Filmwissen
von Abenteurern beizuwohnen, sondern den entscheidenden.
Fulvio Tului inszenierte D’artagnan contro i tre moschettieri ( D’Artagnan und die drei Musketiere ; 1963), der sehr frei mit den von Dumas geschaffenen Charakteren umgeht und d’Artagnan (Fernando Lamas,) mal mit den Musketieren, mal gegen sie kämpfen lässt. Eine neuerliche Parodie versuchte I Quattro moschettieri ( Die lustigen Rivalen der vier Musketiere ; 1963, Regie: Carlo Ludovico Bragaglia), ein Unterfangen, das die französische Komikertruppe «Les Charlots» in Les Quatre charlots mousquetaires ( Die tollen Charlots: Wir viere sind die Musketiere ; 1973, Regie: André Hunebelle) erneut versuchte (« Überdrehtes Klamaukstück an der Grenze der Vulgarität, mit einer grotesken Folge von Verfolgungsjagden und Schlägereien» urteilte « Zoom /Filmberater ») . Im Jahr darauf folgte eine Fortsetzung, Les Quatre charlots mousquetaires , 2e ronde / A nous quatre, Cardinal ( Die tollen Charlots: Hilfe, mein Degen klemmt ; Regie: André Hunebelle).
Eine der bedeutendsten freien Variationen über die Figur des d’Artagnan ist sicher Abel Gances Cyrano et D’Artagnan ( Cyrano und d’Artagnan ) aus dem Jahr 1963. Den Hintergrund der Handlung bilden die Herrschaft des Kardinals Richelieu vor König Ludwig XIII. und die politischen Intrigen am französischen Hof. Der Dichter und Fechtmeister Cyrano de Bergerac (José Ferrer) und d’Artagnan (Jean-Pierre Cassel) lernen sich auf dem Weg nach Paris kennen. Dort tritt der eine in den Dienst des Königs, der andere in den der Königin, woraus sich sowohl groteske als auch höchst dramatische Verwicklungen ergeben. Den größten Raum nehmen freilich die Liebeshändel der beiden ein, wobei Cyrano mit seinen poetischen Gaben d’Artagnan behilflich ist, und dieser dem mit einer überdimensionalen Nase geschlagenen Cyrano. Mit großer Leichtigkeit verschiebt Abel Gance die Akzente vom Abenteuerfilm zur romantischen Komödie.
Mit dem Zweiteiler The Three Musketeers ( Die drei Musketiere 1973) und The Four Musketeers / The Revenge of Milady ( Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady / Die vier Halunken der Königin ; 1974) kehrten Richard Lester als Regisseur und George McDonald Fraser als Drehbuchautor zur literarischen Vorlage und zu den klassischen Vorbildern aus der Geschichte des Genres zurück und unterzogen diese einer ironischen Retrospektive. In der vor allem im ersten Teil nicht nur parodistischen, sondern von einem Hauch milden Wahnwitzes durchzogenen Handlung offenbart sich nicht nur das Vergnügen aller Beteiligten, sondern trotz der Travestie auch eine Art des Respekts vor der Welt des Abenteuers. Die Helden bleiben nicht ungeschoren, aber das Abenteuer bleibt unangetastet.
Lesters Arbeit weist eine beachtliche Besetzungsliste auf, wobei freilich das Erscheinen mancher Stars wenig mehr als ein «Auftritt» mit Zitat-Charakter ist. Die Rolle des d’Artagnan spielt Michael York; Athos, Porthos und Aramis werden von Oliver Reed, Frank Finlay und Richard Chamberlain verkörpert. Dazu kommen Raquel Welch als Constance Bonacieux, Charlton Heston als Richelieu, Faye Dunaway als Lady de Winter, Geraldine Chaplin als Königin, Jean-Pierre Cassel als Ludwig XIII. und Christopher Lee als Rochefort.
«Lester hat die Musketiere gründlich gegen den Strich gebürstet, mit Kunstfertigkeit, Ironie und reiner Spiellust ihre Abenteuer in leichte, bunte Splitter aufgelöst, die vielfach schimmern und blitzen. Dieser Film ist sinnlos schön, wie selten einer: Alles, was in ihm Spaß macht, ist bloßer Oberflächenreiz, dekorativer und artistischer Luxus, Leichtsinn und Übermut, Laune und schamlose Pracht, gemacht zum verzückten Staunen. So stellt sich denn auch immer gleich, wenn schauspielerische Anstrengungen und dramaturgische Tiefe sich anbahnen, Langeweile und Ermüdung ein. Lesters Film ist dann groß und faszinierend, wenn er, und das tut er zum Glück meistens, den Faden verliert, sich in Konfusion und Details verirrt, ausführlich und sorgfältig um Kleinigkeiten herumtanzt und sie mit schöner Spätzündung explodieren lässt: Da sieht man ein buntes Leben wie durch ein Kaleidoskop, Kunststücke und Missgeschicke wie in einer Jahrmarktzauberbude»
schrieb Siegfried Schober im Spiegel . (Dass der Film in Deutschland im Übrigen – im Gegensatz etwa zu England und Frankreich – auf eine eher skeptische Resonanz bei der Kritik stieß, hängt gewiss unter anderem mit einer ausgesprochen lieblos
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