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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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sich am College herum und versucht, jungen Studentinnen zu imponieren und ihnen ein paar Tricks beizubringen, damit er sie bumsen kann.«
    »Echt?«
    »Echt.«
    »Was ist denn am Schluss mit ihm passiert? Mit seinem Arm – was war das?«
    »Warren ist nicht menschlich. Er ist etwas anders, eine Art Waldgeist, aber eben mit einer Schwäche für Menschen. Wenn er sich aufregt, kann er seine Tarnung nicht aufrechterhalten.«
    »Und, hat Warren dich auch gebumst’?«, fragte Quentin.
    Woher kam das denn jetzt? Es war ganz plötzlich in ihm aufgestiegen: ein Anfall von Eifersucht, ätzend sauer wie Sodbrennen. Es hatte ihn vollkommen überrumpelt. Es war einfach ein bisschen viel gewesen, was er an einem Tag verarbeiten musste, oder in einer Nacht, wie auch immer, und alles war ein bisschen zu schnell gegangen. Da war das Fass übergelaufen.
    Julia beugte sich über den Tisch und versetzte Quentin eine Ohrfeige. Sie schlug nur einmal zu, aber kräftig.
    »Du hast keine Ahnung, was ich tun musste, um das zu bekommen, was dir auf dem Silbertablett präsentiert wurde!«, zischte sie. »Ja, ich habe Warren gebumst. Ich habe sogar noch viel Schlimmeres getan.«
    Fast konnte man die Wellen des Zorns von ihr aufsteigen sehen, wie Benzindämpfe. Quentin berührte die Wange, auf die sie ihn geschlagen hatte.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Nicht leid genug!«
    Einige Leute blickten zu ihnen herüber, aber nur wenige. Schließlich waren sie in Italien. Wahrscheinlich schlugen sich die Leute hier andauernd.

Kapitel 12
    E s dauerte anderthalb Jahre, bis Julia Quentin wiedersah.
    Er war sehr schwer zu finden. Er schien kein Handy zu besitzen, ja nicht mal ein Festnetztelefon oder eine E-Mail-Adresse. Seine Eltern drückten sich äußerst nebulös aus. Julia hatte den Verdacht, dass nicht mal sie wussten, wo er steckte. Aber sie wusste, wo sie sie finden konnte und dass er sie ab und zu aufsuchen würde wie ein Zugvogel, der zu seinem Winterquartier zurückkehrt. Quentin mochte zwar kein enges Verhältnis zu seinen Eltern haben, aber er war auch nicht der Typ, der die Verbindung zu ihnen ganz kappte. Ihm fehlte schlichtweg der nötige Mumm.
    Julia dagegen hatte den Mumm dazu. Sie war ein unsteter Geist ohne starke Bindungen zu einer Gemeinschaft. Als sie erfuhr, dass die Coldwaters ihre Wohnung verkauft hatten und nach Massachusetts gezogen waren, schnürte sie ihr Bündel und folgte ihnen. Sogar ein kultureller Vorstadtsumpf wie Chesterton verfügte über Internetverbindungen und Zeitarbeitsfirmen, oder besser: gerade ein kultureller Vorstadtsumpf wie Chesterton. Und mehr brauchte sie nicht, um über die Runden zu kommen. Sie mietete ein Zimmer über einer Garage von einem Pensionär mit Hausmeisterschnurrbart und wahrscheinlich einer versteckten Webcam im Badezimmer. Sie kaufte einen schrottreifen Honda Civic, dessen Kofferraumdeckel mit Draht zugehalten wurde.
    Sie empfand keinen Hass auf Quentin. So war es nicht. Quentin war in Ordnung, er war nur ein Hindernis. Ihm war alles in den Schoß gefallen, wofür sie so hart hatte kämpfen müssen, und warum? Es gab keinen triftigen Grund. Er hatte eine Prüfung bestanden, sie war durchgefallen. Das sagte etwas über die Prüfung aus, nicht über sie, aber nur deshalb glich ihr jetziges Leben einem Albtraum, während er alles besaß, was er sich je gewünscht hatte. Er lebte eine Phantasie aus. Ihre Phantasie. Sie wollte sie zurück.
    Nein, das traf es auch nicht. Sie wollte ihm nichts wegnehmen. Sie wollte nur, dass er ihr die Existenz von Brakebills bestätigte und einen kleinen Spalt zu dem geheimen Garten öffnete, gerade groß genug, damit sie sich hindurchquetschen konnte. Er war ihr Mann im Inneren. Auch wenn er bisher nichts davon wusste.
    Sie ging folgendermaßen vor: Jeden Morgen vor der Arbeit fuhr sie am Haus der Coldwaters vorbei. Jeden Abend um neun kehrte sie zurück, stieg aus und schlich um den Garten herum, auf der Suche nach Spuren ihrer Beute. Ein geschmackloser Neubau wie der der Coldwaters mit doppeltverglasten Panoramafenstern ringsum bot ihr abends eine Sicht auf die Vorgänge im Inneren wie ein Freilichtkino. Es war wieder Sommer, und die warmen Nächte rochen nach gemeucheltem Gras und klangen nach Grillen im Liebesrausch. Zunächst erfuhr Julia nichts weiter, als dass Mrs. Coldwater eine wenig innovative, aber technisch einwandfreie Malerin tragisch altmodischer Pop-Art-Bilder war und dass Mr. Coldwater eine Schwäche für Pornos und einen Hang zu

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