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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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Die Welle der Artus-Filme klang schließlich in billigen Fantasy-B-Filmen wie Avalon of Excalibur ( Avalon ; 1987, Regie: Michael Murphy) aus, wo sich eine Gruppe von Abenteurern auf die Suche nach dem Grab des Königs und dessen Schwert macht.
    Ein ganz anderes Bild vom Mittelalter zeichnet die Verfilmung von Umberto Ecos postmodernem Roman Der Name der Rose (1986), in dem sich literarische Anspielungen, ein Kriminalfall und eine Untersuchung über die Wirkung der Zeichen treffen. Der Film, von Jean-Jacques Annaud aufwändig in Szene gesetzt, reduziert das Buch fast zwangsläufig zu einem pittoresken historischen Kriminalfall: Der Franziskanermönch William von Baskerville (Sean Connery) und sein Gehilfe Adson von Melk (Christian Slater) erreichen im Jahr 1327 die Benediktinerabtei im italienischen Appenin, in der ein Treffen zwischen zwei Parteien organisiert werden soll, die die Einheit der heiligen Kirche in Frage stellen. Die eine verlangt eine arme Kirche, die andere eine, die Reichtümer anhäuft. Doch eine Mordserie stört das Vorhaben, und die Spur führt in den achteckigen Turm, der die Bibliothek des Klosters birgt.
    Während alle in dem Mord eine düstere Vorahnung, ein Gotteszeichen sehen wollen, das der Vorgabe der Apokalypse folgt, glaubt Baskerville zunächst an Selbstmord, und sucht auch, als sich weitere Todesfälle ergeben, nach einer rationalen Lösung, etwa den Gifttod der Fratres. Er versucht vergeblich, die Mordserie aufzuklären, bevor der Inquisitor Gui (F. Murray Abraham) eintrifft, der gleich zum Angriff gegen die oppositionellen Mönche Salvatore (Ron Perlman) und Remigius (Helmut Qualtinger) ansetzt. Auch ein Mädchen aus dem Dorf, bei dem Adson seine Unschuld verloren hat (Valentina Vargas), wird der Ketzerei verdächtigt und eingekerkert (diese Episode wird von einer eher marginalen im Roman zu einer zentralen Handlung im Film). Die drei sollen auf dem Scheiterhaufen brennen, als Baskerville und Adson das Rätsel der Morde gelöst haben. Der alte blinde Jorge hält das Lachen für das Verderben, die große Sünde wider Gott, und er zündet das Kloster und die Bibliothek an. Während der grausame Gui von den zornigen Bauern gelyncht wird, gelingt den beiden die Flucht.
    Der verschachtelten semiotischen Struktur des Romans begegnen die Filmemacher mit einem enormen Detailfleiß:
    «Wir haben jedes Requisit – Teller, Tische, Vorhänge usw. – von Hand anfertigen lassen und dabei kein Werkzeug benützt, das es damals, 1327, nicht gegeben hat, auch kein anderes Material. Die Kostüme sind beispielsweise handgefärbt – mit Naturfarben. In allerletzter Konsequenz hat das auch bedeutet, ein Kloster zu bauen. Wir haben in Italien, Frankreich und Spanien alle Bauwerke dieser Zeit abgesucht, ohne jedoch irgendwo diese Anordnung zu finden, die von Eco vorgegeben war. Er hat dieses Kloster aber auch aus vielen Assoziationen anderer Klöster zusammengestellt. Die Abtei selbst zu bauen, war irgendwie absurd, zumal sie ja zum Schluss abbrennt, aber wir haben die Sache eben ernst genommen. Die Herstellungskosten beliefen sich auf 46 Millionen Mark»,
    so der Produzent Bernd Eichinger. Tatsächlich ist dieser Ausstattungsfanatismus aber auch Teil der Schwächen des Films, wie sie die Kritik in seiner eher statischen Konstruktion sieht:
    «Es wird zuviel geredet, zu wenig gezeigt. Das Grauen und der Schauder kommen nicht aus dem Dialog. Insofern ist das Geschehen zu nah am Buch und zu wenig in Film übersetzt. Zum anderen wurde ein kaum glaublicher Ehrgeiz entwickelt, mit ungeheurem Aufwand die Armut des Mittelalters bis in die Details hinein zu rekonstruieren. Es wird zwar nur wenig ersichtlich, warum diese 19. Jahrhundert-Geschichte im Mittelalter spielen muss, aber die Ausstattung ist mit diabolischer Akribie hergestellt. Der Film erweckt deswegen den Eindruck eines Museumsstückes, einer Glasvitrine, in der kleine Modellfiguren vorführen, wie ungemütlich es im Mittelalter war.» (Burghard Schlicht)
    Das Mittelalter war auch beliebtes Ziel für Zeitreisegeschichten und anachronistische Späße, und da schien es in der Regel um etliches gemütlicher als in Annauds Eco-Variation. Zehn Jahre nach der Disney-Version The Spaceman and King Arthur ( König Artus und der Astronaut ; 1979, Regie: Russ Mayberry), wo ein moderner Weltraumfahrer an den Hof Arthurs kommt, entstand eine neue Version von Mark Twains berühmter Satire, A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court ( Zeitsprung in die Tafelrunde

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