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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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eingebunden worden waren.
    Quentin dachte die ganze Zeit daran, wie seltsam es war, dass sich die Zustände hier überhaupt nicht verändert hatten. Das sollte gar nicht möglich sein, es musste irgendein physikalisches Gesetz verletzen. Einige Studierende saßen auf dem Gras, die meisten von ihnen waren Mädchen und setzten ihre lichthungrigen Körper der Sonne aus, soweit es die Schuluniformen zuließen. Das Semester war zwar zu Ende, aber die Abschlussklasse musste noch ihre Prüfungen ablegen. Wenn sich Quentin an dieser Stelle nach links gewandt hätte und fünf Minuten gelaufen wäre, an der Gruppe der fünf Eichen vorbei, hätte er das Cottage erreicht, und es wäre voller Fremder gewesen, die sich auf den Sesseln am Fenster gefläzt, den Cottage-Wein getrunken, die Cottage-Bücher gelesen und sich in den Cottage-Betten miteinander vergnügt hätten. Er fragte sich, ob er das überhaupt sehen wollte, aber jetzt, in dieser Situation, vermied er es ohnehin lieber.
    Die Schüler und Schülerinnen sahen ihnen nach, auf die Ellbogen gestützt und voll arrogantem Mitleid für sie, die blöd genug gewesen waren, Examen zu machen und älter zu werden. Quentin wusste ganz genau, wie sie sich fühlten. Sie fühlten sich wie Könige und Königinnen. Sollten sie es doch genießen, solange sie konnten.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen würden.« Fogg redete immer noch. »Nach Ihrem – wie sollen wir es nennen – Rückzug? Von denen, die sich zu diesem Schritt entschließen, kehren nicht viele wieder zurück. Wenn wir sie verlieren, dann in der Regel für immer. Aber ich nehme an, Sie haben – wie soll ich sagen – Ihren Irrtum eingesehen?«
    Fogg hatte sich offenbar dafür entschieden, sich aufs hohe Ross zu setzen, und er klang, als genösse er die Aussicht von dort oben. Sie verließen die glühend heiße, ungeschützte Wiese und betraten die kühlen Pfade des Irrgartens, die sich in unregelmäßigen Abständen zu kleinen Höfen und Kreisen erweiterten, in deren Mitte blasse Steinbrunnen standen. An diesen Brunnen hatte er mit Alice rumgehangen, obwohl die Wege, die dorthin führten, nicht mehr dieselben waren, da der Irrgarten einmal im Jahr neu angelegt wurde. Quentin folgte Fogg.
    »Ich habe einfach meine Meinung geändert«, erwiderte Quentin. Das hohe Ross war groß genug für zwei. »Aber es war sehr großzügig von Ihnen, mir – wie soll ich sagen? – in der Stunde der Not Obdach zu gewähren.«
    »Ganz recht, so war es.«
    Fogg zog ein Taschentuch aus der Innentasche seines Blazers und wischte sich damit die Stirn ab. Er war durchaus gealtert. Der Ziegenbart war neu und fast weiß. Er war die ganze Zeit hier gewesen, Tag für Tag, und hatte mit anderen Jugendlichen das gemacht, was er seit jeher mit ihnen gemacht hatte, bevor sie nach ihrem Abschluss fortgegangen waren. Schon nach fünf Minuten litt Quentin an Klaustrophobie. Fogg betrachtete ihn noch immer als den Jungen, der er einmal gewesen war, doch diesen Jungen gab es nicht mehr.
    Sie betraten das Schulgebäude und gingen hinauf in Foggs Büro. Bevor Quentin ihm dort hinein folgte, drehte er sich zu Julia um.
    »Würde es dir etwas ausmachen, kurz draußen zu warten?«
    »Nein, schon okay.«
    »Vielleicht wäre es taktisch klüger, die Sache von Mann zu Mann zu besprechen.«
    Julia formte mit Daumen und Zeigefinger ein lustloses O.-K. -Zeichen. Alles klar. Sie setzte sich auf die Bank neben Foggs Tür, die normalerweise den frechen und/oder faulen jüngeren Schülern vorbehalten war. Sie würde schon zurechtkommen. Hoffte er.
    Der Dekan setzte sich und faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch. Die schweren, ledrigen, vertrauten Gerüche krallten sich an Quentin fest und versuchten, ihn in die Vergangenheit zurückzuzerren. Er fragte sich, was er sagen würde, wenn er mit dem Jungen reden könnte, der er gewesen war und der auf offensichtlich genau demselben Stuhl gesessen hatte, in den knittrigen Kleidern, in denen er geschlafen hatte, mit nervös zuckendem Knie und der Befürchtung, das alles sei nur ein Witz. Sei vorsichtig? Nimm die blaue Pille? Vielleicht eher etwas Praktisches. Schlaf nicht mit Janet. Fass keine komischen Schlüssel an.
    Und was würde seine jüngere Ausgabe antworten? Sie würde ihn ansehen wie Benedikt und sagen: Als ob ich das tun würde!
    »Also«, sagte Fogg. »Was kann ich für Sie tun? Was führt Sie zurück an Ihre bescheidene Alma Mater?«
    Wie sollte Quentin ihn um Hilfe

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