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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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sagen – sie hatte geglaubt, dass ihre Eltern blufften, und sie herausgefordert. Selbst schuld.
    Also geschah es. Sie hatte damit gerechnet, dass es schlimm sein würde, aber es kam noch viel schlimmer. Sechs Wochen voller übler Gerüche, üblen Essens und übler Geschichten von ihrer Mitbewohnerin, deren Arme von den Handgelenken bis zu den Achseln mit Rasierklingennarben gemustert waren. Nachts warf sie sich unruhig im Bett umher und brabbelte: »Transformer, Transformer, alle sind Transformer, warum transformiert ihr nicht?«
    Wer war eigentlich verrückt? Ein schlechter Film, schlechter als der
Hexenclub.
    Sie führte ihre Therapeuten in die Irre und nahm ihre Medikamente, die die Zeit schneller vergehen ließen. Die Zeit fliegt geradezu, wenn man Spaß hat, und Spaß bedeutete für sie Nardil. Manchmal glaubte sie tatsächlich, der Tod sei ihrem Zustand vorzuziehen, aber diesen Triumph gönnte sie diesen Scheißkerlen nicht. Sie würden sie nicht kleinkriegen. Das schafften sie nicht. Nein, das schafften sie nicht.
    Irgendwann schickte man sie einfach wieder nach Hause. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen. Sie stellte keine Gefahr für sich selbst oder andere dar. Sie war einfach nicht verrückt genug.
    Das war also die nächste exklusive Institution, aus der sie rausgeworfen wurde.
Zack
-bumm. Vielen Dank, Sie waren ein großartiges Publikum. Ich werde hier sein – die ganze Woche, den ganzen Monat, das ganze Jahr, unendlich lange, bis auf weiteres.
    Da sie ja nun ein wenig Freizeit hatte, eröffnete sie eine neue Kriegsfront. Wenn Magie tatsächlich existierte, mussten logischerweise irgendwelche glaubwürdigen Informationen darüber in Umlauf sein, wie sie funktionierte. Die Brakebills-Schüler hatten sicher kein Exklusivrecht darauf. Es war unvermeidlich; jeder, der etwas von Informationstheorie verstand, musste das wissen. Eine so große Datenmenge konnte man einfach nicht hermetisch abschotten. Es war zu viel, und es musste zu viele Lücken geben, aus denen die Informationen heraussickern konnten. Julia nahm sich vor, von ihrer Seite aus mit der Tunnelbohrung zu beginnen.
    Sie legte eine systematische Studie an. Sie tat gut daran, ihrem immer hungrigen Verstand eine Knobelaufgabe zu geben, die ihn zwar nicht glücklich machte, aber wenigstens beschäftigte. Julia erstellte eine Liste der wichtigsten magischen Traditionen, dann eine der weniger wichtigen. Dazu legte sie Bibliographien der wichtigsten Werke an, las sie alle nacheinander, siebte diejenigen mit nützlichen Informationen heraus und ließ die anderen beiseite – die Matrix von unnützem mystischem Dünnschiss, mit dem sie verknüpft waren. Dies erforderte, dass sie hin und wieder das Haus verließ und einige verstohlene Vorstöße in die große, böse Außenwelt unternahm. Das wiederum hatte den Nebeneffekt, dass es ihre Eltern ein wenig beruhigte, insofern war es rundum sinnvoll.
    Julia mahlte und kochte, schnüffelte und schmierte. Es machte Spaß, wie eine Schnitzeljagd. Sie streifte durch Headshops, Bioläden und Reformhäuser, machte sich mit den Läden an der Bowery vertraut, die die Restaurants belieferten – eine hervorragende Quelle für Grundstoffe –, und erkundete das Sortiment der Online-Laborlieferfirmen. Unfassbar, was man sich alles schicken lassen konnte, wenn man einen falschen Ausweis, ein PayPal-Konto und ein Postfach besaß. Falls die Sache mit der Magie nicht klappte, konnte sie jederzeit in die Terrorismusbranche wechseln.
    Einmal verbrachte sie eine ganze Woche damit, tausend Knoten in einen Faden zu knüpfen, bis sie beim erneuten Durchlesen der Anleitung feststellte, dass sie eine Strähne ihrer eigenen Haare hätte mit hineinflechten müssen, und noch einmal von vorn anfangen musste. Sie war schon immer ein Workaholic gewesen – sie könne gar nicht genug Workahol bekommen, hatte James immer gewitzelt –, doch sogar sie hatte ihre Grenzen. Zweimal tötete sie sogar ein kleines Lebewesen, eine Maus und einen Frosch, still und klammheimlich, hinten im Garten, im Schutz der Dunkelheit. Und wenn schon, das war der Kreislauf des Lebens.
Hakuna matata.
Was übrigens ein relativ moderner Begriff aus dem Swahili ist und rein gar nichts bewirkt, egal, wie verfickt oft man es psalmodiert.
    Tatsächlich war alles verfickt. Alles blieb verfickt, als sie bei ihren Eltern auszog und sich eine Einzimmerwohnung über einer Bagel-Bäckerei nahm, wofür sie einen Zeitarbeitsjob annehmen musste, um die Miete zu bezahlen,

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