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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Fäustlinge und hielt eine Tasse Kaffee in den Händen.
    Der Himmel war grau und ein starker Wind ließ die Blätter in den Bäumen trocken rascheln. Die blau-braunen Brakebills-Banner, die die Rückseite der Tribünen schmückten, flappten und flatterten. Das Gras knirschte vom Raureif.
    »Wo zum Teufel steckt er bloß?« Quentin joggte auf der Stelle, um sich warmzuhalten.
    »Keine Ahnung!« Janet hatte die Arme um Eliots Hals geschlungen und schmiegte sich an ihn, um sich zu wärmen, was er gereizt ertrug.
    »Vergesst ihn. Lasst uns anfangen«, schlug er vor. »Ich möchte das gerne hinter mich bringen.«
    »Ohne Josh können wir nicht spielen«, entgegnete Alice entschieden.
    »Wer sagt das?« Eliot versuchte, Janet loszuwerden, die erbarmungslos an ihm hing. »Ohne ihn sind wir sowieso besser dran.«
    »Ich möchte lieber mit ihm zusammen verlieren, als ohne ihn gewinnen«, erklärte Alice. »Tot sein kann er jedenfalls nicht, denn ich habe ihn nach dem Frühstück noch gesehen.«
    »Wenn er nicht auftaucht, werden wir aber alle tot sein, nämlich erfroren. Er wird als Einziger übrigbleiben, um unseren heldenhaften Kampf zu führen.«
    Joshs Abwesenheit bereitete Quentin Sorgen, warum, wusste er nicht so genau.
    »Ich gehe ihn suchen«, erklärte er.
    »Jetzt mach dich doch nicht lächerlich. Vielleicht ist er …«
    In diesem Augenblick marschierte der Spielleiter, ein kräftiger Mann mit rostbrauner Haut namens Professor Foxtree, auf sie zu. Er trug einen knöchellangen wattierten Mantel. Die Studierenden respektierten ihn instinktiv, wegen seiner stets guten Laune, seiner Körpergröße und seiner indianischen Herkunft.
    »Warum diese Verzögerung?«
    »Uns fehlt ein Spieler, Sir«, erklärte ihm Janet. »Josh Hoberman.«
    »Na und?« Professor Foxtree schlug heftig die Arme um den Oberkörper. An seiner langen, gebogenen Nase hing ein Tropfen. »Lasst uns dieses Fiasko in Gang bringen, damit ich rechtzeitig zum Mittagessen wieder im Gemeinschaftsraum der Abschlussklasse bin. Wie viele sind Sie?«
    »Vier, Sir.«
    »Das muss reichen.«
    »Nein, nur drei«, warf Quentin ein. »Es tut mir leid, Sir, aber ich muss Josh suchen gehen. Wir brauchen ihn.«
    Eine Antwort wartete er gar nicht erst ab, sondern rannte im Laufschritt zum Haus zurück, die Hände in den Taschen und den Kragen bis zu den Ohren hochgeschlagen, um sich gegen die Kälte zu schützen.
    »Warte, Q!«, hörte er Janet rufen, gefolgt von einem lauten »Scheiße!«, als sie sah, dass er nicht umkehrte.
    Quentin konnte sich nicht entscheiden, ob er sauer auf Josh sein oder ob er sich seinetwegen Sorgen machen sollte. Also entschloss er sich zu einer Mischung. Foxtree hatte recht: Natürlich war es für das Spiel egal, ob er da war oder nicht. Aber vielleicht hatte der Blödmann einfach nur verschlafen, dachte er, während er über den harten, gefrorenen Boden des Meeres rannte. Wenigstens hatte er genug Fett, das ihn warmhielt. Der fette Blödmann.
    Aber Josh lag nicht im Bett. Sein Zimmer war ein Chaos aus Büchern, Papier und schmutziger Wäsche, wie immer, wobei einiges von dem Kram in der Luft schwebte. Quentin ging hinunter in den Wintergarten, aber dort traf er nur den betagten Professor Brzezinski, den Zaubertrankexperten. Er saß mit geschlossenen Augen am Fenster und wärmte sich in den hereinfallenden Sonnenstrahlen. Sein langer weißer Bart fiel über eine befleckte alte Schürze. Eine große Fliege stieß immer wieder brummend gegen die Scheibe. Der Professor sah aus, als ob er schliefe, doch als Quentin sich bereits wieder zum Gehen wandte, fragte er: »Suchen Sie jemanden?«
    Quentin blieb stehen. »Ja, Sir. Josh Hoberman. Er sollte längst beim Welters-Spiel sein.«
    »Hoberman. Der Dicke.«
    Der alte Mann winkte Quentin mit seiner blaugeäderten Hand zu sich und zog umständlich einen Buntstift und ein Blatt liniertes Papier aus der Schürzentasche. Mit geübten, schnellen Bewegungen skizzierte Professor Brzezinski die groben Umrisse des Brakebills-Geländes. Dann murmelte er einige Worte auf Französisch und ahmte mit Handbewegungen die Form einer Kompassrose nach.
    Dann hob er das Blatt hoch.
    »Was sagt Ihnen das?«
    Quentin hatte mit irgendwelchen magischen Effekten gerechnet, aber da war nichts. In einer Ecke des Blattes war ein Kaffeefleck. »Nicht sehr viel, Sir.«
    »Tatsächlich?« Der alte Mann studierte nun selbst das Papier und wirkte ein wenig verwirrt. Er roch nach Ozon und den einzelnen Bestandteilen der Luft, als

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