Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
eine Qualitätskontrolle durchführte, und zwar möglichst nicht auf freiwilliger Basis, damit sie nicht am Ende drei Kilometer hoch in der Luft materialisierten oder in der Mesosphäre drei Kilometer unter der Erdoberfläche. Das wäre eine wahre Tragödie des beschissenen einfachen Volkes gewesen.
In manchen Fällen besaß derjenige, der das Portal errichtet hatte, einen gewissen Sinn für Humor. Eines befand sich zum Beispiel in einer nachgebauten englischen Telefonzelle wie in Dr. Who. Ein anderes war von einer Wandmalerei umgeben: einer gigantischen, fetten Zirkusartistin, die vornübergebeugt ihr Kleid lupfte, so dass man unmittelbar in ihren Hintern treten musste.
Ein Halt war völlig anders als die übrigen: eine Managersuite mit gedämpfter Atmosphäre hoch oben in einem Wolkenkratzer in irgendeiner nicht identifizierbaren Metropole. Von dieser Höhe aus betrachtet und zu dieser nächtlichen Stunde hätte es überall sein können, Chicago, Tokio oder Dubai. Durch eine Rauchglasscheibe, wahrscheinlich nur von einer Seite durchsichtig, konnten Quentin und Julia ein Zimmer voller Männer in Anzügen erkennen, die um einen Konferenztisch saßen und debattierten. Hier gab es keine Aufsicht, sondern es wurde an die Ehrlichkeit der Durchreisenden appelliert: Man steckte sein Ticket in einen kleinen Bronzegott mit offenem Mund und trat dann durch den Spiegel.
»Solche Räume gibt es auf der ganzen Welt«, erklärte Julia unterwegs. »Viele Leute installieren sie und kümmern sich um den Betrieb. Die meisten sind in Ordnung, nur manchmal erwischt man einen miesen.«
»Mein Gott.« Das alles hatten sie organisiert, ohne dass irgendjemand in Brakebills auch nur die geringste Ahnung davon hatte. Julia hatte recht: Die in Brakebills hätten nie geglaubt, dass das möglich war. »Wer war dieser durchscheinende Prepster-Typ?«
»Eine Art Elf. Ein unbedeutender. Solche wie er dürfen nicht rauf.«
»Wohin sind wir unterwegs?«
»Zu meinem Ziel.«
»So genau wollte ich es nicht wissen.« Quentin blieb stehen. »Also, wohin gehen wir, und was wollen wir dort?«
»Wir gehen nach Richmond, Virginia. Um mit jemandem zu reden. Reicht das?«
Es reichte. Aber nur, weil Quentin seine Ansprüche sehr, sehr weit runtergeschraubt hatte.
Ein Portal führte überraschenderweise in eine Sackgasse. Der Raum war leer und dunkel, der Spiegel zerbrochen. Sie kehrten zurück und diskutierten mit einem Aufseher, der sie über eine Umleitung an der Sackgasse vorbeischickte. Ihr letztes Ticket gaben sie einem sanften, hübschen jungen Blumenkind mit mausgrauen Haaren und Mittelscheitel. Julia trug sich in das Buch der Frau ein.
»Willkommen in Virginia«, sagte sie.
Irgendwie waren sie sowohl durch den Raum als auch durch die Zeit gereist. Als sie die Treppe hinaufstiegen, sahen sie als Erstes das Licht der Morgensonne durch die Fenster hereinfallen. Sie befanden sich in einem großen Haus, hübsch eingerichtet und tipptopp gepflegt. Es herrschte eine viktorianische Atmosphäre: viel dunkles Holz, Orientteppiche und angenehme Stille. Eine deutliche Verbesserung zu dem Haus in Winston.
Julia schien sich hier auszukennen. Quentin folgte ihr, als sie durch leere Räume streifte, bis sie die Schwelle zu einem großzügigen Wohnzimmer erreichten. Dort lernte Quentin einen neuen Aspekt dessen kennen, was er die magische Untergrundszene getauft hatte. Ein älterer Herr in Jeans und Krawatte hielt von einer dick gepolsterten Couch aus Audienz, hofiert von drei jungen Mädchen in Yogahosen, die ihn ehrfürchtig und bewundernd anblickten.
Mein Gott, dachte Quentin. Diese Leute waren wirklich überall! Die Magie war entwischt, das schützende Antimateriefeld zusammengebrochen. Vielleicht hatte es auch nie existiert.
Der Mann demonstrierte seinem Publikum einen Kältezauber, simple Grundlagenmagie. Vor ihm stand ein Glas Wasser, und er arbeitete daran, es gefrieren zu lassen. Quentin hatte den Spruch als Erstsemester in Brakebills gelernt. Nachdem der Mann ihn vollendet hatte – in halbwegs korrektem, aber übertrieben pompösem Stil –, legte er die Hände um das Glas. Als er sie wegzog, war die Wasseroberfläche gefroren. Es war ihm gelungen, das Glas nicht zu zerbrechen, was durch die Ausdehnung des Eises oft passierte.
»Jetzt versucht ihr es«, sagte er.
Die Mädchen hatten jedes ihr eigenes Glas Wasser vor sich stehen. Im Chor wiederholten sie seine Worte und versuchten, auch seine Handbewegungen nachzuahmen. Wie vorauszusehen,
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