art. Quentin wunderte sich allerdings darüber, dass sie nicht liebevoller mit ihrer Tochter umging, der hilfsbereiten kleinen Eleanor. Es passte nicht zu ihrem ansonsten gastfreundlichen Benehmen. Schramme schritt ihnen mit gezücktem Schwert voraus, bereit, jeden Missetäter aufzuschlitzen oder abzuwehren, der sich aus dem Dickicht heraus auf den König stürzte. Quentin fand sein Verhalten unpassend, doch Elaine schien es nicht zu bemerken.
    Sie blieben stehen, um einen tropischen Uhrenbaum zu bewundern, der hier als Palme anstatt als Eiche wuchs. Quentin fragte Eleanor, ob sie die Uhr lesen könne. Sie sagte nein, das könne sie nicht, und obendrein wolle sie es auch gar nicht.
    »Ach, was für eine reizende kleine Prinzessin für den König«, bemerkte Elaine spitz. Benedikt arbeitete während ihres Spaziergangs eifrig an seinen Zeichnungen, sorgsam darauf bedacht, keinen Schweiß auf sein Notizbuch zu tropfen. Julia hielt ab und zu inne, um ein Kraut zu studieren oder vielleicht auch mit ihm zu reden, und irgendwann warteten sie nicht mehr auf sie. Was konnte ihr schon passieren? Quentin hatte bereits die unausgegorene Idee erwogen, mit Elaine zu flirten, um Julias Wettbewerbsgeist anzufachen, doch falls sie einen solchen Geist in sich trug, ließ er sich nicht wecken.
    Nach einem knappen Kilometer erreichten sie die Ortsmitte. Der unbefestigte Weg führte nicht weiter, sondern beschrieb eine unregelmäßige Schleife. Es gab einen Markt, zumindest einige Marktstände, von denen ein fischiger Geruch ausging und neben denen zertretene Früchte verstreut lagen, solche wie die, die sie unterwegs gepflückt hatten. Am oberen Bogen der Schleife erhob sich ein pompöses offizielles Gebäude nach Rathausart. Vom Giebeldreieck starrte, wie ein Zyklopenauge, eine stehengebliebene Uhr herunter, und eine verblasste, aber noch erkennbare fillorianische Flagge hing matt und erschöpft in

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