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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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es ihr bessergehen. Sie würde wieder zur Vernunft kommen, wieder ins College gehen, sich mit James versöhnen, ihr Leben weiterleben. Es wäre nur zu ihrem Besten.
     
    Am nächsten Morgen kehrte Quentin nach Brakebills zurück. Die anderen waren alle schon da und wunderten sich, wo er so lange gesteckt hatte. Die meisten von ihnen hatten es nur zwei Tage zu Hause ausgehalten. Eliot war gar nicht weggewesen.
    Es war kühl und ruhig im Cottage. Quentin fühlte sich dort wieder sicher. Hier gehörte er hin. Eliot wirtschaftete in der Küche mit einem Dutzend Eiern und einer Flasche Brandy herum, in dem Versuch, Eierflips zu mixen. Auch wenn sie keiner wollte, bereitete er sie voller Entschlossenheit zu. Josh und Janet spielten ein idiotisches Kartenspiel namens Push – das magische Äquivalent eines einfachen Kinderkartenspiels –, das sich in Brakebills großer Beliebtheit erfreute. Quentin nutzte die Gelegenheit, seine Kartentricks zu zeigen, die schuld daran waren, dass niemand mehr mit ihm spielen wollte.
    Während des Spiels erzählte Janet die Geschichte von Alice’ antarktischem Martyrium, obwohl alle außer Quentin sie bereits gehört hatten und Alice persönlich anwesend war. Sie saß am Fenster und blätterte schweigend in einem alten Herbarium. Quentin hatte nicht gewusst, wie er reagieren würde, wenn er Alice wiedersah, nachdem er bei ihrem letzten Gespräch so hoffnungslos versagt hatte, aber obwohl es auch ganz anders hätte kommen können, stellte er erstaunt und erleichtert fest, dass die Situation nichts Peinliches an sich hatte. Im Gegenteil: Es war wunderbar. Sein Herz zog sich vor stillem Glück zusammen, als er sie sah.
    »Und dann, als Mayakowski versucht hat, ihr die Tüte Hammelfett zu geben, hat sie sie ihm einfach ins Gesicht gepfeffert!«
    »Ich wollte sie ihm eigentlich zurückreichen«, fiel Alice ruhig von ihrem Fensterplatz aus ein. »Aber es war so kalt und ich habe so furchtbar gezittert, dass ich sie irgendwie nach ihm geworfen habe. Er war ganz chyort vozmi! «
    »Warum hast du das Fett nicht genommen?«
    »Ich weiß nicht.« Sie legte das Buch hin. »Ich hatte mich so gründlich darauf vorbereitet, ohne das Zeug auszukommen, dass es mich einfach abgestoßen hat. Außerdem wollte ich, dass er aufhörte, mich so anzustarren, während ich nackt dastand. Und woher sollte ich wissen, dass er Hammelfett für uns vorbereitet hatte? Ich hatte den Schkhartischwili ja nicht mal geübt.«
    Das war eine glatte Lüge. Alice hätte den Schkhartischwili im Schlaf gekonnt. Er hatte sie so sehr vermisst!
    »Was hast du denn unternommen, um dich zu wärmen?«, fragte er.
    »Ich habe ein paar von den deutschen Thermogenesis-Formeln ausprobiert, aber die Wirkung hat jedes Mal nachgelassen, sobald ich eingeschlafen bin. In der zweiten Nacht habe ich mich jede Viertelstunde geweckt, um zu überprüfen, ob ich noch am Leben war. Am dritten Tag bin ich halb wahnsinnig geworden. Da habe ich vor lauter Verzweiflung ein abgewandeltes Miller-Leuchtfeuer benutzt.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Josh stirnrunzelnd. »Du brauchtest doch Wärme?«
    »Wenn man die Formel ein bisschen abändert, wird die Leuchtkraft abgemildert und die überschüssige Energie in Form von Wärme abgegeben.«
    »Du weißt aber, dass du dich beim kleinsten Fehler selbst gegrillt hättest?«, fragte Janet.
    »Ja, weiß ich. Aber nachdem ich erkannt hatte, dass der deutsche Zauber mir nicht weiterhelfen würde, fiel mir so schnell nichts Besseres ein.«
    »Ich glaube, ich habe dich einmal gesehen«, sagte Quentin leise. »In der Nacht.«
    »Ich war ja auch nicht zu übersehen. Ich habe ausgesehen wie eine Warnfackel.«
    »Eine nackte Warnfackel«, präzisierte Josh.
    Eliot kam mit einer Terrine unappetitlich zähflüssigem Eierpunsch rein und begann, ihn in Tassen zu füllen. Alice nahm ihr Buch, stand auf und ging zur Treppe.
    »Warte, ich bringe gleich den heißen rein!«, rief Eliot, während er eifrig Muskatnuss rieb.
    Quentin wartete nicht. Er folgte Alice.
    Anfangs hatte er geglaubt, von nun an wäre alles anders zwischen ihm und ihr. Dann dachte er, alles wäre wieder wie früher. Jetzt war ihm klar, dass er gar nicht wollte, dass alles wieder so wie früher war. Er musste sie unaufhörlich ansehen, sogar, nachdem sie ihn angesehen und festgestellt hatte, dass er sie anblickte und peinlich berührt das Gesicht abgewandt hatte. Es war, als sei sie irgendwie elektrisch geladen und damit unwiderstehlich anziehend für ihn.

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