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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Haar, das sie für das Tattoo wohl hatte abrasieren müssen. Er sah aus wie die Sterne der anderen, die er oben gesehen hatte, nur größer, wie ein Silberdollar, und er hatte einen Kreis in der Mitte mit der Nummer fünfzig darin.
    »Wow!« Quentin war beeindruckt. »Der Gartenzwerg oben hatte nur acht. Du bist also eine Magierin der fünfzigsten Stufe?«
    »Nein.«
    Sie fasste mit gekreuzten Armen den Saum ihrer Bluse.
    »Nein, warte …«
    »Stell dich nicht so an.« Sie zog ihr Hemd hinten hoch, aber nur zur Hälfte. Ihr Rücken war mit blauen Sternen bedeckt, Dutzende von ihnen in ordentlichen Reihen. Quentin zählte zehn quer – es mussten mindestens hundert sein. Sie ließ ihre Bluse wieder fallen und drehte sich zu ihm um.
    »Auf welcher Stufe ich stehe? Ich bin die Beste, das ist meine Stufe, und fick dich, dass du überhaupt gefragt hast! Jetzt komm schon. Ich bringe uns zurück nach Fillory.«
    Sie klopfte an eine schwere, feuerfeste Tür, wie sie in den meisten Kellern die Heizungsräume haben. Auf Rollen glitt sie beiseite. Der Mann, der sie geöffnet hatte, glich einem Prepster aus dem Modejournal – kurzes blondes Haar, lachsfarbenes Polohemd –, abgesehen davon, dass er nur ungefähr einen Meter zwanzig groß war. Trockene, beißende Hitze wallte aus dem Raum.
    »Was kann ich für euch tun an diesem wundervollen Abend?«, fragte er. Seine Zähne waren weiß und gleichmäßig.
    »Wir müssen nach Richmond.«
    Der kleine Mann war außerdem nicht ganz massiv, sondern durchscheinend an den Rändern. Quentin bemerkte es zunächst nicht, bis er feststellte, dass er Dinge hinter den Händen des Mannes sehen konnte, die er eigentlich nicht hätte erkennen dürfen. Jetzt waren sie wirklich hinter den Spiegeln.
    »Leider muss ich heute Abend den vollen Fahrpreis berechnen, wegen des Wetters. Die Verbindungen sind überfüllt.« Er besaß die augenzwinkernden Manierismen eines altmodischen Zugschaffners. Er winkte Julia herein.
    »Nur die Dame, bitte«, erklärte der durchscheinende Prepster. »Der Herr nicht.«
    Obwohl Quentin Julias Magieszene abseits von Brakebills durchaus achtete, reichte es ihm jetzt endgültig. Seine Kenntnisse der Höflichkeitsnormen in der wirklichen Welt waren eingerostet, aber durchaus noch vorhanden. Er flüstere eine Reihe schneller, abgehackter chinesischer Silben und eine unsichtbare Hand griff den Mann am Nacken und riss ihn zurück an die Holzwand hinter ihm, so dass sein Kopf dagegen- schlug.
    Falls Julia überrascht war, zeigte sie es nicht. Der Mann zuckte nur mit den Achseln und rieb sich den Hinterkopf.
    »Ich hole das Buch«, brachte er hervor. »Habt ihr Kredit?«
    Sie befanden sich in einem Heizungsraum, heiß und aus rohen Holzbalken gezimmert. Darin stand ein richtiger Allesbrenner mit einem Feuerlöscheimer voller Sand daneben. An einer Wand lehnten zwei Spiegel mit antikem Aussehen: in Holzrahmen und an manchen Stellen blind.
    Julia hatte Kredit. Das Buch erwies sich als ledergebundener Foliant, in den Julia irgendetwas hineinschrieb, wobei sie sich mittendrin unterbrach und im Kopf Berechnungen anstellte. Als sie fertig war, warf der Mann noch einen Blick darauf und reichte ihnen beiden einen Streifen Papiertickets, wie man sie auf der Kirmes als Preis beim Skee-Ball-Spielen erhielt. Quentin zählte seine: Es waren neun Stück.
    Julia nahm ihre entgegen und trat durch den Spiegel. Sie verschwand, als wäre sie von einer Badewanne mit Quecksilber verschluckt worden.
    Quentin hatte schon damit gerechnet. Spiegel waren leicht zu verzaubern, weil sie von Natur aus etwas Überirdisches an sich hatten. Bei näherer Betrachtung entdeckte er jetzt unverkennbare Zeichen: Es waren echte Spiegel, die links und rechts nicht vertauschten. Obwohl er Julia gerade hatte hindurchtreten sehen, schloss er unwillkürlich die Augen und wappnete sich gegen den Knall, wenn er mit dem Kopf dagegenstieß. Stattdessen streifte ihn ein eiskalter Hauch.
    Stümper, dachte er. Bei einem fachmännisch errichteten Portal sollte man gar nichts spüren.
    Was folgte, glich einer Filmmontage: eine Reihe von schäbigen, nichtssagenden Hinterzimmern und Kellern, immer mit einer Aufsichtsperson, die ihre Tickets in Empfang nahm und einem Spiegel für die Weiterreise. Die Untergrundzauberer benutzten ein improvisiertes, magisches öffentliches Transportsystem von Keller zu Keller. Diese Amateure mussten es Stück für Stück zusammengebastelt haben. Quentin betete, dass irgendjemand da draußen

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