Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
Pullovers. Er war jetzt hellwach und nüchtern, jedenfalls für den Augenblick.
    »Wir brauchen ein paar Faune in diesem Theaterstück«, bemerkte Josh an niemand bestimmten gewandt. »Oder ein paar Schwertkämpfer, irgendso was.«
    Der Pfad schlängelte sich dahin und verlor sich irgendwann. Es wurde immer anstrengender, sich durch das Gestrüpp zu kämpfen. Sie gerieten in einen Streit darüber, ob das wirklich ein Pfad gewesen war oder nur ein lichter Streifen im Wald oder ob sich – wie Penny meinte – die Bäume unmerklich bewegt und ihnen in den Weg gestellt hätten. Bevor sie sich einig wurden, gelangten sie an einen Wasserlauf.
    Es war ein idyllischer kleiner Winterfluss, breit, flach und glasklar. Er funkelte und plätscherte, als freue er sich darüber, gerade dieses gewundene Bett gefunden zu haben. Wortlos sammelten sie sich am Ufer. Auf den Steinen lagen rundliche Schneekappen und die ruhigeren Stellen in Ufernähe waren zugefroren. Ein Ast, der aus der Mitte des Flusses emporragte, war über und über mit märchenhaften, gotisch anmutenden Eiszapfen und Vorsprüngen bedeckt. Zwar besaß er nichts offensichtlich Übernatürliches, aber ihr Appetit auf Wunder war fürs Erste gestillt. Auf der Erde wäre es ein zauberhafter kleiner Bach gewesen, doch allein die Tatsache, dass sie ihn hier in Fillory erblickten, in einer anderen Welt, vielleicht als die ersten Erdenwesen, machte ihn zu einem glitzernden Mirakel.
    Sie hatten ihn schon seit einer ganzen Weile gedankenverloren angestarrt, als Quentin bemerkte, dass genau vor ihnen aus der tiefsten Stelle des Flusses der Kopf und die nackten Schultern einer Frau hervorragten.
    »Oh, mein Gott!«, sagte er, trat ungeschickt und erschrocken einen Schritt rückwärts und zeigte darauf. »Scheiße! Guckt mal!«
    Es war surreal. Sie musste tot sein. Die dunklen Haare der Frau waren nass und voller Eisklumpen. Ihre Augen – sie schien sie direkt anzusehen – waren mitternachtsblau. Sie blickten starr, ohne zu blinzeln. Ihre Haut war von einem blassen Perlmuttgrau. Ihre Schultern waren unbedeckt. Sie konnte höchstens sechzehn sein. Ihre Wimpern waren mit Eis verklebt.
    »Ist sie …?« Alice beendete ihre Frage nicht.
    »Hey!«, rief Janet. »Alles okay mit dir?«
    »Wir sollten ihr helfen. Sie rausziehen.« Quentin versuchte, näher heranzukommen, rutschte aber auf einem eisbedeckten Stein aus und landete bis zum Knie im Wasser. Er kämpfte sich zurück ans Ufer. Sein Fuß brannte vor Kälte. Die Frau rührte sich nicht. »Wir brauchen ein Seil! Holt das Seil, es ist in einem der Rucksäcke!«
    Das Wasser schien gar nicht tief genug zu sein, um sie so weit untertauchen zu lassen, und Quentin fragte sich schon voller Grausen, ob es nur der Torso war, der an der Taille abgetrennt und dann ins Wasser geworfen worden war. Ein Seil? Wo war er mit seinen Gedanken? Verdammt, er war ein Zauberer! Er ließ den Rucksack fallen, in dem er herumwühlte, und begann mit einem einfachen Kinetikzauber, um sie herauszuheben.
    Er spürte das warme Vorgefühl eines heraufbeschworenen Zaubers in den Fingerspitzen, fühlte im Geiste das Gewicht und den Zug ihres Körpers. Es tat ihm gut, wieder einmal zu zaubern und festzustellen, dass er sich trotz allem immer noch auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Doch nachdem er einmal begonnen hatte, erkannte er, dass die Zirkumstanzien hier ganz andere waren – andere Sterne, andere Meere, alles war anders. Doch zum Glück war es ein simpler Zauber. Seine Grammatik war ein wenig durcheinander – Alice korrigierte ihn knapp, während er arbeitete. Nach und nach tauchte die Frau tropfend aus dem Wasser auf. Sie war vollständig, Gott sei Dank, und nackt – sie war schlank, ihre Brüste klein und mädchenhaft. Ihre Fingernägel und Brustwarzen waren blasslila. Sie sah erfroren aus, erschauderte aber, als der Zauber sie ergriff. Ihre Augen schärften sich und erwachten zum Leben. Sie runzelte die Stirn und hob eine Hand, womit sie irgendwie den Zauber unterbrach, bevor er beendet war, während ihre Zehen noch im eisigen Wasser hingen.
    »Ich bin eine Najade. Ich kann den Fluss nicht verlassen«, sagte sie. Ihrer Stimme nach war sie noch ein Teenager. Sie blickte Quentin an.
    »Deine Magie ist unbeholfen«, fügte sie hinzu.
    Quentin war wie elektrisiert. Er erkannte jetzt, dass sie nicht menschlich war. Ihre Finger und Zehen waren durch Schwimmhäute verbunden. Links neben sich hörte er Füßescharren. Es war Penny, der am

Weitere Kostenlose Bücher