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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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die Hände und vollführte mystische Gesten wie eine Ausdruckstänzerin. Ugartes Prismaspray war ein völlig nutzloser Zauber. Quentin spürte einen Stich im Herzen, als er sich ausmalte, wie viele Monate, ja, Jahre es sie gekostet haben mochte, ihn zu erlernen.
    »Siehst du?«, fragte sie, den Tränen nahe. »Du hast es doch auch gesehen, oder? Es ist noch nicht zu spät für mich. Ich gehe nicht zurück aufs College. Sag’s ihnen. Sag ihnen, dass ich immer noch kommen könnte.«
    »Weiß James davon?«
    Sie schüttelte fest den Kopf. »Er würde es nicht verstehen. Wir haben uns getrennt.«
    Er wollte ihr gerne helfen, aber er sah keine Möglichkeit. Es war viel, viel zu spät. Ehrlichkeit war hier wohl am besten. Er dachte: Das könnte ich sein. So wäre ich beinahe geworden.
    »Ich glaube nicht, dass ich dir helfen kann«, gestand er. »Es liegt nicht in meiner Macht. Ich habe noch nie davon gehört, dass sie jemals ihre Meinung geändert haben – niemand erhält eine zweite Chance, an dem Examen teilzunehmen.«
    Alice durfte eine Prüfung ablegen, dachte er. Obwohl sie nicht eingeladen war.
    »Aber du könntest mit ihnen reden. Du kannst zwar nicht entscheiden, aber du könntest ihnen von mir erzählen, oder? Dass ich immer noch hier draußen bin? Das könntest du doch wenigstens tun!«
    Sie fasste wieder seinen Arm, und er musste einen schnellen Gegenzauber murmeln, um das Prismaspray zu unterbinden. Das Zeug war so ätzend, dass es sich in den Stoff fressen konnte.
    »Erzähle ihnen nur, dass du mich gesehen hast«, drängte sie, die Augen voll sterbender Hoffnung. »Bitte. Ich habe geübt! Du könntest es mir beibringen. Ich will deine Schülerin sein, ich werde tun, was immer du brauchst. Ich habe eine Tante in Winchester, bei der könnte ich wohnen. – Oder was brauchst du, Quentin?« Sie rückte näher an ihn heran, fast unmerklich, so dass ihr Knie das seine berührte. Unwillkürlich fühlte er wieder die alte Spannung zwischen ihnen. Sie riskierte ein breites, sardonisches Grinsen und hielt die Spannung zwischen ihnen. »Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen. Früher wolltest du doch immer meine Hilfe.«
    Er war wütend auf sich selbst, weil er in Versuchung geriet. Er war wütend auf die Welt, weil sie so war, wie sie war. Er hatte Lust, Obszönitäten herauszuschreien. Jeder hätte einem leidgetan, der so am Boden war – aber ausgerechnet sie … Es hätte jemand anderen treffen sollen, nicht sie. Quentin vermutete, dass sie jetzt schon Schlimmeres erlebt hatte, als ihm in seinem ganzen Leben zustoßen würde.
    »Hör mir mal zu«, sagte er. »Julia. Wenn ich denen von dir erzähle, wird nichts anderes passieren, als dass sie dich suchen und deine Erinnerungen löschen. Diesmal endgültig.«
    »Das sollen die ruhig versuchen!«, stieß sie zornig hervor. »Schließlich haben sie schon einmal versagt!«
    Mit bebenden weißen Nasenflügeln atmete sie heftig ein und aus.
    »Sag mir nur, wo es liegt. Wo wir gewesen sind. Ich habe überall danach gesucht. Sag mir nur, wo die Schule ist, dann lasse ich dich in Ruhe.«
    Quentin wollte sich gar nicht ausmalen, in welcher Klemme er stecken würde, wenn Julia zum Haus gelangen würde, fest entschlossen, sich zu immatrikulieren, und sie dabei seinen Namen erwähnen würde.
    »Es liegt etwas außerhalb von New York. Irgendwo am Hudson, ich weiß auch nicht genau, wo. Ehrlich nicht. In der Nähe von West Point. Es ist von außen unsichtbar. Nicht mal ich würde es finden. Aber ich werde ihnen von dir erzählen, wenn du das wirklich willst.«
    Er machte alles nur noch schlimmer. Vielleicht hätte er sie doch lieber anlügen sollen. Sich mehr Mühe geben, ihr etwas vormachen sollen. Zu spät.
    Sie legte ihre Arme um ihn, als sei sie vor Erleichterung und Verzweiflung zu erschöpft, um noch aufrecht stehen zu können. Er hielt sie fest. Wie hatte er sich früher danach gesehnt, sie zu umarmen!
    »Sie konnten meine Erinnerungen nicht löschen«, flüsterte sie an seiner Brust. »Verstehst du das? Sie konnten meine Erinnerungen nicht löschen.«
    Er fühlte ihr Herz schlagen, und bei jedem Schlag klang ein Gemein, Gemein, Gemein! in seinen Ohren. Sie war so brillant, er fragte sich wirklich, warum sie nicht genommen worden war. Wenn irgendjemand nach Brakebills hätte gehen müssen, dann sie, nicht er. Aber diesmal würden sie endgültig ihre Erinnerungen löschen. Fogg würde alles daransetzen, damit es auch wirklich klappte. Und anschließend würde

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