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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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repariert. Ich hab echt keine Lust, mein freies Wochenende im Waschsalon zu verbringen.“
    „Hey, du hast was vergessen!“ Manu läuft hinter ihr her und winkt mit einer Zeitung.
    „Ach ja.“ Carlotta bleibt stehen. „Der Bieneburger Bote. Danke.“
    „Bitte“, grinst Manu und schiebt ihr die Zeitung unter den Arm. „Ich wette, Katie wird grün vor Neid, wenn sie den Artikel liest.“
    „Die wird erst grün, wenn eine von uns die weibliche Hauptrolle bekommt und ihren süßen Tim Fröhlich knutschen darf“, meint Carlotta und wankt weiter. „Noch mal tschüss!“
    In der Freitagsausgabe des Bieneburger Boten ist ein ganzseitiger Artikel über das Casting im Stadthotel abgedruckt. Der Reporter, der den Bericht verfasst hat, hat auch den Pulk der Bewerber vor dem Hotel fotografiert. Nur bräuchte man leider ein Elektronenmikroskop, um Carlotta, Manu und Sofie in dem Gewühl ausfindig machen zu können. Ihre Gesichter sind winziger als Stecknadelköpfe und ganz verschwommen. Dafür gibt es ein schönes Foto der Jury hinter ihrem Tisch. Sogar der Kameramann ist mit drauf. Papa und Katie werden Augen machen!
    Komisch nur, dass noch keiner von uns etwas von der Filmgesellschaft gehört hat, sinniert Carlotta. Brauchen die tatsächlich so lange, um ein paar Nebenrollen mit Komparsen zu besetzen? Anscheinend ja.
    Auf dem Parkplatz sieht sie sich um. Entweder hat ihr Vater ein neues Auto, oder er ist mal wieder zu spät dran. Sie tippt auf Letzteres, lässt ihre Tasche fallen und setzt sich einfach darauf.
    „Ciao, Carlotta!“ Niko schiebt sich hinter ihr die Treppe herunter. Er hat einen Gitarrenkoffer in der einen und einen Seesack in der anderen Hand. „Ich wünsch dir ein schönes Wochenende.“
    „Wünsch ich dir auch.“ Carlotta schiebt sich eine einzelne Haarsträhne hinters Ohr und lächelt, während sie beobachtet, wie Niko sein Gepäck in einen alten VW-Bus wirft und hinterherklettert.
    Am Steuer des Busses sitzt eine junge, sehr hübsche Frau mit langen blonden Haaren. Sie beugt sich zu Niko herüber, umarmt ihn und gibt ihm einen Kuss.
    Pling!, macht es irgendwo in Carlottas Brustkorb. Es fühlt sich an, als wäre in ihrem Innern eine Saite gerissen, und zwar ganz in der Nähe ihres Herzens.
    „Carlottchen! Hier bist du!“
    „Papa!“ Carlotta springt auf.
    Ehe sie weiter über Niko, die schöne Unbekannte und die Bedeutung dieses Kusses nachgrübeln kann, schwebt sie ungefähr zehn Zentimeter über dem Boden und wird so fest gedrückt, dass ihr fast die Spucke wegbleibt.
    „Hey, Papa!“
    „Carlotta!“ Guido Prinz strahlt über das ganze Gesicht und setzt seine Tochter vorsichtig wieder ab.
    „Ich hab dich gar nicht gesehen!“, schnauft Carlotta, als sie wieder atmen kann.
    „Kein Wunder.“ Papa grinst. „Ich hab ganz vorne an der Allee geparkt. Komm, gib mir deine Tasche.“
    Er nimmt die Reisetasche und läuft voraus. Carlotta trabt mit dem Bieneburger Boten hinterher.
    „Seit wann liest du Zeitung? Fruchtet die Internatsbildung langsam?“, wundert sich Herr Prinz.
    „Nee, ich glaub nicht“, erwidert Carlotta. „Für Politik interessiere ich mich immer noch nicht besonders. Aber es steht ein fetter Artikel über das Casting drin. Den muss ich dir und Katie unbedingt zeigen!“
    „Cool“, meint Papa.
    Als sie im Auto sitzen und Carlotta das Schlossgebäude im Rückspiegel kleiner und kleiner werden und schließlich ganz verschwinden sieht, denkt sie an Niko und die fremde Frau in dem VW-Bus. Sie war hübsch, das konnte sie sogar aus der Entfernung sehen, aber sie sah deutlich älter aus als Niko. So Mitte zwanzig, schätzt Carlotta. Zu jung, um seine Mutter zu sein, und als Freundin viel zu alt. Seltsam. Obwohl – vielleicht steht Niko ja auf ältere Frauen? Wer weiß? Trotzdem kann Carlotta es sich irgendwie nicht vorstellen, dass Niko eine Freundin hat, die so viel älter ist als er. Das passt irgendwie nicht zu ihm. Er ist doch höchstens 15. Ist so was nicht verboten? Sie seufzt.
    Papa wirft ihr einen Blick zu. „Probleme?“
    „Nö. Nicht wirklich.“
    Carlotta ist froh, dass ihr Vater nicht der Typ Elternteil ist, der immer alles haarklein wissen will. Er spürt genau, wann sie reden will und wann nicht. Mama ist da ganz anders. Die würde garantiert so lange bohren, bis Carlotta ihr endlich erzählen würde, was sie beschäftigt.
    Sie schiebt eine CD in den Wechsler und unterhält sich mit ihrem Vater über seine Arbeit. Er ist Dokumentarfilmer und hat gerade die

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