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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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sie.
    „Nee“, lacht Niko. „Ich will nur Fotos machen. Vielleicht ergeben sich ein paar interessante Motive. Du weißt schon, Porträts von Menschen in besonderen Situationen.“
    „Aha“, macht Carlotta. „Klingt interessant.“
    Als der Bus kommt, läuft Niko zu seinen Freunden zurück. Carlotta sieht ihm hinterher.
    „Einsteigen, nicht träumen“, empfiehlt der Busfahrer, als die Tür sich genau vor ihrer Nase mit einem Zischen öffnet.
    Carlotta wird rot und stolpert die Stufen hinauf. Im Bus lässt sie sich auf einen freien Sitz fallen und rückt eng ans Fenster, um sich mit Manu und Sofie eine Sitzbank zu teilen.
    „Mannomann, bin ich aufgeregt!“, jammert Manu. „Hast du zufällig ein paar Gummibärchen dabei? Meine Nerven brauchen Nahrung.“
    „Nein, leider nicht. Sorry.“ Carlotta lehnt ihren Kopf gegen die Scheibe und starrt hinaus. Sie verspürt keine Lust, sich zu unterhalten. Sie ist viel zu müde, und um ihre Laune ist es auch nicht zum Besten bestellt. Falls die Filmleute zufällig die Rolle einer bösen Hexe zu besetzen hätten, denkt sie und gähnt, wäre ich heute die Idealbesetzung.
    Der Bus ist so voll, dass einige Mitschüler im Gang stehen müssen. Niko und seine Freunde hat Carlotta nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich sitzen die ganz hinten, überlegt sie. Auch egal.
    Sie fragt die anderen, wo die Barbies abgeblieben sind. In den Bus eingestiegen sind sie jedenfalls nicht.
    Manu zuckt die Achseln. „Wetten, die sind mit einem Taxi gefahren? Für einen ordinären Bus sind die viel zu schickimicki. Und außerdem protzen die doch so gerne mit der Kohle ihrer Eltern. Eigentlich ein Wunder, dass sie nicht von einem Chauffeur mit Stretchlimousine abgeholt worden sind!“
    Als der Bus an einer Kreuzung hält, weckt ein strohblonder Junge auf einem altersschwachen Mountainbike ihre Aufmerksamkeit.
    „Da ist Jonas“, sagt Carlotta. „Will der etwa auch zum Casting?“
    Der Hausmeistersohn lehnt mit seinem Fahrrad an einem Ampelmast und beißt gerade herzhaft in ein belegtes Brötchen. Das Ganze tut er so unbekümmert, dass Carlotta gleich wieder an Huckleberry Finn denken muss, den Helden aus dem gleichnamigen Buch von Mark Twain.
    Als die Ampel auf Grün springt, fahren Jonas und der Bus gleichzeitig los. Jonas rollt freihändig über den Radweg und verputzt in Seelenruhe sein Brötchen. Er bemerkt Carlotta hinter der Scheibe und winkt fröhlich. Sie winkt zurück. Plötzlich taucht auf dem Radweg hinter Jonas ein Inlineskater auf. Er ist ziemlich lang, auffallend dünn, trägt einen himmelblauen Trainingsanzug, der im Wind flattert, und einen farblich dazu passenden Schutzhelm.
    „Der Spargel!“, rufen Manu, Sofie und Carlotta gleichzeitig.
    Im Bus wird gejohlt und geklatscht. Ein paar Schüler klopfen gegen die Fensterscheibe, aber Herr Dunker reagiert nicht. Den Blick fest auf das Asphaltband vor ihm gerichtet, rollt er hoch konzentriert in Richtung Bieneburg.
    „Der Spargel auf Rädern …“, prustet Manu. „Ich fass es nicht!“
    „Können eigentlich nur Jugendliche an dem Casting teilnehmen?“, fragt Carlotta, ohne die Augen von ihrem rollenden Sportlehrer zu nehmen. „Oder dürfen Erwachsene auch mitmachen?“
    „Keine Ahnung“, antwortet Sofie. „Es heißt ,offenes Casting‘, oder? Das bedeutet wohl, dass jeder mitmachen darf.“
    Carlotta grinst. Der Spargel beim Film? Eine echt schräge Vorstellung!
    Am Bieneburger Bahnhof ist Endstation. Carlotta springt aus dem Bus und streckt sich.
    „Das Stadthotel ist am Marktplatz“, weiß Manu. „Ist gar nicht weit von hier. Los, kommt!“
    Zusammen mit den anderen schieben sie sich durch die engen Straßen der verschlafenen Stadt.
    Nach ein paar Minuten kommen sie an einem kleinen Laden vorbei, der trotz der frühen Stunde schon geöffnet hat. Mit ein paar Mitschülern steuert Manu direkt darauf zu und kauft eine große Tüte Gummibärchen, eine Literflasche Cola, drei Schokoriegel und ein Päckchen Kaugummi.
    „Wer weiß, wann’s wieder was zu futtern gibt?“, grinst sie.
    Vor dem Stadthotel staut sich die Karawane und kommt schließlich zum Stehen.
    Nicht nur von Prinzensee sind zahlreiche Bewerber gekommen, auch von den anderen Schulen der Stadt und wahrscheinlich aus der gesamten Umgebung haben sich Interessierte auf den Weg gemacht, um sich bei dem Casting vorzustellen. Die bevorstehenden Dreharbeiten müssen sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben. Die Luft scheint zu summen. Es wird gerufen, gelacht und

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