Film ab im Internat
gesungen. Carlotta kann sich nicht erinnern, schon jemals zuvor so viele Menschen auf einem Haufen gesehen zu haben.
„Und ich bin mittendrin“, stöhnt sie. „Hilfe!“
„Ist doch voll cool“, freut sich Manu. „Endlich ist mal was los bei uns!“
Sofie presst ihr Handtäschchen an die Brust. „Mon Dieu“, sagt sie leise. „Ich komme mir vor wie in einer Büchsensardine.“
„Du meinst Sardinenbüchse“, stellt Carlotta richtig.
„Oui“, haucht Sofie.
Carlotta entdeckt Jonas in dem Gedränge und winkt ihm zu, aber er sieht sie nicht. Dafür taucht plötzlich jemand anders neben ihr auf.
„Hallo, ihr Mädchen!“
Carlotta erstarrt. Der Spargel! Und immer noch auf Rädern!
Herr Dunker nimmt seinen schnittigen Helm ab und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Mit den Inlineskatern an den riesigen Füßen ist er noch ein ganzes Stück länger als sowieso schon, bemerkt Carlotta. Außerdem hatte sie keine Ahnung, dass es so große Inliner gibt! Sie schaut zu ihm auf und sagt: „Guten Morgen, Herr Dunker.“
Der Sportlehrer nickt ihr und den anderen freundlich zu, bevor er die Ärmel seines Trainingsanzugs hochkrempelt und mit Hilfe der überdimensionalen Multifunktions-Sportuhr an seinem Handgelenk Puls, Atmung und die zwischen Schloss Prinzensee und Bieneburg zurückgelegte Distanz analysiert und auf das kleinste gemeinsame Vielfache reduziert. Die Uhr piepst leise und gibt schließlich einen langen Signalton von sich. Carlotta wundert sich, dass sie nicht auch noch einen Kontrollstreifen druckt und ausspuckt.
Herr Dunker scheint mit dem Ergebnis seiner Messdaten zufrieden zu sein. Jedenfalls krempelt er die Ärmel wieder herunter und strahlt: „Na, das ist ein Tag, was?“
Carlotta kann nur stumm nicken. Sie befürchtet, jeden Augenblick losprusten zu müssen.
„Mensch, Herr Dunker“, sagt Manu und tippt dem Lehrer auf die Schulter. „Ich wusste ja gar nicht, dass Sie Ambitionen haben, zum Film zu gehen.“
„Ja, aufregende Sache, nicht?“ Herr Dunker nickt. „Ich dachte mir, Mensch, da machst du mal mit! So eine Gelegenheit bietet sich einem schließlich nicht jeden Tag.“
„Nee, da haben Sie Recht“, stimmt Manu ihm zu. „Aber gegen Sie haben wir sowieso keine Chance. Wenn die Filmleute Sie sehen, kriegen Sie glatt eine Hauptrolle, wetten?“
Herr Dunker lächelt verlegen. Carlotta stößt Manu den Ellbogen in die Seite, bevor sie noch mehr Unsinn redet.
„Ich glaub, es geht los“, sagt Sofie.
Carlotta stellt sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Im Hotelportal wird eine breite Tür geöffnet, aus der eine junge Frau heraustritt und ruft: „Alle Teilnehmer des Castings für ,Drei Mäuse für Bella‘ werden gebeten, sich in einer Reihe aufzustellen und nacheinander hereinzukommen. Die Registrierung beginnt in wenigen Minuten. Ihr füllt einen Anmeldebogen mit euren persönlichen Daten aus und bekommt eine Nummer ausgehändigt. Danach werdet ihr einzeln aufgerufen. Bitte drängelt nicht. Jeder kommt dran. Viel Spaß!“
Schwups! – ist die Frau wieder verschwunden. Die breite Tür bleibt geöffnet. In die Gruppe kommt Bewegung. Ein paar Mutige treten ein und sehen sich um.
„Oh Mann … Wahnsinn! Es geht los!“, quietscht Manu und krallt vor Aufregung alle zehn Finger in Carlottas T-Shirt.
Carlotta seufzt. „Das hab ich irgendwie befürchtet.“
Im Hotelfoyer sind lange Tische aufgebaut, an denen junge, gut aussehende Menschen sitzen, die unaufhörlich lächeln, während sie die Anmeldebögen verteilen und im Gegenzug Nummern ausgeben.
Carlotta, Manu und Sofie lassen sich drei Zettel geben und füllen sie gemeinsam aus.
„Name, Vorname, Geburtsdatum, Geschlecht, Wohnort und Hobbys“, liest Manu vor. „Mehr nicht?“
„Willst du ihnen etwa auch noch deine Schuhgröße und deine Blutgruppe verraten?“, fragt Carlotta. „Oder dass du schokoladensüchtig bist?“
Manu zuckt die Achseln. „Warum nicht? Damit hätte ich überhaupt kein Problem!“
Ihren Sportlehrer haben die drei Mädchen in dem Gedränge kurz aus den Augen verloren. Carlotta sieht ihn etwas abseits an einem kleinen Tischchen hocken, den Anmeldezettel auf den knochigen Knien. Er kaut nachdenklich auf einem Kugelschreiber herum. Seine großen Füße stecken immer noch in den Inlinern.
Anscheinend will er die anbehalten, denkt Carlotta amüsiert. Oder hat er etwa vergessen, Schuhe zum Wechseln mitzunehmen? Auf Socken zu einem Casting zu erscheinen, kommt
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