Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
Vom Netzwerk:
herab, dessen erster Teil wegen seiner unzeitgemäßen und kaum beabsichtigten Naivität von einigen Kritikern als unfreiwilliges Popkunstwerk gelobt wurde.» (Liz-Anne Bawden/Wolfram Tichy)
    (Sportfans mögen vergeben, dass der Hammerwerfer Beyer hier kurzerhand zum Diskuswerfer wurde.)
    Und zur Beziehung zwischen Langs und Reinls Filmen schrieb Klaus Eder:
    «Langs Film hatte 1924 großen Erfolg, auch im Ausland. ‹Er ist aus unserer Zeit geboren, der Nibelungenfilm, und nie noch haben der Deutsche und die Welt ihn so gebraucht wie heute … Der Gedanke des Nibelungenfilms ist heute zu einem Bedürfnis ausgewachsen, nicht zum Bedürfnis des einzelnen, sondern zum Bedürfnis der Gesamtheit. Wir brauchen wieder Helden!› ( Die Filmwoche , 1924). Brauchen wir Helden?
    Bitte schön: die Sage liefert sie. Aber sind Helden nicht dumm? Siegfried, der Narr, stürzt sich wohlgemut auf jedes Unheil, jeder Drache ist ihm recht, seine Kraft, seinen Mut auszuprobieren – und nicht einmal diese seine Dummheit lässt ihn zugrunde gehen, sondern eine infame Intrige. Uwe Beyer, möchte man meinen, ist für diesen Narr gerade die richtige Besetzung. ihm glaubt man es. dass Paul Richter 1924 lieber die Kriemhild Margarete Schöns nimmt als die dämonische Brunhild (Hanna Ralph), glaubt man; dass aber Uwe Beyer auf die bildhübsche Karin Dor (Brunhild) verzichtet zugunsten von Maria Marlow, ist jammerschade.
    Siegfried ist eben doch ein dummer Narr. Nicht immer war er das: 1924 brauchte man solche Menschen, um die Grundsteine für das Tausendjährige zu legen: Menschen, so schreibt Die Filmwoche nach der Uraufführung, die wie alle anderen in ihr Schicksal hineinwachsen würden und sich damit abzufinden hätten; Menschen, wie sie ‹in Leid und Freud heute millionenfach geboren werden und morgen sterben› – deutsche Helden. Es ist erstaunlich, wie Langs Film diesen Nerv der Zeit traf: das geht viel deutlicher aus den Reaktionen auf den Film als aus dem Film selbst hervor. Auf die ‹strahlendste Waffe deutschen Glaubens, die unverzagt und unbesiegt die Welt durchschwingt mit dem Glockenton reiner freier Menschlichkeit› (Die Filmwoche) können wir heute verzichten. Reinls Film hat diese Wirkungen nicht, am wenigsten im Kino: denn da folgt man nicht andächtig den Heldentaten des blonden Germanen, man nimmt sie allenfalls für einen Kinospaß. Denn selbst für ein deutsches Märchen ist dieser Siegfried zu töricht .»
    In den Jahren seiner Entstehung war Harald Reinls Film sicher nichts anderes als recht jugendliche Abenteuer-Unterhaltung auf der einen und, wegen der ästhetischen und thematischen Ungleichzeitigkeit, sicher so etwas wie low-camp auf der anderen Seite. (Immerhin enthielt er sich der in der Tradition durchaus möglichen rassistischen und nationalistischen Töne.) Auf diese in Teilen unfreiwillige Parodie (wenn auch durchaus nicht in dem Ausmaß, das die Kritiker dem Film bescheinigten) folgte zunächst die direkte Parodie im Genre des deutschen Sexfilms: Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen (1971) entstand als deutsch-amerikanische Coproduktion, die Regie führte Adrian Hoven, und neben Raimund Harmstorf in der Titelrolle spielten Sybill Danning und Heidi Bohlen.
    1966 war vielleicht keine Zeit gewesen für Helden wie Siegfried. Und Naivität war tatsächlich ein schwerwiegender Vorwurf für einen Film, so dass man sich kurzerhand für Filme wie diese imaginäre Dimensionen zusätzlich schuf. Aber die Zeiten ändern sich, und die naiven Helden kehrten zurück, naiver, nein: törichter als Siegfried. Conan der Barbar eroberte die Herzen mit ein paar Schwertstreichen und grimmen Blicken. Zur selben Zeit, als man in Deutschland John Milius’ Conan the Barbarian herausbrachte, schickte man auch eine neu geschnittene, einteilige Version von Reinls Arbeit unter dem Titel Das Schwert der Nibelungen wieder in die Kinos. Alles Epische und Getragene war eliminiert worden, nur die reine action blieb übrig. Die zurückgekehrten Helden brauchen sich nicht einmal mehr zu legitimieren.

Robin Hood, der König der Rebellen
    Die Legende von Robin Hood, dem Urbild aller Volkshelden, Sozialbanditen und edlen Räuber, reicht zurück in die angelsächsische Folklore aus dem 14. Jahrhundert und hat seit ihrer Entstehung bis auf den heutigen Tag die Schöpfer von Gedichten, Balladen, Romanen, Theaterstücken (sogar Opern), Comics, TV-Serien und nicht zuletzt Filmen inspiriert.
    Die Geschichte hat immer wieder neue

Weitere Kostenlose Bücher