Filmwissen
einmal mehr die Geschichte vom Schurken, der widerrechtlich nach dem Thron greift, und dem letzten Überlebenden der angestammten Königsfamilie, den eine einsame Schwertkämpferin erst wieder an seine historische Aufgabe heranführen muss: die Schaffung eines geeinten Koreas.
Das Sampling eines Genres, das zugleich eine Aufgabe für den einheimischen Markt zu erfüllen hatte und auf den internationalen Bildermärkten reüssieren sollte, ging auch im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends (nach westlicher Zeitrechnung) weiter. Immer wieder versuchte man sich auf die Wurzeln des Genres zu besinnen und zugleich den Fortgang der Filmsprache zu reflektieren. (Unnütz zu sagen, dass man auch in Fragen des geistigen Eigentums nicht sonderlich zimperlich war.) Jin yi wei / Gam yee wai ( 14 Blades ; 2010, Regie: Daniel Lee) führt wieder in die Ming-Zeit. Eine Gruppe von Waisenkindern wird zu erbarmungslosen Kampfmaschinen trainiert. Ihr Anführer, der Kämpfer Green Dragon (Donny Yen), und seine «Meister der 14 Schwerter» dienen dem Kaiser als Leibgarde. Doch Dragon kommt bei der Exekution des angeblichen Verräters Zhao Shenyan (Damian Lau) dahinter, dass der Eunuch Jia Jing Zhong (Kar-Ying Law) und der Prinz Quing (Samo Hung Kam-Bo) einen Umsturz planen. Unter ihnen indes, so wird bekannt, muss sich ein Verräter und Attentäter befinden. Bei seinem Versuch, den Schuldigen zu finden, wird Green Dragon selbst als der Feind in den eigenen Reihe beschuldigt und muss fliehen, als man ihm in einem Komplott einen Diebstahl unterschiebt. Seine einstigen Waffengefährten verfolgen ihn; jeder von ihnen besitzt eine einzigartige Technik und spezielle Waffen. Ihm bleibt als Gefährtin die Kämpferin Qiao Hua (Wie Zhao).
«Einigen Aufnahmen haftet etwas poetisch Märchenhaftes an, während andere deprimierend düster sind und man im weiteren Verlauf sogar Eigenheiten des Italo-Western entdeckt.» (Sebastian Motschke)
Das Genre des historischen Kostüm- und Abenteuerfilms war also auch hier in ein Stadium eingetreten, in dem die inneren Widersprüche nicht mehr zu verleugnen waren. Doch anders als in den Blockbuster-Strategien im Westen, begegnete man der narrativen Krise hier mit einem unbekümmerten Nebeneinander-Inszenieren der divergierenden Zutaten.
Auf jeden Fall hat der Held seine Naivität verloren. Su Qui-Er ( True Legend ; 2010, Regie: Yuen Woo-ping) erzählt von dem Soldaten Su Can, der nach Jahren des Krieges endlich nach Hause zurückkehrt. Sein Adoptivbruder Yuan hat unterdessen die verbotene Kampfkunst der «fünf vergifteten Fäuste» erlernt; er sinnt auf Rache, da Su Can einst seinen leiblichen Vater tötete. Er entführt Su Cans Frau und seinen Sohn, und verletzt ihn selbst so schwer, dass seine Genesung sich über Jahre hinweg hinzieht. Doch endlich hat er mithilfe eines sehr persönlichen Gottes genügend Kräfte gesammelt, um sich dem Kampf zu stellen. Goo-reu-meul beo-eo-nan dal-cheo-reom ( Blades of Blood ; 2010, Regie: Lee Joon-Ik) erzählt die Abenteuer des blinden Schwertkämpfers (und Akupunkteurs) Hwang, der sich in den Zeiten des moralischen und politischen Zerfalls des Landes, für die gute Sache und gegen die korrupte Regierung stellt, welche die japanische Invasion für die eigenen Zwecke benutzt. Dabei muss er sich auch einem Freund aus früheren Tagen zum Kampf stellen: Der schurkische Schwertkämpfer Lee Mong-hak will mit einer Truppe von Kriegern die Macht an sich reißen, Hwang Jung-hak, der blinde Kämpfer, stellt sich ihm zusammen mit dem jungen Gefährten Kyun-ja entgegen. Während die japanischen Truppen vormarschieren, kommt es im Palast des Kaisers zum entscheidenden Kampf zwischen den beiden.
Woochi ( War of the Wizards ; 2009, Regie: Choi Dong-hun) verbindet das Mittelalter mit der Gegenwart. Im 15. Jahrhundert zur Zeit der Chrosun-Dynastie sagt ein böser Zauberer den guten Kräften der Magie den Kampf an und hetzt ihnen bizarre Fabelwesen auf den Hals. Jeon Woo Chi, der Zauberlehrling, gilt als großes Talent unter den Magiern, doch er ist ein selbstsüchtiger und leichtlebiger Mensch. Schließlich tritt er doch für die Seite des Guten in Aktion. Er versucht, den bösartigen Kobolden die Zauberflöte wieder zu entreißen und seinen Lehrmeister zu rächen, der dem schurkischen Magier Hwadam zum Opfer fiel. Doch indem er drei taostische Priester für sich einsetzt, gelingt es Hwadam, Woo Chi in ein Bild zu verbannen, in dem er Jahrhunderte verbringen muss. In der Gegenwart setzt
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