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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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der blinde Pew in einer Geschichte, die sich viel mehr für die Meuterei und den Kampf als um die Schatzsuche und die kindliche Perspektive der Erzählung kümmert. So traten im Jahre 1995 die Muppets an, um den entstandenen Schaden an dem Stoff wiedergutzumachen; in ihrer Version von Treasure Island (Regie: Brian Henson) spielt Kevin Bishop den Jim Hawkins, Tim Curry den Long John Silver, während die anderen Hauptrollen von Kermit dem Frosch, Sam the American Eagle, Dr. Gonzo, Miss Piggy und den anderen Muppets übernommen wurden.
    In Steven Spielbergs Phantasie über seinen Lieblingsstoff, Hook ( Hook ; 1991) ist Robin Williams der Geschäftsmann Peter Banning, der längst seine Vergangenheit als Peter Pan im Land der Piraten vergessen hat und vor lauter Karrieredruck auch seine Frau und seine beiden Kinder vernachlässigt. Sein alter Rivale, der Pirat Captain Hook (Dustin Hoffman) entführt die Kinder ins Neverland, und schließlich bleibt Peter nichts anderes übrig, als Tinkerbell (Julia Roberts) zu folgen, seine alten Fähigkeiten (zum Beispiel das Fliegen) eher mühsam noch einmal zu erlernen und schließlich zur entscheidenden Auseinandersetzung anzutreten. Peter kann seine Kinder nur retten, indem er sich an die eigene Kindheit erinnert, bei den Lost Boys wieder in die Lehre geht, das Phantasiereich noch einmal errichtet, dem er so schnöde den Rücken gekehrt hat.
    Die Konstruktion ist vielleicht komplizierter, als es im Film schließlich den Anschein hat, der sich dann doch allzu sehr auf seine Oberflächenreize konzentriert. Die Rückkehr des Mannes in das Abenteuerland seiner Kindheit geschieht durch seinen alten Widersacher, die Karikatur des «Erwachsenen» im Neverland, der nun seinerseits die Kinder Jack und Maggie entführt. Hook ist zunächst enttäuscht über Peter, der gar kein echter Gegner mehr ist. Er muss erst wieder zu den «frohen Gedanken» zurückfinden, die ihm die Gabe des Fliegens verleihen, und die kann er erst durch die Zärtlichkeit seiner Familie gegenüber bündeln, die er verloren hat. Kind-Werden und Erwachsen-Werden gehen mehrfach durcheinander. Aber Spielberg geht auf die Komplexheit dieser Möglichkeit nicht ein, er verheddert sich paradoxerweise im Bemühen um die Einfachheit: der Spiegel funktioniert kaum in die andere Richtung, der Mann bringt bei seiner Rückkehr in den (hoffnungslos überladenen) Raum seiner Kindheit nichts mit, so dass am Ende keine Entwicklung denkbar ist. Was dieser Peter Pan in der einen wie in der anderen Form nicht kann, ist trauern.

En garde (again)!
    Die Erzählformen des klassischen, historischen Abenteuerfilms hatten sich zu Beginn der achtziger Jahre weitgehend vernutzt. Richard Lester hatte in seinem melancholischen Robin und Marian und seiner komödiantisch-furiosen Hommage an die Drei Musketiere eine Spätform des Genres kreiert, gegen die es restaurative Tendenzen eher schwer hatten. Als eine TV-Serie, die in einer gekürzten Fassung auch auf ihre Kinotauglichkeit probiert wurde, entstand 1979 eine neue Version von Der Graf von Monte Christo als deutsch-französisch-italienische Gemeinschaftsproduktion unter der Regie von Denys de la Patellière, ebenso aufwändig wie gelegentlich ein wenig langatmig inszeniert. Der Regisseur erklärte:
    «Wir haben keine Distanz zu Dumas, wir gehen ganz naiv an diese lebendig gebliebene romantische Geschichte. Immerhin wird sie hier zum ersten Mal so ausführlich gedreht.»
    Tatsächlich ist die Verfilmung mit sechs Stunden Länge und einem internationalen Star-Aufgebot so naiv, wie es Kolportage nur sein kann. Jacques Weber spielt Dantes alias Comte de Monte Christo, der sein langes Handwerk der Rache an seinem Widersacher durchspielt, nachdem ihn ein greiser Mithäftling zum Erben eines großen Schatzes gemacht hat.
    Im selben Jahr drehte Jacques Demy eine sehr eigenwillige Variation der Mantel & Degen-Konventionen: Lady Oscar erzählt von einem Mädchen (Catriona MacColl), dessen Vater es «Oscar» nennt und als Mann erzieht. In allen Reit- und Fechtkünsten bewandert, tritt der vermeintliche junge Mann in die Dienste von Marie-Antoinettes Garde und wird gar ihr Vertrauter. Doch Lady Oscar fühlt sich immer mehr von der Aristokratie abgestoßen, die ihren Freund, den Stallburschen, so schändlich behandelt, und weigert sich schließlich, gegen die Revolutionäre zu kämpfen. So wird sie in die Bastille geworfen. Der Film entstand in französisch-japanischer Zusammenarbeit nach dem japanischen Comic,

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