Filmwissen
ist es wohl ein Zugeständnis an das eher westliche Konzept des «einsamen Helden», der sich nie vollständig einer Sache unterwirft.
Warriors of Heaven and Earth / Tian di ying xiong ( Wächter über Himmel und Erde ; 2003, Regie: He Ping) spielt in der Zeit der Tang-Dynastie des 8. Jahrhunderts. Die Soldaten des Herrschers müssen wertvolle Güter auf der Seidenstraße beschützen. Einmal mehr geht es um eine neue Allianz in einer Zeit allfälliger Unübersichtlichkeit: Der rebellische Krieger Li Zai (Wen Jiang), der eigentlich von dem Söldner Lai Xi (Kiichi Nakai) eliminiert werden soll, findet in ihm den besten Verbündeten bei dem Versuch, einen jungen Mönch (Yun Zhou) und seine Reisebegleitung gegen die Angriffe des Kaufmanns An zu beschützen. Der gefahrvolle Weg nach Peking schweißt die Reisenden zusammen. Als eines der Anthologiestücke des Genre zu dieser Zeit bietet der Film enorme Prächtigkeit und Dynamik, überfordert aber in der Vielzahl seiner stilistischen Mittel auch jene, die ein Genre als «Regelsystem» verstehen. Die im Dreieck zugleich verwandter und ausgesprochen unterschiedlicher Kinematografien – China, Korea, Japan – entstandenen Filme, zeichnen sich nicht selten durch zugleich originelle und unverfrorene Crossover aus, und eine narrative Grundstimmung (Drama/Komödie oder Legende/Historie) wie im westlichen Kino ist nicht zwingend vorgeschrieben. So war auch für das westliche Publikum in diesen Filmen jene abenteuerliche Phantasie zu genießen, die man in den eigenen Filmen verloren hatte, oder sie doch nur um den Preis der Verwandlung in einen kinematografischen Themenpark, wie in den Pirates of the Carribean -Filmen, noch erhielt. Und bei allem technologischen Aufwand, bei allen abenteuerlichen Samplings (eine «Postmoderne» ohne ihr rhetorisches Beiwerk) schien dieses Kino doch auch eine Rückkehr zu einer narrativen Unschuld zu versprechen.
Abenteuer, Fantasy und Märchen gingen immer wieder neue Verbindungen ein. Die Gegenwart der Geister scheint vollkommen selbstverständlich. Cheonnyyeon Ho ( Der Fluch des dunklen Sees ; 2003, Regie: Lee Kwang-hoon) erzählt von Königin Chinsong (Hae-ri Kim), die sich in den General ihrer Truppen, Biharang (Joon-ho Jeong), verliebt. Um ihn für sich zu gewinnen, will sie seine Geliebte Jaunbi (Hyojin Kim) töten lassen. Doch als diese auf der Flucht vor den Mördern in einen See springt, wird sie von einem Rachegeist erfasst. Und Biharang, der trotz der Hinterlist der Königin treu zu ihrem Reich steht, muss das neue Wesen, als das Jaunbi nun erscheint, töten.
Die Wuxia-Serie Fung Wan bot das Material für die unterschiedlichsten Formen von Animation, über Videospiel bis zum Realfilm Feng yun xiong ba tian xia / Fung wan: Hung ba tin ha ( Stormriders; 1998, Regie: Andy Lau), wo Ekin Cheng und Aaron Kwok die Hauptrollen spielten. Der machthungrige Lord Conquer (Sonny Chiba) wird durch die Prophezeiung verstört, dass die beiden Krieger Striding Cloud (Kwok) und Whispering Wind (Cheng) seiner Herrschaft ein Ende setzen werden, wenn sie ihre Kräfte vereinen. Lord Conquer setzt seine besten Männer darauf an, die beiden Freunde zu finden und zu entzweien. Als sich die zwei in die schöne Charity (Kristy Yang), Conquers Tochter, verlieben, scheint sein Ziel greifbar nah; Schwertkunst und Magie, Liebe und Hass finden sich in einer märchenhaften Legende, die ihre Fortsetzung und Variation in Fung Wan II ( Storm Warriors ; 2009, Regie: Oxide Pang Chun, Danny Pang) fand, dem, mit vielen Computertricks versehenen, historischen Märchen um den Kampf der Krieger Wind und Cloud (wieder von Kwok und Cheng dargestellt) gegen den bösen japanischen Lord Godless (Simon Yam) und seinen Sohn Heart (Nicolas Tse), die ganz China unterjochen wollen. Wieder steht die Freundschaft der beiden auf dem Spiel, als sich die Kräfte des Bösen für einen von ihnen als allzu verführerisch erweisen.
Verloren gingen in dieser dritten Welle des Wuxia die Legenden um weibliche Helden nicht, die auch im traditionellen Schwertkämpfer-Film eine wichtige Rolle gespielt hatten. Aber auch hier paarte sich die phantastische Erzählweise mit durchaus ideologischem Pathos wie in Hua Mulan ( Mulan – Legende einer Kriegerin ; 2009, Regie: Jingle Ma). Der Film gibt die Sage in neuer Gestaltung wieder, die auch der Disney-Produktion als Vorbild diente. 2004 war mit Mulan II (Regie: Lynne Southerland, Darrell Rooney) auch dazu eine Fortsetzung entstanden: Nun, nachdem Mulan
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