Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Kavallerieangriffen.«
Unter dem Einfluss des einheimischen Mondscheins entwickelte er für seine Begriffe einen unbekümmerten Charme.
Le roi s’amuse.
»Klingt nach einem öffentlichen Ärgernis.«
»Fast schon staatsgefährdend. Inzwischen begnüge ich mich mit einer königlichen Haltung. Ich bin sicher, das ist Ihnen aufgefallen.«
Ihre Miene war im Halbdunkel schwer zu lesen. Unzählige exotische östliche Sterne blinkten am schwarzen Firmament.
»Oh, das war nicht zu übersehen.«
Elaine drehte sich eine Zigarette. Flirteten sie? Sie musste mindestens fünfzehn Jahre älter sein als Quentin. Hier schwirrte er in den wilden, magischen Tropen Fillorys herum und traf auf den einzigen Vamp in einem Umkreis von 477 Seemeilen. Er fragte sich, wer Eleanors Vater war.
»Sind Sie hier aufgewachsen?«, fragte er.
»O nein. Meine Eltern stammten vom Festland, unten in der Nähe des Südlichen Obstgartens. Meinen Vater habe ich nie gekannt. Ich bin schon seit Ewigkeiten im diplomatischen Dienst. Die Außeninsel ist nur einer von vielen Einsatzorten im ganzen Reich.«
Quentin nickte, als wüsste er Bescheid, dabei hatte er keine Ahnung gehabt, dass Fillory über ein diplomatisches Corps verfügte. Nach seiner Heimkehr musste er sich einmal damit beschäftigen.
»Gibt es hier viele Durchreisende? Ich meine, von außerhalb Fillorys? Von Übersee?«
»Leider nicht. Ich muss Ihnen ein sorgfältig gehütetes Geheimnis verraten: Niemand ist hier je vorbeigekommen, jedenfalls nicht, solange ich im Zollamt bin. Schlimmer noch: Während der gesamten dreihundertjährigen Geschichte dieser Station hat niemals jemand von der anderen Seite des Östlichen Ozeans den Zoll passiert. Die Akten sind vollkommen leer. In dieser Hinsicht ist es ein ziemlicher Ruheposten.«
»Na ja, viel Arbeit scheint es tatsächlich nicht zu geben.«
»Es ist eine Schande. Sie sollten sich mal die Zollformulare ansehen, sie sind wirklich kunstvoll gestaltet. Allein der Briefkopf! Sie sollten einige Blätter mitnehmen. Und der Stempel – morgen früh stempele ich etwas für Sie ab. Der Stempel ist ein wahres Meisterstück.«
Das Ende ihrer Zigarette glühte in der Dunkelheit. Quentin erinnerte sich daran, wie er das letzte Mal geraucht hatte, während der kurzen, aber vehement hedonistischen Phase, die er in New York verbracht hatte, drei Jahre zuvor. Elaines Zigarette duftete süßlich. Er bat sie um eine. Sie musste sie für ihn rollen, er hatte vergessen, wie man selbst drehte. Hatte er es je gekonnt? Nein. Eliot hatte ein raffiniertes silbernes Gerät dafür besessen.
Quentin sagte: »Es ist mir unangenehm, das Thema zur Sprache zu bringen, aber ich bin aus einem bestimmten Grund hier.«
»Das habe ich bereits vermutet. Geht es um den magischen Schlüssel?«
»Wie bitte? Nein, mit einem magischen Schlüssel hat es nichts zu tun.«
Sie lehnte sich zurück und legte ihre Füße auf eine Truhe, die sie als Tisch benutzte.
»Mit was dann?«
»Es geht um das Geld. Die Steuern. Sie haben sie letztes Jahr nicht bezahlt. Ich meine, die Insel hat es versäumt.«
Sie fing an zu lachen, aus vollem Hals, mit offenem Mund und klatschte in die Hände.
»Und dafür hat man Sie geschickt? Man hat den König geschickt?«
»Ich wurde nicht geschickt. Ich bin der König. Ich bin aus eigenem Willen hierhergereist.«
»Soso.« Sie tupfte sich mit den Handballen die Augen ab. »Sie sind so eine Art Mikromanager, oder? Sie fragen sich also, wo das Geld ist. Wir hätten es schicken sollen. Das hätten wir auch gekonnt. Hier auf der Außeninsel leidet niemand Hunger. Morgen zeige ich Ihnen die Goldkäfer. Erstaunliche Tiere: Sie fressen Dreck, und hinten kommt Golderz raus. Ihre Nester sind aus Gold gemacht!« Sie trat gegen die Truhe, auf der ihre Füße lagen. »Nehmen Sie die. Sie ist voller Gold. Die Truhe bekommen Sie gratis dazu.«
»Abgemacht«, sagte Quentin. »Vielen Dank.«
Mission ausgeführt. Er zog an der Zigarette und musste einen Hustenreiz unterdrücken. Er hatte nur sehr kurze Zeit geraucht. Vielleicht hatte er zu viel von diesem Zeug getrunken. Was war es? Rum? Es war süß, und sie befanden sich auf einer tropischen Insel, also mochte es Rum heißen.
»Wir hatten seit Jahren nichts mehr von Ihnen gehört. Warum sollten wir also Steuern zahlen? Das schien uns sinnlos. Und was wollen Sie überhaupt mit dem Zeug?«
Diese Frage hätte Quentin beantworten können, aber er musste zugeben, dass seine Antwort nicht besonders fachmännisch
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