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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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Slowakien entstanden, handelt von dem Drachen Draco (dem Sean Connery die Stimme gibt) und dem letzten Drachentöter Sir Bowen (Dennis Quaid). Die beiden tun sich dann gegen den gemeinsamen Feind König Einon (David Thewlis) zusammen. In diesem aufwändigen Ritter/Fantasy-Spektakel (allein die Computer-Animation für den Drachen benötigte ein Jahr Arbeit) geht es nicht mehr um die Ursprünge der Geschichte, sondern um die Rückkehr in ein reines Traumreich. Ganz im Gegensatz dazu steht etwa die deutsch-österreichische Produktion König der letzten Tage (1993, Regie: Tom Toelle), die sich auf ihre Weise um eine Korrektur des Bildes vom Mittelalter und von den religiös-mythischen Auseinandersetzungen bemüht. Der Film führt nach Münster im Jahr 1534; der Wiedertäufer Jan van der Leyden (Christoph Waltz) sammelt Anhänger um sich, ernennt sich zum Herrscher der Stadt, und lässt die renitente Katholikin Clarissa (Sabine Remundova) öffentlich verbrennen. Doch im Jahr darauf erobern die Männer von Fürstbischof Waldeck (Mario Adorf) die Stadt zurück, nehmen ihre Rache und etablieren erneut die alte Ordnung. Die Grausamkeit dieses Mittelalters liegt nicht in der Bewegung, sondern in einem blutigen Atmen zwischen exzessiven Ausbrüchen von Gewalt und wahrhaft versteinerten Formen von Herrschaft und Wahrnehmung. Auch Camelot war in Wirklichkeit vor allem ein Gefängnis.

Neues vom Sherwood Forest
    1990 waren vier neue Robin Hood-Projekte in Planung, zwei davon wurden ausgeführt. Patrick Bergin spielt den Helden in Robin Hood ( Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz ; 1990, Regie: John Irvin), und Uma Thurman ist Lady Marian, für die sich auch der schurkische Sir Folcanert (Jürgen Prochnow) interessiert. Der Film kommt ein wenig schwerfällig daher, so als könne er sich nicht recht entscheiden zwischen einer naiven Neuauflage, einem naturalistischen Blick auf das Mittelalter und dem selbstreferenziellen Kinoblick der neunziger Jahre. Er sieht den Helden, Robert Hode, als einen Adeligen, der sich den mächtigen normannischen Adeligen Sir Folcanet zum Feind macht, als er einem Wilderer das Leben rettet. So verliert er seinen Adelstitel und sein Land und wird zum Kämpfer gegen die Normannen unter dem Namen Robin Hood. Gegen die Konkurrenz von Kevin Costner hatte dieser Film, der interessanter besetzte, grüblerischere Film, in den USA keine Chance, zumal eine ungeheure Werbung (unter anderem um Bryan Adams’ Titelsong) begann, so dass schließlich der Film seine Uraufführung im Fernsehen erlebte.
    In Kevin Reynolds’ Version ist Kevin Costner ein etwas modifizierter Held: Sein Robin Hood – Prince of Thieves ( Robin Hood – König der Diebe ; 1991) hat einen sarazenischen Begleiter (Morgan Freeman), der im Grunde der wesentlich moderner denkende Mensch ist (so fungiert er im Film auch als kommentierende Instanz), und mit der Maid Marian (Mary Elizabeth Mastrantonio) so seine Probleme. Sie selber weiß nicht schlecht mit dem Schwert umzugehen, und auch die Frau von Little John weiß rege ins Geschehen einzugreifen, was dem Film eine wohltuend ironische Brechung gibt: Dieser Robin Hood ist ein zwar ungebrochener, dafür aber mehrfach begrenzter Held. Der Film steckt voller Anspielungen auf die Gegenwart (der Kreuzzug, auf dem der jugendliche Held erhebliches von seinen Idealen verloren hat, wird mehrmals direkt mit dem Golfkrieg in Beziehung gesetzt) und ist mit atemloser Action gespickt (im deutschen Presseheft bringt man das auf den unguten Punkt: «Kevin Costner ist ‹Indiana Jones› im Sherwood Forest! ») , doch er lässt den Charme der Filme mit Douglas Fairbanks oder Errol Flynn ebenso vermissen wie die sanfte Melancholie von Richard Lesters Robin and Marian mit Sean Connery, der hier in einer kleinen Szene den zurückkehrenden König Richard spielt. Die Unterhaltungswerte des Films freilich sind erheblich, auch wenn die chaotischen Produktionsbedingungen zu einer ganzen Reihe von Brüchen und Fehlern führen mussten, was dem kommerziellen Erfolg des Unternehmens keinen Abbruch tat. Innerhalb von vier Wochen spielte Robin Hood – Prince of Thieves das Dreifache seiner mit 50 Millionen Dollar beachtlichen Produktionskosten ein.
    Mel Brooks drehte die fällige Parodie Robin Hood – Men in Tights ( Robin Hood – Helden in Strumpfhosen ; 1993). Die Handlung folgt vor allem dem Costner-Film (manche Elemente werden direkt zitiert, etwa der farbige Begleiter des Helden, die Zauberin als

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