Filmwissen
geworden waren.
Auch in England entstanden seit Beginn der sechziger Jahre eine Anzahl von Ritterfilmen, die, von Ausstattung, Budget und Handwerk her über dem Durchschnitt der italienischen Produktionen angesiedelt ihren Sujets wesentlich mehr Ernst und Respekt entgegenbrachten. Siege of the Saxons ( Das Schwert des Königs ; 1963, Regie: Nathan Juran) lehnt sich noch einmal an die Artus-Legende an. The Fighting Prince of Donegal ( Donegal. König der Rebellen ; 1966, Regie: Michael O’Herlihy) ist die Geschichte eines irischen Prinzen (Peter McEnery), der die untereinander verfeindeten Clans von Irland zusammen und in den Kampf um die Unabhängigkeit von England führt. Er wird von den Engländern gefangen, kann aus seinem Verlies entkommen und die Besatzer von der Burg seiner Familie vertreiben. Alfred the Great ( Alfred der Große – Bezwinger der Wikinger ; 1969, Regie: Clive Donner) spinnt seine Geschichte um die Thronübernahme Alfreds des Großen (David Hemmings) im Jahr 871, der seinen Bruder bezwang.
Mochten diese Filme auch nicht eben zimperlich im Umgang mit historischen Details verfahren, so bemühten sie sich doch, im Gegensatz zu den italienischen Filmen des Genres, ihre Handlung vor einem realen und erkennbaren historischen Hintergrund zu entwickeln. Sie waren sogar, wo sie versuchten, historische Wendungen zu beschreiben, die geistige Entwicklung ihrer Protagonisten zu charakterisieren, so etwas wie «epische» Ritterfilme, auch wenn die action -Elemente eindeutig im Vordergrund standen. The Last Valley ( Das vergessene Tal ; 1970, Regie: James Clavell), der eine Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg erzählt, ließ solch epischen Charakter schließlich auch durch die reichhaltige Ausstattung und die Technik (der Film war in Todd-AO aufgenommen) und nicht zuletzt durch seine Länge (128 Minuten) entstehen. Doch auch diese Arbeit konnte kaum dazu beitragen, dem ein wenig verödenden Genre des Ritterfilms neue Impulse zu geben.
Die kamen auch nur bedingt von einer kleineren und strengeren Arbeit, John Hustons A Walk With Love and Death ( Eine Reise mit der Liebe und dem Tod ; 1969), obwohl der Regisseur bemüht war, Klischees des Genres zu vermeiden. Im mittelalterlichen Frankreich geraten der Student Heron de Foix (Assaf Dayan) und die Grafentochter Claudia (Anjelica Huston) zwischen die Fronten der aufständischen Bauern und der Ritter, die sie mit allen Mitteln zu bezwingen trachten. Ihr privates Glück ist dabei ebenso gefährdet wie ihre Versuche, mit der ihnen möglichen Weltsicht einen Sinn in diesen Auseinandersetzungen zu finden. Hustons Arbeit, eher ungewöhnlich für den Regisseur von Filmen wie Moby Dick und La Bibbia , ist weniger ein Epos als eine Elegie. Die in ruhigen, fast bedächtigen Bildfolgen erzählte Odyssee und Liebesgeschichte reflektiert auch, einmal mehr, den Untergang des Rittertums, wobei freilich hier auch die sozialen Ursachen für diesen Untergang zumindest angedeutet werden. Huston selbst spielt einen der Ritter, die das ökonomische und moralische Ende ihres Standes akzeptiert haben und sich auf die Seite der Bauern stellen.
Eigentliche Wiedergeburt erfuhr das Genre erst 1980 mit John Boormans Artus-Variation Excalibur , und bezeichnenderweise verstand man diese Arbeit auch weniger als Ritter- denn als Fantasy-Film. Das hängt gewiss zum einen damit zusammen, dass Magie und Mythos eine bedeutende Rolle spielen, noch mehr aber erwächst es aus dem Flair der Produktion, den Bildern, die weniger auf eine geschichtliche Größe als eine des Traumes verweisen. Während der «reine» Ritterfilm eine bestimmte Pracht und eine Lebensform zu rekonstruieren vorgibt (der er, wie an einigen Beispielen gezeigt, durchaus kritisch gegenüberstehen kann), lebt der Fantasy-Film von der Konfrontation der verschiedensten «Welten »; Elemente des Übersinnlichen sind so notwendig wie die Konstruktion von Bildern, die man glaubt, noch nie gesehen zu haben. In der Fantasy setzt sich das Genre auch als Ausstattungsorgie und phantastisches trompe l’œil fort. Den moralisch-pragmatischen Ansatz der ritterlichen Helden des Hollywood-Films in den fünfziger und sechziger Jahren vermögen die Helden der Fantasy indes nicht fortzuführen. Es verkörpert sich vielmehr in ihnen Zivilisationsflucht und -kritik, es sind, wie der berühmteste von ihnen, Conan, Barbaren.
Wie das Weltraum-Märchen Star Wars (vergleiche den Band Science Fiction in dieser Buchreihe) zeichnen sich auch die
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