Film ab im Internat
früher wir im Stadthotel sind, desto eher können wir uns für das Casting registrieren lassen!“
„Und je früher wir dran sind, desto eher haben wir diesen Schwachsinn hinter uns“, grummelt Carlotta und taucht mit dem Kopf tief unter ihr Kissen.
Im Nachbarbett streckt sich Sofie und gähnt. „Bonjour“, wünscht sie.
„Ich wüsste nicht, was an diesem jour bon sein soll“, nuschelt Carlotta unter dem Kopfkissenberg hervor. „Dieser Tag fängt alles andere als gut an und vor allen Dingen viel zu früh!“
„Ach, komm schon.“ Manu zieht ihr Kissen und Decke weg. „Guten Morgen, gute Laune. Lasst uns schnell frühstücken! In einer halben Stunde fährt der Bus.“
„So früh fahren hier überhaupt noch keine Busse“, startet Carlotta einen letzten schwachen Protest, während sie versucht, ihre Bettdecke zurückzuholen.
Doch Manu bleibt hart.
„Es gibt einen Frühbus nach Bieneburg“, sagt sie bestimmt. „Der fährt auch samstags. Ich hab gestern extra noch mal auf den Fahrplan geguckt.“
„So ein Mist aber auch“, brummt Carlotta.
Ein paar Minuten und eine flüchtige Katzenwäsche später hockt sie am Frühstückstisch und wundert sich darüber, was um diese Uhrzeit schon los ist. Als wäre ein ganz normaler Schultag, ist der Speisesaal fast bis auf den letzten Platz besetzt. Die hohen Wände des ehemaligen Rittersaals werfen das laute Klirren von Geschirr, das Klappern des Bestecks und das Summen der Gespräche zurück.
Carlotta fasst sich stöhnend an den Kopf.
„Sagt bitte nicht, dass die alle zum Casting wollen“, raunt sie ihren Freundinnen zu. „Das ist ja das halbe Internat!“
Manu schluckt.
Sofie lächelt. „Ist doch nett, oder?“
„Wenn die auch alle mit dem Bus fahren wollen, können wir zu Fuß gehen.“ Carlotta beißt in ihr Marmeladenbrötchen. Oder gleich zu Hause bleiben, fügt sie in Gedanken hinzu.
Am Nachbartisch tuscheln Nadine, Simone und Vicky miteinander. Die drei haben sich herausgeputzt, als ginge es nicht zum Casting in ein einfaches Landhotel, sondern direkt zur Oscar-Verleihung.
„Lasst uns zur Bushaltestelle gehen, solange die anderen noch frühstücken“, schlägt Manu vor. Sie springt auf und eilt voraus.
Sofie wirft ihre langen Haare über die Schulter und zieht im Laufen einen Schminkspiegel aus ihrem perlenbestickten Handtäschchen, um ihr Make-up zu überprüfen.
Carlotta rollt mit den Augen und stolpert hinter den beiden her.
Im Gegensatz zu vielen anderen hat sie ihrem Aussehen heute keine große Aufmerksamkeit gewidmet. Weder hat sie besondere Kleidung angezogen noch die Haare auf Hochglanz gebracht und sich schon gar nicht geschminkt.
Aber ich will ja auch nicht entdeckt werden, überlegt sie. Das ist wahrscheinlich der Unterschied.
Sogar Manu hat sich minutenlang gebürstet, um ihre roten Locken zu zähmen, und ist in eine weiße Jeans und ein dunkelblaues Poloshirt geschlüpft. Beides ist gebügelt, kein bisschen kraus und hat keine Flecken. Wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie wenig Wert sie sonst auf Äußerlichkeiten legt.
An der Bushaltestelle stehen schon ein paar Mädchen. Carlotta fällt auf, dass es offenbar überwiegend die weiblichen Internatsbewohner zu dem Casting zieht. Auch im Speisesaal waren die Jungs deutlich in der Unterzahl. Ist der Wunsch, entdeckt und berühmt zu werden, vielleicht ein Mädchending?
Während sie noch darüber nachgrübelt, kommt eine Horde Jungs aus Richtung des Schlosses angetrabt. Carlotta glaubt nicht richtig zu sehen, als sie unter ihnen Nikolas erspäht. Niko geht zum Casting? Sie schiebt die Augenbrauen zusammen. Das passt irgendwie nicht zusammen.
Auch Niko hat sie entdeckt und winkt, bevor er etwas zu seinen Freunden sagt und auf sie zukommt. In seiner Hand hält er eine Digitalkamera. Er bleibt stehen, hält sich die Kamera vor das Gesicht und macht eine Aufnahme von ihr, bevor Carlotta auch nur ansatzweise reagieren kann.
„Hey“, protestiert sie. Sie fühlt sich total überrumpelt.
Aber Niko lacht nur.
„Wenn du willst, lösch ich es“, sagt er.
Carlotta schüttelt leicht den Kopf. „Ist mir egal.“
„Willst du auch beim Casting mitmachen?“ Niko mustert sie aufmerksam.
Wieder schüttelt Carlotta den Kopf. „Von wollen kann nicht die Rede sein. Ich begleite nur meine Freundinnen.“ Sie zeigt auf Manu und Sofie.
Niko nickt ihnen zu. Die beiden Mädchen grinsen vielsagend. Carlotta könnte sie auf der Stelle erwürgen.
„Und du?“, fragt
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