Filmwissen
einen kostbaren Edelstein aus dem Tempel eines Schlangenkults zu rauben, schließt sich ihnen noch Valeria, die Königin der Diebe (Sandahl Bergman) an.
Nach dem erfolgreichen Coup werden die drei zu König Osric (Max von Sydow) gebracht, dessen Tochter in den Bann des Schlangenkults geraten ist. Der König verspricht den dreien große Reichtümer, wenn sie sie aus den Händen von Thulsa Doom – denn niemand anderes führt den Schlangenkult an – befreien. Conan mischt sich unter einen Pilgerzug, wird jedoch erkannt und gefangengenommen. Doom lässt ihn am «Baum des Leidens» kreuzigen. Subotai rettet ihn in letzter Minute und bringt den Schwerverletzten zu einem Zauberer, der ihn den Kampf mit den Geistern bestehen lässt. Mit Valeria und Subotai dringt Conan erneut in die Stätte des Schlangenkults und befreit die Prinzessin. Doom tötet Valeria mit einer in einen Pfeil verwandelten Schlange, doch im letzten Kampf steht ihr Geist noch einmal Conan bei.
Dem Drehbuch liegen zwei Erzählungen des «Conan»-Erfinders Robert E. Howard, Black Colossus und A Witch Shall Be Born , zugrunde, und die Designs stammen von dem Comic-Illustrator Ron Cobb. John Milius, der Regisseur, als «Prophet der Gewalt» im amerikanischen Film apostrophiert, war geeignet nicht zuletzt wegen seiner Affinität zur Weltsicht Howards. Er bemerkte:
«Howard und ich stehen der Zivilisation skeptisch gegenüber. (…) Diesen zivilisierenden Einflüssen, die uns umgeben, misstraue ich. Ich bevorzuge eine einfachere, abenteuerlichere Sicht der Dinge und werde dem Film ein Gefühl echt heidnischer Moralität geben.»
Im Gegensatz zu den literarischen Vorlagen vermeidet Milius allzu häufiges Auftreten übersinnlicher Kräfte, sein Film schafft fast so etwas wie das Paradoxon «realistischer Fantasy», nicht zuletzt auch durch die sorgfältige Behandlung von Motivation und der Zusammenhänge innerhalb der Geschichte.
Conan ist gewiss stark, doch er ist keineswegs unbezwingbar. Er steht weder in der Tradition der swashbuckler , der lachenden Abenteurer, noch der der unbesiegbaren Helden des Antikfilms. Auch der Darsteller Schwarzenegger sah seinen Helden als Menschen, der über sich selbst hinauswachsen kann, aber nicht ins Unermessliche und Unmögliche:
«Wäre ich gebeten worden, Herkules zu spielen, hätte ich dem Betreffenden einen Korb gegeben. Denn Herkules macht Sachen, die absolut unglaubwürdig sind. Säulen auseinanderzuschieben ist ja wohl nicht normal. Bei einem Kampf wird man nicht mit einem Burschen sympathisieren, der einen Tempel in Klump haut. Was kann so ein Typ schon für Schwierigkeiten haben? Aber Conan ist verwundbar, Conan ist noch ein menschliches Wesen. Bei seinen Kämpfen hält man den Atem an, weil es wirklich um Leben und Tod geht .»
Die Grausamkeit des Helden in den literarischen Vorlagen (die im Übrigen bei der Erstveröffentlichung in der BRD anlässlich der Filmpremiere zur Indizierung führte) und in den von Roy Thomas getexteten und von Barry Smith gezeichneten Comics bestimmt bis zu einem gewissen Grade auch den Conan des Films. Sie gehört zum einen zu dem Konzept einer heidnischen Kultur, und nicht Grausamkeit ist es, was die Guten von den Bösen unterscheidet, sondern die Verfehlungen der Macht. Conan ist einmal mehr der Kämpfer des Individualismus gegen die Kollektivierung, die jede Zivilisation mit sich bringt. Sie ist zum anderen aber auch psychologisch erklärt, als eine Folge langer Misshandlung und Demütigung. Der Bösewicht des Films schließlich, Thulsa Doom, ist nicht der eindimensionale heavy vieler Abenteuerfilme; es gibt mehr als einen Hinweis darauf, dass er am Ende seinen Untergang selber mit herbeiführt. Sein Konzept der Zivilisation ist fehlgeschlagen, und als ihm am Ende Conan den Kopf abschlägt, ist dies ein Akt der Befreiung in mehrerer Hinsicht.
Totenkopf und weiße Segel: Der Piratenfilm
Der Abenteurer zur See par excellence ist der Pirat. Der Pirat lebt und kämpft im Maquis von Krieg, Handel und Verbrechen, den konstitutiven Kräften unserer Zivilisationen; er ist keinem ganz zugehörig und profitiert von allen dreien. Er ist frei, lebt zu seiner Lust und seinem Vorteil, und doch ist er oft genug im Auftrag und mit Billigung einer der europäischen Majestäten auf Kaperfahrt. Er ist nie moralisch so verwerflich, dass ihn die Begegnung mit der schönen Prinzessin nicht wieder ganz zurückführen könnte in den Glanz der Ehre und Achtung an den Höfen. So ist er der Bandit,
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