Filmwissen
Verbündete des Schurken), doch Robin (Cary Elwes), der mit bizarrem englischen Akzent spricht, ist etwas anderes:
«Das Beste, was mir passieren konnte, war ja, dass Costner seine Rolle mit einem irrwitzigen Ohio-Akzent spielt. Da konnte ich dann mit meinem Oxford-Robin ganz wunderbar kontern.» (Brooks)
Auch an anderer Stelle kommt die komische Wirkung aus signifikanten Verschiebungen; so ist es nun der Sheriff von «Rottingham», der dem Helden das Leben schwer macht, und aus Bruder Tuck ist, in Gestalt von Mel Brooks selber, der Rabbi Tuckman geworden, der Messwein verkauft. Der füllige Killer «Don Giovanni» (Dom DeLuise) imitiert in einer Szene den Monolog Marlon Brandos aus On the Waterfront .
Yahoo Serious ist in Reckless Kelly ( Robin Hood Junior ; 1993) eine parodistische Inkarnation des australischen Volkshelden Ned Kelly (den einst Mick Jagger bei Tony Richardson verkörperte), der ganz dem Schema des edlen Räubers gehorcht, der den Reichen nimmt, um den Armen zu geben. Und unter den vielen «ikonischen» Auftritten des Helden, etwa in einer Batman -Folge oder in der Daffy Duck-Version Robin Hood Daffy (1958), gehört die Geschichte von der Besatzung des Raumschiffs Enterprise, die in Q-PID (1991) in das Szenarium eines Robin Hood-Films geschleudert wird, noch zu den sublimeren.
Pirate’s Gold
Der Piratenfilm ist eines der «geschlossensten» Genres des populären Films; seine Schauplätze, seine Helden, seine Ikonographie sind so prächtig wie limitiert. Crossover, Parodien und Erneuerungsversuche hatten es in diesem Genre immer schwer. Nachdem in den siebziger Jahren Wiederbelebungsversuche in der linearen Tradition des Piratenfilms eher als gescheitert angesehen wurden, versuchte man es zu Beginn der achtziger Jahre mehr auf indirekte Weise. In Form von white fantasies , freundlichen Gespenstergeschichten, waren Piraten immerhin in Filmen wie Blackbeard’s Ghost ( Käptn Blackbeard’s Spuck-Kaschemme ; 1967, Regie: Robert Stevenson) aufgetaucht. Hier spielt Peter Ustinov den grausamen Piraten, dessen Geist in einer kleinen amerikanischen Stadt aufersteht, wo er so lange sein Unwesen treiben muss, bis er eine gute Tat vollbracht hat, was seinem Naturell nicht gerade entgegenkommt. Seine besten Absichten wenden sich indes meistens gegen die, denen er helfen will. (In John Carpenters Horrorfilm The Fog aus dem Jahr 1979 hat die geisterhafte Rückkehr einer Piratengruppe mit guten Absichten dagegen nicht das geringste zu tun.) 1982 entstand in Australien The Pirate Movie ( Pirate Movie ; Regie: Ken Annakin) nach dem Musical von Gilbert & Sullivan The Pirates of Penzance , die Geschichte eines Jungen, der sich als Fechter und Stuntman auf einem alten Kahn verdingt hat. Den Hauptteil bildet ein langer Traum, in dem ein Piratenabenteuer mit allerlei romantischen und komischen Verwicklungen zu bestehen ist. Mabel (Kristy McNichol) ist das Mauerblümchen, das in den Mädchenschwarm Frederic (Christopher Atkins) verliebt ist, der davon nichts weiß. Er lädt die Freundinnen auf sein Segelboot, aber Mabel ist nicht dabei. Sie versucht, das Schiff mit einem Motorboot zu erreichen, erleidet dabei Schiffbruch und wird an den Strand einer einsamen Insel geschwemmt. Natürlich ist sie nun nicht mehr das bebrillte Mauerblümchen, sondern eine viktorianische Schönheit von ebenso graziler Schönheit wie makelloser Moral. Bald trifft Frederic als junger Pirat ein, der sich zwar in die Schöne verliebt, aber vor dem Happy End noch mit seinen Piraten-Kumpanen und Mabels hartherzigem Vater zu tun hat. Action, Komödie und Musical reihen sich hier eher in einer lockeren Episoden-Struktur aneinander. Annakin hat eine Reihe berühmter Szenen des Genres direkt nachinszeniert (freilich ohne deren Geist wirklich beschwören zu können). Im Jahr darauf kam Mel Damskis hübsche Parodie Yellowbeard ( Dotterbart ) heraus: Piratenkapitän Dotterbart (Graham Chapman von Monty Python) und sein Begleiter Gilbert (Marty Feldman) sitzen im Gefängnis; weil man weiß, dass der Pirat einen Schatz vergraben hat, arrangiert man auf Geheiß der Königin seine Flucht und setzt dabei Commander Clement (Eric Idle) als Geheimagenten auf sie an. Noch bis in die Nebenrollen prominent besetzt (Chech und Chong, Peter Boyle, James Mason, Madeline Kahn) und mit dem Original-Schiff aus der Marlon Brando-Version von Mutiny on the Bounty ( Meuterei auf der Bounty ; 1961, Regie: Lewis Milestone) macht der Film alle Klischees des Genres
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