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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Größe einer Zehn-Cent-Münze. Ein Heptagramm, aber farbig ausgefüllt. Es zwinkerte Quentin von ihrem Handrücken, ihrem Unterarm oder dem weichen Teil zwischen Daumen und Zeigefinger aus zu. Einer von ihnen hatte zwei – rechts und links der Halswirbelsäule wie Frankensteins Halsschrauben. Der Asiate mit dem nackten Oberkörper hatte vier. Vor Quentins Augen begann er mit einem vertrackten Zauber, den Quentin nicht kannte, wobei er glasig durch das Netz seiner arbeitenden Finger schaute. Quentin konnte gar nicht hinsehen.
    Ein rothaariger Mann mit Sommersprossen, ein winziger Dennis, die Nervensäge-Typ, saß allein für sich auf dem Kaminsims aus grauem Schiefer und überblickte die Szene. Als er sie sah, hievte er sich hinunter und marschierte auf sie zu. Er trug eine viel zu große Armeejacke und hatte ein lädiertes Klemmbrett in der Hand.
    »Hi, Leute«, grüßte er. »Ich bin Alex, willkommen in meinem Dojo. Und wer seid ihr?«
    »Ich bin Julia. Das ist Quentin.«
    »Okay. Entschuldigt, dass es hier so aussieht. Die Tragödie des gemeinen Volkes.« Im Gegensatz zu allen anderen im Zimmer wirkte Alex aufgeweckt und geschäftsmäßig. »Kann ich bitte eure Sterne sehen?«
    Julia zeigte erneut die Stelle im Nacken.
    »Aha.« Alex zog die Augenbrauen hoch. Was immer er sah, beeindruckte ihn. Er wandte sich an Quentin. »Und was ist mit dir?«
    »Er hat keine«, sagte Julia.
    »Ich habe keine.« Quentin konnte für sich selbst sprechen.
    »Ist er bereit, sich der Prüfung zu unterziehen? Sonst kann er nämlich nicht hierbleiben.«
    »Ich verstehe«, sagte Julia.
    Das Unglaubliche war, dass sie dem Typen nicht über den Mund fuhr, sondern höflich reagierte! Sie, eine Königin von Fillory, unterwarf sich den albernen Regeln dieses Rattenlochs!
    »Quentin«, sagte sie, »er möchte dich testen. Um festzustellen, ob du zaubern kannst.«
    »Ich möchte auch so einiges. Muss ich mitmachen?«
    »Ja, das musst du, verdammt nochmal«, sagte sie ruhig. »Tu’s einfach. Es ist nur eine ganz einfache Übung, die jeder zeigen muss, der zum ersten Mal herkommt. Lass einfach ein Blitzlicht aufleuchten. Wobei du wahrscheinlich eine komplizierte Bezeichnung dafür hast.«
    »Zeig’s mir.«
    Julia absolvierte drei geübte Handbewegungen, blitzschnell hintereinander, schnippte mit den Fingern und sagte:
»ışık!«
    Das Schnippen verursachte einen kleinen Blitz, wie von einer Fotokamera.
    »Okay?«
    »Augenblick«, sagte Quentin. »Diese Handpositionen waren etwas untypisch. Könntest du …?«
    »Jetzt macht schon, Leute«, drängte Alex, nicht mehr ganz so munter. »Wird’s bald?«
    Quentin erkannte jetzt, dass Alex acht Sterne trug, vier auf jedem Handrücken, was ihn wahrscheinlich zum König dieser Absteige machte.
    »Komm schon, Quentin.«
    »Okay, okay. Zeig’s mir noch mal.«
    Julia wiederholte den Zauber. Quentin versuchte, die Finger so zu krümmen wie sie. Brakebills lehrte geradlinige Positionen, bei denen die Hände annähernd platonisch-geometrische Figuren ausführten, während Julias locker und organisch waren, nicht abgezirkelt. Außerdem war es zwei Jahre her, dass Quentin mit Situationen in der wirklichen Welt konfrontiert worden war. Er versuchte es einmal – schnipp! – und es klappte nicht. Zum zweiten Mal. Wieder nichts.
    Das brachte ihm ironischen Applaus aus der Runde ein. Die Einheimischen zeigten Interesse an seiner Vorstellung.
    »Tut mir leid, noch ein Versuch, dann fliegst du raus«, sagte Alex. »In einem Monat kannst du wiederkommen.« Julia wollte die Technik noch einmal demonstrieren, doch Alex bedeckte ihre Hände mit seiner Rechten. »Er soll es selbst versuchen.«
    Der Rausschmeißer, Lehrer für Zaubertränke, war hereingekommen und beobachtete Quentin mit verschränkten Armen. Quentin hörte, wie andere Anwesende
»ışık!«
sagten, und jedes Mal leuchtete ein Blitzlicht auf.
    Verdammte Scheiße! Er hatte keine Lust, innerhalb von dreißig Sekunden einen schlampigen Halbhexentrick zu lernen, der womöglich seine Technik verdarb. Er hatte eine klassische Ausbildung genossen, er war ein Meisterzauberer und ein König obendrein. Es werde Licht.
    »«, sprach er. »«
    Mal sehen, wer hier das bessere Aramäisch draufhatte. Er schloss die Augen und klatschte laut in die Hände.
    Das Licht war grell und blendend – ein Blitzlicht aus nächster Nähe, genau vor den Augen. Für eine Sekunde war der ganze Raum – vom schmierigen Teppich über die Lüster bis hin zu den starren

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