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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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so etwas tolerieren wir hier normalerweise nicht. Ich weiß nicht, wo Sie hineingeraten sind, aber ich habe mich im Laufe der Jahre nicht unerheblich für Sie eingesetzt und muss auch an den Ruf und die Sicherheit der Schule denken.«
    Aha. Da war er, der Dekan Fogg, denn er gekannt und gefürchtet hatte. Er war gar nicht weg gewesen, sondern hatte sich nur verstellt. Doch Quentin war nicht mehr der unartige Schuljunge von früher.
    »Oh, das weiß ich, Dekan Fogg. Glauben Sie mir.«
    »Na schön. Passen auf sich auf, Quentin. Rühren. Sie. Nicht. In der Scheiße!« Fogg betonte die Obszönität klar und deutlich. »Augenblicklich erwecken Sie den Eindruck, alles besser zu wissen. Doch Bescheidenheit ist eine nützliche Eigenschaft für einen Magier, glauben Sie mir, Quentin. Die Magie weiß es besser, nicht Sie. Erinnern Sie sich noch daran, was ich am Abend vor dem Examen zu Ihnen gesagt habe? Die Magie gehört uns nicht. Ich weiß nicht, wem sie gehört, aber sie wurde uns nur geliehen, allerhöchstens. Es ist wie das Gleichnis, das der bedauernswerte Professors March zu zitieren pflegte – das mit den Schildkröten. Ködern Sie sie nicht, Quentin. Eine Welt sollte jedem genügen.«
    Der hatte leicht reden. Schließlich kannte er nur eine.
    »Danke. Ich werde Ihren Rat beherzigen.«
    Fogg seufzte tragisch, wie Cassandra, die die Trojaner warnte und genau wusste, dass man nicht auf sie hören würde.
    »Na schön. Professor Geiger müsste im Aufenthaltsraum der Erstsemester sein, falls Sie ein Portal brauchen. Es sei denn, Sie wollen uns lieber auf dem Weg wieder verlassen, den Sie gekommen sind.«
    »Ein Portal wäre wunderbar, vielen Dank.« Quentin stand auf. »Übrigens, noch etwas zu der abgewiesenen Bewerberin, die draußen wartet. Sie ist eine bessere Magierin als die meisten Ihrer Schüler, ja sogar als die meisten Lehrer.«
    Quentin ging mit Julia hinunter in den Aufenthaltsraum der Erstsemester. Er musste hier raus! Alles war kleiner als in seiner Erinnerung. Es war wie bei
Alice im Wunderland
, als hätte er den Zaubertrank getrunken. Er hatte das Gefühl, dass sein Kopf zum Schornstein hinausragte und seine Arme aus den Fenstern.
    »Übrigens«, sagte er zu Julia, »du hast nicht viel verpasst.«
    »Echt?«, fragte Julia. »Du aber.«

Kapitel 10
    J ulia hatte beschlossen abzuwarten. Das Problem war nur, dass das Warten sich hinzog. Sie wussten über sie Bescheid und früher oder später würden sie sich um sie kümmern müssen. Es war nur die Frage, wer den längeren Atem hatte. Doch die Wochen vergingen. Die Oberstufe machte ihr Highschool-Examen. Auch Julia, obwohl sie nicht zur Abschlussfeier ging.
    Der Sommer verwandelte ihr abgedunkeltes Zimmer in einen Heißluftbackofen, der alles im Inneren trocken und knusprig werden ließ. Dann kam der Herbst, und das Klima wurde wieder erträglicher. Der Efeu, der sich an dem Haus hinter ihrem emporrankte, färbte sich bunt und raschelte im Wind. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe. Julia spürte, wie es rings um sie einsamer wurde, als alle ihre Klassenkameraden aufs College wechselten. Alle, außer ihr. Sie war jetzt achtzehn, eine eigenverantwortliche Erwachsene. Ihre Kindheit war vorbei. Niemand konnte sie mehr zu irgendetwas zwingen.
    Nachdem ihre alten Freunde, die Freunde von Julia Nummer eins, weggezogen waren, fühlte sie sich einerseits erleichtert, andererseits machte es sie nervös. Sie musste ganz allein mit ihrer Situation fertig werden. Einsam und allein. Sie hatte sich bis ans Ende der Welt vorgetastet, sich mit den Fingern an den Rand gehängt und fallen gelassen. Würde sie für immer fallen?
    Julia tat alles, um die Zeit totzuschlagen. Sie tötete sie, ermordete, massakrierte sie und versteckte die Leichen. Sie warf ihre Tage mit beiden Händen ins Feuer und sah zu, wie sie in duftenden Rauch aufgingen. Es war nicht leicht. Manchmal schien es, als seien die Stunden stehengeblieben. Sie kämpften gegen Julia an, während sie vergingen, eine nach der anderen, wie hartnäckige Schösslinge. Online-Scrabble half, ihnen Beine zu machen, Filme ebenfalls. Doch man konnte sich den
Hexenclub
nicht beliebig oft ansehen; die Grenze lag bei dreimal.
    Sechs Wochen verbrachte sie auch im Irrenhaus. Da, jetzt war es heraus. Es war schrecklich, aber sie hatte schon damit gerechnet, und man konnte es ihren Eltern auch nicht wirklich verübeln. Sie ließen ihr die Wahl: Akademie oder Anstalt, und sie wählte die zweite Tür. Was konnte sie dagegen

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