Fillory - Die Zauberer
umgedrehtes Trinkglas aussah, stellte ihn richtig rum und die Barriere verschwand.
»Hey«, sagte Josh mürrisch. »Was ist?« Seine Augen waren gerötet und die Tränensäcke darunter dick und dunkel. Auch er wirkte nicht allzu erfreut, Quentin zu sehen.
»Was ist los?«, Quentin ignorierte Lovelady. »Wir haben ein Spiel heute Morgen, erinnerst du dich?«
»Oh, Mann. Richtig. Ein Spiel.« Erschöpft rieb sich Josh das rechte Auge mit dem Handballen. Lovelady beobachtete die beiden, darauf bedacht, seine Würde zu wahren. »Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Wir hätten vor einer halben Stunde anfangen sollen.«
»Oh, Mann«, wiederholte Josh. Er legte die Stirn auf den Tisch, hob dann abrupt den Kopf und sah Lovelady an. »Haben Sie was für Zeitreisen? Einen Zeitinverter oder so etwas?«
»Nein, diesmal nicht«, antwortete Lovelady ernsthaft. »Aber ich werde mich danach erkundigen.«
»Super.« Josh stand auf und verabschiedete sich elegant. »Schicken Sie mir eine Eule.«
»Komm schon, die anderen warten auf uns! Fogg friert sich den Hintern ab!«
»Wird ihm guttun. Ist sowieso zu viel Hintern dran, an dem Mann.«
Quentin bugsierte Josh aus der Bibliothek und quer durch das Gebäude. Josh bewegte sich träge und zeigte eine beunruhigende Tendenz, gegen Türrahmen und gelegentlich gegen Quentin zu prallen.
Plötzlich blieb er stehen und starrte Quentin ins Gesicht.
»Warte!«, sagte er. »Ich muss noch meinen Quidditch-Anzug anziehen. Ich meine, das Trikot. Ich meine, Welters.«
»Wir tragen keine Trikots.«
»Weiß ich!«, giftete Josh. »Ich bin betrunken, nicht verrückt! Ich muss noch meinen Wintermantel holen.«
»Betrunken? Schon am frühen Vormittag?« Quentin machte sich jetzt keine Sorgen mehr um Josh. War das des Rätsels Lösung?
»Kleines Experiment. Ich dachte, das würde mich vor dem großen Spiel ein bisschen entspannen.«
»Ach ja?«, fragte Quentin sarkastisch. »Wirklich? Und, hat’s gewirkt?«
»War doch nur ein kleiner Scotch, mein Gott nochmal! Meine Eltern haben mir zum Geburtstag eine Flasche Lagavulin geschickt. Eliot ist hier die Luxuspflanze, nicht ich.« Josh blickte mit seinem listigen, stoppelbärtigen Mönchsgesicht zu ihm auf. »Entspann dich, ich weiß schon, wie viel ich vertragen kann.«
»Klar, sehe ich.«
»Na und? Wen geht das was an, häh?« Josh wurde langsam unangenehm. Wenn Quentin sauer war, würde er noch saurer reagieren. »Bestimmt habt ihr gehofft, ich würde nicht auftauchen und euer schönes Spiel ruinieren. Ich wünschte, du hättest den Mut, das zuzugeben. Meine Güte, du solltest mal hören, wie Eliot dich hinter deinem Rücken nachäfft. Du bist schon fast so ein guter Cheerleader wie Janet. Nur, dass die die Titten dazu hat.«
»Wenn ich unbedingt hätte gewinnen wollen«, entgegnete Quentin frostig, »hätte ich dich in der Bibliothek sitzenlassen. Die anderen hätten es ohne weiteres getan.«
Wütend blieb er mit verschränkten Armen in der Tür stehen, während Josh seine Kleider durchwühlte. Schließlich zerrte er seinen Mantel von einer Stuhllehne, wobei er den Stuhl umwarf. Er ließ ihn liegen. Quentin fragte sich, ob das mit Eliot stimmte. Wenn Josh ihm wehtun wollte, wusste er jedenfalls genau, wo sein wunder Punkt war.
Schweigend durchquerten sie das Foyer.
»Okay«, seufzte Josh schließlich. »Du weißt, dass ich ein ziemlicher Versager bin, oder?«
Quentin verzog keine Miene und gab auch keine Antwort. Er hatte jetzt keine Lust, in Joshs persönliches Drama mit hineingezogen zu werden.
»Stimmt doch, oder? Und du brauchst mir keinen Vortrag über Selbstwertgefühl zu halten, denn ich bin so fertig, dass du’s gar nicht wissen willst. Ich war zwar immer ein kluger Junge, hatte aber noch nie gute Noten. Nur in Tests wurde ich immer hoch eingestuft. Wenn Fogg nicht wäre, hätten sie mich letztes Semester rausgeworfen.«
»Soso.«
»Weißt du, ihr seid alle so verdammt perfekt, aber ich muss mir die Finger wundarbeiten, nur um hier bestehen zu können! Wenn du meine Noten sehen würdest – bestimmt wisst ihr gar nicht, dass es solche Noten überhaupt gibt!«
»Wir müssen alle hart arbeiten«, sagte Quentin, um sich zu verteidigen. »Na ja, alle außer Eliot.«
»Kann schon sein. Aber euch macht es Spaß. Ihr habt was davon. Das ist eure Sache.« Josh stieß die Glastüren mit der Schulter auf und zwängte sich mit derselben Bewegung in seinen Wintermantel. Sie gingen hinaus in den kalten Spätherbstmorgen. »Verdammt,
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