Fillory - Die Zauberer
verschneiten Ufer auf die Knie sank.
»Wir bitten untertänigst um Entschuldigung«, sagte er mit gesenktem Kopf. »Wenn Ihr uns gnädigst verzeihen würdet!«
»Ach du meine Güte!«, flüsterte Josh hörbar. »Idiot!«
Die schwebende Nymphe wandte Penny ihre Aufmerksamkeit zu. Flusswasser rann über ihre nackte Haut. Sie neigte mädchenhaft den Kopf.
»Du bewunderst meine Schönheit, Mensch?«, fragte sie Penny. »Mir ist kalt. Würdest du mich mit deiner hitzigen Haut wärmen?«
»Bitte!«, fuhr Penny fort, der feuerrot geworden war. »Wenn Ihr uns eine Aufgabe anvertrauen wollt, würden wir sie mit Freuden übernehmen. Gerne möchten wir …«
Gottlob unterbrach ihn Janet.
»Wir sind Besucher von der Erde«, sagte sie mit fester Stimme. »Gibt es hier in der Nähe eine Stadt, zu der Ihr uns den Weg weisen könntet? Schloss Whitespire vielleicht?«
»… Eure Wünsche erfüllen«, endete Penny.
»Dient Ihr den Widdern?«, fragte Alice.
»Ich diene keinen falschen Göttern, Erdenmaid. Und auch keinen Göttinnen. Ich diene dem Fluss und der Fluss dient mir.«
»Gibt es hier noch andere Menschen?«, fragte Anaïs. »So wie wir?«
»So wie ihr?« Die Nymphe lächelte dreist und für einen Moment erschien ihre erstaunlich blaue Zungenspitze zwischen den ziemlich scharfen Vorderzähnen. »Oh, nein. Nicht solche wir ihr. Keine so verfluchten!«
In diesem Moment spürte Quentin, wie sein telekinetischer Zauber abriss. Sie hatte ihn abgewehrt, obwohl er nicht wusste wie, ohne ein Wort oder eine Geste. Im selben Moment tauchte die Najade kopfüber weg. Ihr blasser Strandschneckenhintern blitzte noch einmal kurz auf und verschwand dann in dem dunklen Wasser, das zu flach aussah, als dass sie darin hätte untergehen können.
Kurz darauf tauchte ihr Kopf wieder auf. »Ich habe Angst um euch hier, Menschenkinder. Das ist nicht euer Krieg.«
»Wir sind keine Kinder«, erwiderte Janet.
»Welcher Krieg?«, fragte Quentin.
Die Nymphe lächelte erneut. Die Zähne zwischen ihren lavendelfarbenen Lippen waren spitz und ineinandergreifend wie die eines Fisches. Sie hielt etwas Tropfendes in ihrer Schwimmflossenhand.
»Ein Geschenk des Flusses. Benutzt es, wenn alle Hoffnung verloren ist.«
Sie warf ihnen den Gegenstand zu und Quentin fing ihn mit einer Hand auf. Er war über die Maßen erleichtert, dass er ihn dank seiner guten alten Jonglierreflexe nicht verfehlt hatte. Als er wieder aufblickte, war die Nymphe verschwunden. Sie standen allein am wispernden Bach.
Quentin hielt ein kleines, silbern ziseliertes Elfenbeinhorn in der Hand.
»Ok- kay !«, rief Josh, klatschte in die Hände rieb die Handflächen aneinander. »Wie sind definitiv nicht mehr in Kansas!«
Die anderen scharten sich um Quentin, um sich das Horn anzusehen. Quentin reichte es Eliot, der es ein paar Mal drehte und wendete und sowohl in die schmale als auch die breite Seite hineinsah.
»Ich spüre nichts«, sagte er. »Sieht wie ein Souvenir aus einem Flughafenkiosk aus.«
»Man muss nicht unbedingt etwas spüren«, wandte Penny besserwisserisch ein. Er nahm das Horn und verstaute es in seinem Rucksack.
»Wir hätten sie fragen sollen, ob wir hier in Fillory sind«, sagte Alice leise.
»Natürlich ist das Fillory«, antwortete Penny.
»Ich würde gerne sichergehen. Und es würde mich interessieren, warum wir verflucht sind.«
»Und was für ein Krieg ist das?«, fragte Richard und runzelte die Stirn, so dass sich seine dicken Augenbrauen über der Nasenwurzel trafen. »Ich finde das alles ziemlich rätselhaft.«
»Mir haben ihre Zähne nicht gefallen«, fügte Alice hinzu.
»Mein Gott«, sagte Josh. »Mein Gott! Das war eine Najade, Leute! Wir haben gerade eine Flussnymphe gesehen! Wie cool ist das denn? Wie cool sind wir? Häh? Verdammt, wir sind in Fillory, Leute!«
Er packte Quentin an den Schultern und schüttelte ihn. Er rannte zu Richard und prallte scherzhaft mit der Brust gegen seine.
»Nehmt es mir nicht übel, aber ich fand sie ziemlich heiß«, bemerkte Janet.
»Oh, Shit, und wie! Die würde ich jederzeit einem Faun vorziehen«, pflichtete ihr Josh bei. Anaïs schlug nach ihm.
»Hey, du, pass auf, du sprichst von Pennys Freundin«, foppte Janet. »Etwas mehr Respekt, bitte.«
Die Spannung ließ nach und eine Weile lang schwatzten sie über dies und das, scherzten und fachsimpelten über die schiere außerirdische Magie des Ganzen. War die Najade körperlich? Verflüssigte sie sich, wenn sie in den Fluss eintauchte? Wie
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