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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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geschah nichts. Sie hatten keine Ahnung, was sie da taten – ihre weichen rosa Finger nahmen nicht ansatzweise die richtigen Positionen ein. Sie hatten sich nicht mal die Fingernägel geschnitten.
    Als der Mann Julia in der Tür stehen sah, erschrak er sichtlich und brauchte einen Augenblick, bevor er imstande war, freudige Überraschung zu heucheln. Er mochte um die vierzig sein, hatte sorgfältig modisch zerzaustes, braunes Haar und einen Kinnbart. Er erinnerte an einen großen Käfer, der jedoch recht gut aussah.
    »Julia!«, rief er. »Was für eine Überraschung! Du hier, ich kann es kaum glauben!«
    »Warren, ich muss mit dir reden.«
    »Natürlich, gerne!« Warren rang darum, Herr der Situation zu bleiben, um den Schein zu wahren, doch es war sonnenklar, dass Julia zu den letzten Personen gehörte, von denen er sich Überraschungsbesuche wünschte.
    »Wartet ihr einen Moment?«, fragte er, an seine Anhängerinnen gewandt. »Ich bin gleich zurück.«
    Kaum hatte er den Schulmädchen den Rücken zugewandt, verschwand das Lächeln von Warrens Gesicht. Sie durchquerten den Raum. Warren hatte einen seltsam schwankenden Gang, als müsse er einen Klumpfuß ausgleichen.
    »Was soll das, Julia?«, fragte er. »Mich mitten im Unterricht zu stören? – Warren«, stellte er sich Quentin zurückhaltend lächelnd vor. Sie reichten sich die Hand.
    »Ich muss mit dir reden.« Julias Stimme klang äußerst angespannt.
    »Okay.« Doch bevor sie etwas sagen konnte, fügte er gedämpft hinzu: »Nicht hier, verdammt. In meinem Büro.«
    Er führte Julia auf eine Tür zu.
    »Ich warte hier«, bot Quentin an. »Ruf mich, wenn …«
    Julia schloss hinter Warren und sich die Tür.
    Quentin sagte sich, dass ihm das ganz recht geschah, nachdem er Julia im Flur vor Foggs Büro hatte warten lassen. Für sie musste die Situation hier ähnlich seltsam sein, wie es die bei der Rückkehr nach Brakebills für ihn gewesen war. Er konnte nicht verstehen, was die beiden redeten. Dazu hätte er an der Tür lauschen müssen, doch damit hätte er die Mädchen im Wohnzimmer nur noch neugieriger gemacht, die ihn jetzt schon interessiert beobachteten, wahrscheinlich, weil er noch immer wie ein König von Fillory gekleidet war.
    »Hi«, sagte er. Rasch blicken alle woandershin.
    Im Büro hörte man wütende, aber noch immer unverständliche Stimmen. Warren redete beruhigend auf Julia ein, spielte den Vernünftigen, doch irgendwann reizte Julia ihn zu sehr, und auch er wurde laut.
    »… nach allem, was ich dich gelehrt habe, nach allem, was ich dir gegeben habe …«
    »Was hast du mir denn gegeben?«, schrie Julia ihn an. »Denk mal daran, was ich dir gegeben habe …«
    Quentin räusperte sich. Die Eltern stritten sich. Die ganze Szene wirkte zunehmend komisch auf ihn, ein sicheres Zeichen dafür, dass er in gefährlichem Maße den Kontakt zur Realität verlor. Die Tür wurde geöffnet, und Warren erschien. Sein Gesicht war gerötet, Julias blass.
    »Ich möchte, dass du gehst«, sagte er. »Du hast bekommen, was du wolltest. Und jetzt raus hier.«
    »Ich habe bekommen, was du hattest!«, fauchte sie zurück. »Nicht, was ich wollte.«
    Er riss die Augen auf und breitete die Arme aus, als wolle er sagen: Was soll ich machen?
    »Richte einfach das Portal auf«, sagte Julia.
    »Das kann ich mir nicht leisten«, entgegnete er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Gott, bist du erbärmlich!«
    Steifbeinig marschierte Julia den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Warren folgte ihr. Im Spiegelzimmer holte Quentin sie ein. Julia kritzelte wütend in das Buch, Warren war mit seinem eigenen Kram beschäftigt. Etwas Seltsames ging mit ihm vor. Ein langer Zweig hatte sich am Ellbogen durch sein Hemd gebohrt. Er schien an ihm befestigt zu sein.
    Es war wie ein nicht enden wollender Traum. Quentin ignorierte das Phänomen. Schließlich waren sie sowieso auf dem Sprung.
    »Siehst du jetzt, was du mir antust?«, fragte Warren. Er versuchte, den Zweig zu drehen und abzubrechen, aber er war zu grün und biegsam. Unterhalb seiner Rippen schien unter seinem Hemd ein zweiter Zweig zu sprießen. »Allein durch deine Anwesenheit, siehst du, was du mir antust?«
    Endlich hatte er den Zweig abgebrochen und wedelte ihr damit vorwurfsvoll vor dem Gesicht herum.
    »Hey!«, sagte Quentin und stellte sich Warren in den Weg. »Ganz ruhig, ja?« Das waren die ersten Worte, die er an ihn gerichtet hatte.
    Julia hörte auf zu schreiben und starrte den Spiegel an.
    »Je

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