Filmwissen

mit den Motiven und Mythen bekannt, geht hier beinahe demütig mit der Vorlage und mit dem Samurai-Genre um, wenngleich mit einer trotzigen Geste gegen deren Ehrbegriffe und wider die Ästhetisierungen der Kämpfe in den chinesischen Schlachtengemälden des Kinos:
    «Sachlich beobachtend rückt Miike das Kämpfen eine Dreiviertelstunde lang ins Bild. Das ist nicht nach den Regeln des großen Schwertkampfkinos aus Hongkong inszeniert, in dem die Kamera und die Montage sich oft schwerelos fast der Bewegung und dem Kampf selbst anverwandeln. Miike dagegen filmt das aus der Distanz, durchaus erdschwer, fleischmühlenhaft. Auch mal von oben, da abstrahieren Kämpfer und Blut und Dorfplatz sich zum schön anzusehenden Muster.» (Ekkehard Knörer)
    Wir sind in der Endzeit des Abenteuers, in der Endzeit von Ehre und Loyalität. Tajomaru ( Tajomaru – Räuber und Samurai ; 2009, Regie: Hiroyuki Nakano) protraitiert einen mittelalterlichen Adeligen, der, nachdem man ihn ums Erbe gebracht hat, zum Räuber wird und aus den Verstecken in den Wäldern zum Gegenangriff antritt. Kakushi ken oni no tsume ( The hidden Blade – Das verborgene Schwert ; 2004, Regie: Yôji Yamada) spielt im 19. Jahrhundert, als die Öffnung des Landes nach Westen, die alten Werte in Frage gestellt hat. Als ein Samurai sich in eine «rangniedrigere» Frau verliebt, und in einen Loyalitätskonflikt mit seinem Kampfgefährten gerät, wird er gezwungen, seinen Freund zu töten.
    Auch was den Weltmarkt und seine Bilder-Ökonomie anbelangt, «kleinere» Kinematografien beteiligten sich am Boom der actionreichen Kostümdramen: Zu den produktivsten Lieferanten gehörte in den Jahren nach der Jahrhundertwende Thailand. Naresuan ( King Naresuan – Der Herrscher von Siam ; 2007, Regie: ) der, die Geschichte des Prinzen des Titels (Wanchana Sawatdee) erzählt, der nach langer Gefangenschaft in Burma in sein Land zurückkehrt, wo der böse Nandabayin (Jukrit Ammarat) unterdessen die Herrschaft übernommen hat. 2008 entstand Ong bak 2 (Regie: Tony Jaa, Panna Rittikrai), der, im Gegensatz zum ersten Film mit dem neuen Action-Star Tony Jaa, einen mittelalterlichen Hintergrund für eine ausufernde blutige Rache-Geschichte wählt.
    Das bunte wie patriotische Action-Spektakel Konthai ( Edge of the Empire – Der Kampf um das Königreich ; 2010, Regie: Nirattisai Kaljareuk) spielt im Südchina des frühen Mittelalters. Gegen die Schreckensherrschaft des Statthalters der Han-Dynastie lehnt sich das Volk der Thai auf. Zu einem Führer der Revolte wird der junge Schwertschmied Lampoon (Arnuz Lapanich), der durch sein heroisches Vorbild immer mehr Krieger um sich sammelt.
    Größte Erfolge feierte im thailändischen Kino die Serie Bangrajan . Bang Rajan 2 ( Bang Rajan – Blood Fight ; 2010, Regie: Tanit Jitnukul) erzählt erneut vom heldenmütigen Abwehrkampf der Soldaten von Siam gegen die Eindringlinge aus Burma im 18. Jahrhundert. Die hoffnungslos unterlegenen Kämpfer sind bis auf ein Häuflein zusammengeschrumpft. Doch der ebenso weise wie starke Mönch Bhikku Thammachot (Teerayuth Prachyabumrung) aus dem Dorf Bang Rajan stellt eine neue Armee aus allen Teilen des Landes, die ihre Kräfte auch durch den Einklang mit den Seelen der Verstorbenen finden. Splatter-Schlachtszene und patriotische Dialoge wechseln einander ab.
    Puen yai jom salad ( Queens of Langkasuka ; 2008, Regie: Nonzee Nimibutr) ist ein aufwändiges Piratenspektakel aus dem 17. Jahrhundert, bei dem es um die Bergung einer gewaltigen Kanone aus der Tiefe des Ozeans geht, mit der ein Inselreich erobert werden soll. Die Bande des Magiers Black Raven (Winai Kraibutr) will die Herrschaft über Langkasuka an sich reißen, und Prinzessin Hijau (Sorapong Chatree) und ihre Getreuen können den Angriffen kaum noch standhalten. Nur die Wunderwaffe, eine riesige Kanone auf dem Meeresgrund, kann die Rettung bringen.
    Auch dem thailändischen Gründungsmythos verbunden ist Kunpan ( Kunpan –Der Geisterkrieger ; 2002, Regie: Tanit Jitnukul), die Geschichte des Retters des Landes, der durch Intrigen des Königs und seines Hofes um Ehre und Glück gebracht wurde und den Vater verlor, und schließlich sogar im Gefängnis darben muss. Doch auch hier bleibt sein Wille ungebrochen, lenkt er Dämonen wie Krieger gegen den bösen König, der sich der Aufgabe entzieht, das Land vor den Eindringlingen zu schützen.
    Das Publikum auf dem globalisierten Bildermarkt sucht sich die Helden, die es braucht, und wenn es die Mythen der