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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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Mehrdeutigkeiten) verfilmt wurde; auch Confucius ( Konfuzius – Nur seine Weisheit war noch mächtiger als sein Schwert ; 2009, Regie: Hu Mei), der Chow Yun-Fat in der Titelrolle zeigte, war als prächtig ausgestattetes Kostüm-Epos nicht zuletzt eine Leistungsschau des chinesischen Kinos, aber auch eine sehr vage und zu nichts verpflichtende Zeichnung jenes Mannes, der für die Vereinigung von Weisheit, Vernunft, Kriegskunst und Lebensführung steht. Querelen entstanden schon im Vorfeld, unter anderem wurden Einwände gegen Szenen erhoben, die den Weisen in der Beziehung mit der Konkubine Nanzi (Xun Zhou) zeigen. Aber im Vordergrund steht, wie in so vielen Wuxia-Filmen, die «Einigung des Reichs», eine Aufgabe für die Helden des Genres, die weit über jedes persönliche Interesse aber auch über moralische Bedenken hinaus geht.
    Die Wurzeln des modernen Wuxia-Films reichen in die «Neue Welle» des historischen Films in den neunziger Jahren. 1983 bereits war der erste Film als offizielle Koproduktion zwischen der Volksrepublik China und der Noch-Kronkolonie Hongkong entstanden, Wu lin zhi ( Duell mit harten Fäusten ; Regie: Huaxun Zhang), ein Schwertkämpferfilm mit einer eindeutigen Aussage: «Ausländer» sind es, die das Land in Unruhe versetzen, und diese Ausländer muss der Held Dongfang (Li Jungfeng) daran hindern, sich in die inneren Angelegenheiten zu mischen. Damals setzte man mit der Hilfe des Kulturministeriums in Peking noch auf eine Mischung aus Aufwand mit Realismus, doch die eigentliche, überall in der Welt geschätzte Qualität des renovierten Genres, lag in einer Verbindung mit phantastischen und märchenhaften Elementen (nebst einer Spur Selbstreferenz und einem Hauch Melancholie). Mit Wong Fei Hung ( Der schwarze Tiger von Hongkong ; 1991) hatte Tsui Hark die Serie der neuen phantastischen Abenteuerfilme begonnen, die sich nicht nur durch ihren Legenden-Touch und die aufwändige Gestaltung von den typischen Martial-Arts-Filmen der Hongkong-Produktion unterschieden. Mit den Chinese Ghost Story - und Swordsman -Filmserien wurde auch das westliche Arthouse-Publikum noch einmal angesprochen, die das chinesische Kino ansonsten mit den kritischen Filmen der «fünften Generation», mit Zhang Yimou und Chen Kaige, oder aber mit den berühmten Migranten unter den Filmemachern, Ang Lee oder John Woo identifizierten. (Sie alle würden sich mit mehr oder weniger Verve ein Jahrzehnt später selbst mit Wuxia-Filmen beschäftigen und damit die Reputation des Genres in Europa und den USA erhöhen.)
    Die frühen neunziger Jahre markieren eine Zeit des Übergangs vom «alten» Genrefilm zu den Blockbuster-Produktionen des neuen chinesischen Mainstream. 1993 verfilmte Michael Mak noch einmal den berühmten Roman, der 1976 bereits für Liu xing hu die jian ( Killer Clans ; Regie: Chor Yuen) als Vorlage diente und die Geschichte des großartigen Schwertkämpfers erzählt, der seinen Auftrag erfüllen will, den Führer des gegnerischen Clans zu töten, dabei aber an einen geheimnisvollen Killer gerät. Yi tian tu long ji – Zhi mo jiao jiao zhu ( The Swordmaster ; 1993, Regie: Jing Wong) erzählt die Geschichte des fanatischen Martial Arts-Kämpfer (Jet Li), der besessen ist vom Gedanken an Rache für die Ermordung seiner Eltern, und vom Kampf zweier Schulen um zwei magische Schwerter. (Der letzte Teil des Films war ganz auf ein Sequel hin inszeniert, das dann aber nie realisiert wurde.) Die einstigen strengeren Regeln des Genres wurden in Filmen wie diesem bereits erweitert, um einen für westliches Empfinden eher kindlich-harmlosen «comic relief», aber auch um eine überbordende, manchmal surrealistisch anmutende Optik. Jet Li blieb in der Dekade der auch international renommierteste Held der Martial Arts-Filme, der in Filmen wie Gei ba ba de xin ( The Enforcer ; 1995, Regie: Corey Yuen) auch seine «moderne» Seite zeigte. Noch Chen Kaiges Jing Ke ci Quin Wang ( Der Kaiser und sein Attentäter ; 1998) nimmt die Raffinesse und den Metaphernreichtum der Hongkonger «New Wave» auf, um zugleich ein publikumswirksames Spektakel zu liefern und die Motive seiner Filmsprache weiterzuentwickeln. Der Film spielt im Jahr 230 v. Chr., als China in sieben Königreiche geteilt und durch ständige Kriege um die Vorherrschaft verstört und gelähmt ist. Yin Zheng (Xuejian Li), der Herrscher des Reiches Qin, ist der Mächtigste, seine beste Verbündete ist die Konkubine Zhao (Gong Li). «Im Tiefsten ihres Inneren», so der

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