Film ab im Internat
stand alles unter Wasser.“
„Wie bitte!?“, ruft Carlotta. „Und das sagst du mir jetzt erst? Was ist mit meinem Zimmer? Und mit meinen ganzen Sachen? Liegen die etwa auch hier rum? Das darf doch nicht wahr sein! Mensch, Papa!“ Sie wirft einen hektischen Blick auf die Möbelpyramide.
„Nun bleib mal ruhig“, sagt ihr Vater und hievt die Reisetasche aus dem Kofferraum. „Deinen Sachen ist nichts passiert. Das meiste ist ins Wohnzimmer, in die Küche und ins Gästezimmer geflossen. Halb so schlimm. Ich wollte bei Gelegenheit sowieso mal neu tapezieren. Und das Parkett war auch nicht mehr das allerschönste.“
Er stapft voraus, an der Pyramide vorbei, und schließt die Haustür auf.
Carlotta folgt ihm kopfschüttelnd. Das ist mal wieder typisch Papa, denkt sie und kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Mama hätte garantiert einen mittelschweren Nervenzusammenbruch bekommen. Und er nimmt das alles total locker.
Im Haus bemerkt sie, dass ihr Vater leicht untertrieben hat, was den Schaden angeht. Der Fußboden wellt sich vom Eingang bis ins Wohnzimmer. Carlotta hat schon nach wenigen Schritten das Gefühl, seekrank zu sein. In der Küche gibt es nur noch einen Kühlschrank und den Herd, und im Wohnzimmer stehen die alten Gartenmöbel aus blauem Plastik, die eigentlich auf die Terrasse gehören. Das ganze Haus riecht feucht und ein bisschen modrig.
„Oh Mann … gemütlich ist was anderes.“ Carlotta seufzt.
„Ja, ich weiß“, sagt Papa zerknirscht. „Tut mir leid. Aber oben sieht’s ein bisschen besser aus.“
Carlotta überlegt, ob sie gleich zu Katie rübergehen soll. Bestimmt kann sie das Wochenende bei ihr wohnen. Aber dann fällt ihr ein, dass es ziemlich unfair wäre, Papa in diesem Chaos allein zu lassen. Man sieht doch auf den ersten Blick, dass er mit der Situation komplett überfordert ist!
„Geht der Herd noch?“, erkundigt sie sich.
„Ich hab ihn vorsichtshalber von einem Elektriker abklemmen lassen“, gibt Papa zu. „Der Kühlschrank ist auch aus. Ich hatte keine Lust, nach dem Rohrbruch auch noch einen Kurzschluss zu riskieren, und hab sämtliche Sicherungen rausgedreht.“
„Na toll“, grummelt Carlotta. „Heißt das etwa, wir haben nichts zu essen im Haus? Wir können nicht kochen und hocken heute Abend im Dunkeln?“
„Ähm, tja, so ungefähr.“ Papa schiebt beide Hände in die Taschen seiner Jeans, zieht die Schultern hoch und wippt mit seinen Turnschuhen auf und ab. „Erinnert mich ein bisschen an die Dreharbeiten in Tibet. Da habe ich ohne Strom und Wasser in einem Zelt gelebt. War überhaupt kein Problem. Wir sind einfach viel zu verwöhnt. Aber ich wollte dich sowieso zum Essen einladen.“
Carlotta lacht.
Papa nimmt sie in den Arm.
„Tut mir leid“, wiederholt er noch einmal. „Du hast dir dein Wochenende bestimmt ganz anders vorgestellt.“
„Kein Problem“, sagt Carlotta, und sie meint es auch so. Auch wenn es manchmal anstrengend ist – mit Papa wird’s wenigstens nie langweilig!
„Ach, hier ist übrigens ein Brief für dich.“ Carlottas Vater nimmt einen himmelblauen Briefumschlag von einem der Gartenstühle. „Ich konnte ihn in letzter Sekunde vor den Wassermassen retten.“
„Sehr mutig“, lobt Carlotta und nimmt ihm den Brief aus der Hand. Ihr Name steht in Schreibmaschinenschrift darauf. Absender ist eine ,Bella-Produktions GmbH‘. Moment mal … Sie stutzt. Bella? Etwa die Bella?
„Ist was?“, fragt Papa.
Carlotta wedelt mit dem Brief. „Ich weiß nicht, kann sein. Der ist von Bella. Du weißt schon, von dieser Fernsehserie.“
„Mach auf!“, sagt Papa sofort. „Ich dachte, es wäre Werbung. Aber das hat bestimmt etwas mit diesem Casting zu tun!“
„Ich trau mich nicht“, jammert Carlotta.
„Soll ich?“ Papa streckt die Hand aus.
Carlotta schüttelt den Kopf. Mit klopfendem Herzen reißt sie den Umschlag der Länge nach auf, holt einen Briefbogen heraus und faltet ihn sorgfältig auseinander, bevor sie mit angehaltenem Atem zu lesen beginnt.
Papa steht neben ihr und lässt sie nicht aus den Augen.
„Ach du je …“, murmelt Carlotta und: „Das gibt’s doch nicht!“
„Was denn?“, drängelt Papa. „Sag schon!“
„Hallihallo! Jemand zu Hause? Hier sieht’s ja heiß aus!“ Von der offenen Haustür kommt ein Kichern.
Carlotta und ihr Vater rufen gleichzeitig: „Komm rein, Katie!“
Carlottas Freundin kommt ins Wohnzimmer und schaut sich neugierig um. „Cool, ihr habt neue Möbel! Todschick, echt.
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