Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
oder gerade deswegen. Zusammen eroberten sie rücksichtslos das obere Stockwerk des Cottages und rannten nur ab und zu zurück in den Schlaftrakt des Hauses, um ein paar unentbehrliche persönliche Dinge zu holen. Dabei gaben sie deutlich zu verstehen, dass Eindringlinge damit rechnen mussten, mit Kundgebungen persönlicher Zuneigung konfrontiert zu werden, verbaler und anderer Art, sowie dem Anblick ihrer verstreuten Unterwäsche.
     
    Doch das war nicht das einzige wundersame Ereignis des Sommers. Erstaunlicherweise hatten die drei älteren Physiker ihren Abschluss in Brakebills bestanden, sogar Josh mit seinen lausigen Noten. Die offizielle Festlichkeit fand eine Woche später statt, eine Privatfeier, zu der der Rest der Schule nicht eingeladen war. Nach alter Tradition durften die fertigen Zauberer den Rest des Sommers noch in Brakebills verbringen; anschließend würden sie in die Welt hinauskomplimentiert werden.
    Quentin stand ganz fassungslos vor dieser Entwicklung. Sie alle irgendwie. Es fiel schwer, sich das Leben in Brakebills ohne die Freunde vorzustellen, und ein Leben ohne Brakebills lag für Quentin noch in ganz weiter Ferne. Darüber, was die drei Absolventen anschließend tun würden, hatten sie kaum geredet, jedenfalls nicht in Quentins Gegenwart.
    Das war nicht unbedingt ein Anlass zur Sorge. Der Übergang von Brakebills in die Außenwelt war gut abgesichert. Es gab ein weit verzweigtes Netzwerk von Magiern auf der ganzen Welt, und als Zauberer liefen sie ohnehin keine Gefahr, zu verhungern. Sie konnten mehr oder weniger tun, was ihnen beliebte, solange sie keinem anderen in die Quere kamen. Das eigentliche Problem bestand darin, herauszufinden, was sie wollten und was sie auf Dauer zufriedenstellte. Einige der ehemaligen Studenten hatten sich dem Dienst für die Allgemeinheit verschrieben. Sie engagierten sich unauffällig für den humanitären Fortschritt, sorgten für ein besseres Gleichgewicht in bedrohten Ökosystemen oder traten dem Vorstand der magischen Gesellschaft bei. Viele Zauberer reisten um die Welt, schufen magische Kunstwerke oder inszenierten ausgeklügelte Zauberer-Kriegsspiele. Andere arbeiteten in Wissenschaft und Forschung: Zahlreiche Zauberschulen (Brakebills ausgenommen) boten Weiterbildungsprogramme an, bei denen man verschiedene Studienabschlüsse erwerben konnte. Einige Studenten entschlossen sich sogar dazu, sich an einer richtigen, nicht-magischen Universität einzuschreiben. Die Verknüpfung konventioneller Wissenschaft, besonders der Chemie, mit magischen Techniken war ein hochinteressantes Forschungsgebiet. Wer weiß, welche exotischen Formeln man entwickeln konnte, wenn man die neuen transuranischen Elemente benutzte?
    »Ich habe mir überlegt, mit dem Themsedrachen darüber zu reden«, erwähnte Eliot eines Tages beiläufig. Sie saßen auf dem Fußboden in der Bibliothek. Es war zu heiß für Stühle.
    »Mit wem?«, fragte Quentin.
    »Meinst du, er würde dich empfangen?«, fragte Josh.
    »Ich könnte es zumindest versuchen.«
    »Moment mal«, sagte Quentin. »Wer oder was ist der Themsedrache?«
    »Der Themsedrache«, wiederholte Eliot. »Du weißt schon, der Drache, der in der Themse lebt. Ich bin mir sicher, dass er noch einen anderen Namen hat, einen Drachennamen, aber den könnten wir wohl kaum aussprechen.«
    »Was redest du denn da?«, fragte Quentin und sah sich hilfesuchend um. »Ein richtiger Drache? Willst du etwa behaupten, dass es Drachen gibt?« Er wusste immer noch nicht genau, wann er auf den Arm genommen wurde und wann nicht.
    »Komm schon, Quentin«, spottete Janet. Sie waren bei dem Teil von »Push« angelangt, bei dem sie die Karten quer durch den Raum in einen Hut schnippen mussten, nur dass sie eine Rührschüssel aus der Küche benutzten.
    »Ich meine das ernst.«
    »Du wusstest es wirklich nicht? Hast du denn nicht den McCabe gelesen?«, fragte Alice ungläubig. »Den haben wir bei Meerck durchgenommen.«
    »Nein, ich habe den McCabe nicht gelesen«, erwiderte Quentin, hin- und hergerissen zwischen Ärger und Erregung. »Du hättest mir sagen sollen, dass es richtige Drachen gibt.«
    Sie schniefte. »Über das Thema haben wir einfach noch nie gesprochen.«
    Offenbar gab es tatsächlich so etwas wie Drachen, obwohl sie sehr selten waren. Bei den meisten handelte es sich um Wasserdrachen, einzeln lebenden Kreaturen, die kaum je an die Oberfläche kamen und die meiste Zeit schlafend im Flussschlamm verbrachten. Es gab einen – nicht mehr –

Weitere Kostenlose Bücher