Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Gesichtern – gefroren, und jede Farbe war daraus gewichen. Quentin musste blinzeln, um wieder richtig sehen zu können, dabei er hatte er rechtzeitig die Augen geschlossen.
Einen Moment lang herrschte absolute Stille.
»Ach du Scheiße!«, sagte einer. Dann fingen alle auf einmal an zu reden. Alex sah unzufrieden aus, schmiss sie aber nicht raus.
»Tragt euch ein«, sagte er und tupfte sich mit dem Jackenärmel die tränenden Augen ab. »Keine Ahnung, wo du das herhast, aber lern bitte bis zum nächsten Mal den normalen Blitzlichtspruch.«
»Cheers«, sagte Quentin.
Alex zog einen blauen Sternenaufkleber von einem Blatt ab und klebte ihn auf Quentins Handrücken. Dann reichte er ihm das Klemmbrett. Unter »Name« trug Quentin
König Quentin
ein und gab das Brett an Julia weiter.
Als sie fertig war, zog Quentin sie aus dem Wohnzimmer und in die Küche mit dem beuligen PVC -Fußbodenbelag, dem fünfzehn Jahre alten Einbauherd und den bunten Pyramiden von schmutzigem Geschirr auf der Arbeitsplatte. Er hatte endgültig die Nase voll.
»Was zum Teufel machen wir hier?«, zischte er.
»Komm mit.«
Sie führte ihn weiter ins Haus hinein, einen Flur entlang, der in einem anderen, sichereren Universum zu Papis Arbeitszimmer, einem Fernsehzimmer und einem Wäscheraum geführt hätte, bis sie die billige Wabentür zur Kellertreppe fand.
Quentin schloss sie hinter ihnen. Die kühle, schimmlige Stille von Vorortkellern in aller Welt umfing sie. Die Treppenstufen bestanden aus rohem, von Spinnweben überzogenem Fichtenholz.
»Ich verstehe das nicht, Julia«, sagte Quentin. »Du gehörst hier genauso wenig hin wie ich. Du bist nicht wie die anderen. Du hast dein Wissen nicht von einem Haufen illegaler Loser in einer miesen Absteige. Das kann nicht sein!«
Sie waren allein, abgesehen von einigen zugeklebten Pappkartons, einem abgeschalteten Fernseher von der Größe einer Waschmaschine sowie einer halben Tischtennisplatte.
»Vielleicht bin ich aber nicht die, für die du mich hältst. Vielleicht bin ich auch eine illegale Loserin.«
»Das wollte ich gar nicht sagen!« Wirklich? Er versuchte noch immer, diesen Ort einzuschätzen. »Ein Wunder, dass sie den Schuppen noch nicht abgefackelt haben.«
»Ich glaube, du willst sagen, dass sie nicht gut genug sind. Sie genügen deinen Ansprüchen nicht.«
»Hier geht’s doch gar nicht um Ansprüche!«, entgegnete Quentin, obwohl er sich allmählich auf unsicherem Terrain befand. »Hier geht’s um … Ich habe mir mein Wissen hart erkämpft, weißt du. Meine Art von Können muss man sich verdienen. Man kann es sich nicht einfach im Supermarkt kaufen.«
»Ach, und ich? Glaubst du, ich hätte keine Opfer gebracht?«
»Doch, ich weiß, dass du Opfer gebracht hast.« Quentin atmete tief durch. Immer mit der Ruhe. Das Haus war nicht das Problem. Das Problem war, zurück nach Fillory zu kommen.
»Wie hat er das Haus genannt? Ein ›Dojo‹?«
»Dojo, Safehouse, völlig egal. Die Häuser bieten Zuflucht. Aber der Typ ist doch sowieso ein Vollhorst.«
»Gibt es viele solcher Häuser?«
»So an die hundert, über das ganze Land verteilt. Die meisten liegen an den Küsten.«
Großer Gott. Die reinste Epidemie.
»Was hatte dieser Test eben zu bedeuten?«
»Du meinst den, bei dem du durchgefallen bist? Das ist der Test, der beweist, dass man ein Zauberer erster Stufe ist. Der muss man sein, um hier hereinzukommen. Wenn du den Test bestehst, bekommst du ein Stern-Tattoo und kannst bleiben. Die meisten Leute lassen sich den Stern auf die Hand oder eine andere gut sichtbare Stelle tätowieren. Je mehr Prüfungen man besteht, desto höher steigt man auf und desto mehr Sterne bekommt man.«
»Aber wer verwaltet das alles? Dieser Alex?«
»Nein, er ist nur der Herbergsvater. Kümmert sich um das Haus. Das Rangsystem ist selbstverwaltet. Jeder Zauberer kann einen anderen auf gleicher oder niedrigerer Stufe auffordern, den Test seiner Stufe oder einer der niedrigeren Stufen zu demonstrieren«, rezitierte sie. »Um zu beweisen, dass er oder sie das Handwerk beherrscht. Wer seinen Scheiß nicht beherrscht, bekommt schnell die rote Karte.«
»Aha.« Quentin versuchte, den Haken an der Sache zu finden, aber spontan fiel ihm nichts ein. Er verschob es auf später. »Auf welcher Stufe stehst du denn?«
Statt zu antworten, drehte sie sich um und zeigte ihm das Gleiche wie dem Türsteher und Alex: Sie hatte einen blauen, siebenzackigen Stern im Nacken. Die Spitzen verschwanden in ihrem
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