Film ab im Internat
Gab’s die auch in gemütlich?“
Herr Prinz verdreht die Augen und seufzt.
Carlotta liest immer noch, obwohl der Brief nur aus einer einzigen Seite besteht. Aber das, was darin steht, ist einfach so unglaublich, dass sie es glatt zwei- oder dreimal lesen muss, um es ansatzweise zu glauben.
„Hi, Carlotta!“ Katie fuchtelt mit einer Hand vor ihrer Nase herum. „Ich freu mich auch ganz doll, dich zu sehen!“
„Ich, äh …“, sagt Carlotta und verstummt.
Katie und Herr Prinz wechseln einen Blick.
„Hat sie das schon länger?“, erkundigt sich Katie besorgt.
Herr Prinz zuckt die Achseln. „Nein, eigentlich nicht.“
„Ich …“, setzt Carlotta noch einmal an. „Ähm, also, ich glaub, ich hab eine Rolle bekommen. Ich … ich soll bei ,Drei Mäuse für Bella‘ mitspielen.“
„Wie? Was!?“, kreischt Katie und reißt ihr den Brief aus der Hand. „Steht das da drin? Zeig her! Wo denn? Wahnsinn!“
Carlotta tippt wortlos auf den Brief.
Ihr Vater grinst.
Katie liest laut vor:
Liebe Carlotta,
wir bedanken uns für Deine Teilnahme an unserem Casting in Bieneburg und Dein Interesse an unserer aktuellen Produktion. Wir freuen uns, Dir mitteilen zu können, dass die Jury Dich für eine Komparsenrolle ausgewählt hat. Die Dreharbeiten beginnen in vierzehn Tagen. Bitte bestätige uns Deine Teilnahme auf dem beigefügten Formular und lege diesem eine schriftliche Einverständniserklärung Deiner Eltern bei. Die Schulleitung wird von uns entsprechend informiert. Eine Versicherung wird für die Dauer der Dreharbeiten abgeschlossen. Solltest Du noch Fragen haben, wende Dich jederzeit an uns. Wir freuen uns auf Dich.
Viele Grüße
Sabrina Rothfuss, Bella-Produktions GmbH
Katie lässt den Briefbogen sinken und starrt Carlotta an. „Wo ist dieses Formular? Du musst es sofort ausfüllen und abschicken! Manno, du lernst Tim Fröhlich kennen! Ich fass es nicht!“
„Hilfe“, murmelt Carlotta.
„Wieso Hilfe?“, ruft Katie und fällt ihr um den Hals. „Das ist der Hammer! Du gehst zum Film und triffst den süßen Tim! Wie ich dich beneide!“
Papa grinst immer noch vor sich hin.
„Mensch, Carlotta“, sagt er schließlich. „Das ist toll! Freust du dich denn gar nicht?“
Carlotta guckt von ihm zu Katie und wieder zurück.
„Nicht wirklich“, antwortet sie matt. „Ich bin doch nur wegen Manu mit zu diesem blöden Casting gegangen!“
„Und jetzt wirst du Statistin und bekommst sogar eine kleine Rolle!“ Katies Stimme klingt ganz quietschig vor Aufregung. „Wenn ich du wäre, würde ich ausflippen!“
„Wenn du ich wärst“, sagt Carlotta, „wär alles in Butter. Dann müsste ich da nämlich nicht hin.“
Ihr Vater nimmt den Brief und steckt ihn zusammen mit dem Teilnahmeformular in den Umschlag zurück. „Niemand zwingt dich“, sagt er. „Überleg’s dir in Ruhe. Wenn du nicht mitmachen willst, rufst du am Montag einfach dort an und sagst ab. Dann freut sich jemand anders.“
„Ja, stimmt“, nickt Carlotta. „Manu zum Beispiel oder Sofie. Oder von mir aus die Barbies. Die sind ganz wild auf die Komparsenrolle.“
„Quatsch, Mensch! Bist du blöd? Die wollen dich!“ Katie stemmt beide Hände in die Hüften und setzt eine strenge Miene auf.
Carlotta zieht die Stirn kraus. „Guck mich nicht so an! Ich überleg’s mir, okay?“
Katie gibt sich mit der Antwort zufrieden. „Okay, ich hab ein ganzes Wochenende Zeit, um dich zu überzeugen. Und glaub mir: Ich werde dich überzeugen!“
Guido Prinz lacht. „Aber vorher lade ich euch zum Chinesen ein. Ich glaube, das haben wir uns verdient. Und einen Grund zum Feiern haben wir auch. Genau genommen sogar zwei.“
Carlotta und Katie schauen ihn fragend an.
„Zunächst mal Carlottas mögliche Teilnahme an den Dreharbeiten“, erklärt er, „und zum anderen der Ausstrahlungstermin für meine Doku.“
„Was? Davon hast du ja noch gar nichts gesagt“, beschwert sich Carlotta.
„Ich bin bis jetzt ja auch kaum zu Wort gekommen“, erwidert ihr Vater trocken. „Der Film wird Ende des Jahres im Abendprogramm laufen, in der Vorweihnachtszeit. Das ist ein optimaler Sendeplatz.“
„Juhu!“, jubelt Carlotta. „Und es ist tausendmal besser als dieses beknackte Casting! Herzlichen Glückwunsch! Ich bin schon so gespannt auf deinen Film!“
„Ich auch!“, strahlt Katie. „Und das mit dem chinesischen Essen geht auch klar. Ich hab meinen Eltern schon gesagt, dass ich übers Wochenende bei euch bin. Meine Schlafsachen und eine
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