Filmwissen
Besetzung der Rolle d’Artagnans mit Gene Kelly blieb eine innere Nähe zum Musical bestehen.
The Three Musketeers ( Die drei Musketiere ; 1948, Regie: George Sidney) ist wirklich ein Film, der in Farben, Dekorationen (von Cedric Gibbons und Malcolm Brown) und Bewegungen schwelgt. Die Handlung nimmt einen Grad an Phantastik und Abenteuer an, der der Pracht der Bilder nicht nachsteht, und die Schauspieler, die neben Gene Kelly agieren, scheinen sichtlich in ihrem Element: June Allyson ist d’Artagnans Geliebte Constance, die Musketiere Athos (Van Heflin), Porthos (Gig Young) und Aramis (Robert Coote) stehen dem bis dahin übelsten aller Richelieus in Gestalt von Vincent Price gegenüber. Allenfalls Lana Turner in der Rolle der gefährlichen Lady de Winter scheint ein kleiner Missgriff in der Besetzung; in ihrem Spiel ist kein Platz für den spielerischen Unernst, der Filme wie diesen auszeichnet, und so ist auch der zweite, mehr melodramatische Teil des Films, der auf sie zugeschnitten ist, weniger vergnüglich und leicht als der erste, der ganz im Zeichen der Lust am Abenteuer steht.
Wie in jedem guten Abenteuerfilm sind es auch hier die akrobatischen Fähigkeiten vor allen, die den Helden zum Sieg bringen, und sein Lächeln macht ihn unverwundbar. Gene Kellys d’Artagnan ist keine Parodie, wohl aber eine ironische Hommage für Douglas Fairbanks, in ihren komödiantischen Zügen nie übertrieben. Natürlich ist die Nähe der Fechtduelle zum Tanz nie so ausgespielt worden wie in diesem Film durch Gene Kelly, der umgekehrt in Musical-Filme wie Singing in the Rain kleine parodistische swashbuckling -Szenen einzubauen wusste. Dieser d’Artagnan verteidigt über Pflicht und Ehre hinaus sein Recht darauf, ein überlegen-spöttisches Verhältnis zur Welt zu behaupten (das ihm freilich dann in seinem Melodram abhanden kommt). Nach einem atemberaubenden Fechtkampf mit dem Schwertmeister Richelieus tötet er diesen nicht, sondern beraubt ihn mit einem wohlgezielten Hieb der Beinkleider (ein Gag, der bald zum Standard-Repertoire eines Mantel & Degen-Films gehörte). Der swashbuckling hero möchte seine Gegner nicht eigentlich töten (solange sie sich nicht an seiner Braut vergreifen), er braucht sie noch, um das Spiel fortzusetzen.
Die Versuche, den Erfolg von George Sidneys Film mit einer neuen Adaption des Dumasschen Musketier-Stoffes zu wiederholen, zeitigten nur eher bescheidene Ergebnisse. Lewis Allen drehte einen der zu dieser Zeit so beliebten «Sons of …»-Filme: Sons of the Musketeers , später auch At Sword’s Point betitelt ( The Sword of D’Artagnan ; 1950). Die Handlung beginnt nach dem Tode Richelieus und des Königs; die Königin gerät in neuerliche Bedrängnis, und der Thron ist in Gefahr. Drei Söhne und eine Tochter der berühmten Musketiere übernehmen die Rettung des Hofes und sichern, nach vielen Kämpfen, dem legitimen Thronerben die Anwartschaft. Der ganz auf seinen Star Cornel Wilde zugeschnittene Film bietet mehr action als Abenteuer (die Fechtszenen können sich freilich durchaus mit denen aus klassischen Filmen des Genres messen) und geht mit ironischen Einsprengseln eher sparsam um. 1952 inszenierte der für seine Western und Stierkampffilme bekannte Budd Boetticher einen Pilot-Film für eine geplante TV-Serie um die drei Musketiere, der unter dem Titel The Sword of D’Artagnan in die Kinos kam. (Die Drehzeit soll ganze drei Tage betragen haben.)
In französisch-italienischer Gemeinschaftsproduktion entstand 1954 Le Vicomte de Bragelonne ( Der Graf und die drei Musketiere ; Regie: Fernando Cerchio), in der Georges Marchal den d’Artagnan spielte. Und ebenfalls in französisch-italienischer Coproduktion inszenierte Bernard Borderie, der Regisseur der Serie von «Angélique»-Filmen nach den Romanen von Anne Golon, den zweiteiligen Film Les Trois Mousquetaires ( Die drei Musketiere ; 1960). Der erste Teil, Les Ferrets de la reine , kam unter dem Titel Haudegen der Königin in die Kinos der BRD, der zweite, La Vengeance de Milady als Ohne Furcht und Tadel . Der Film bietet «gehäufte Fechtszenen im Wildweststil, in buntbewegter, durchschnittlicher Inszenierung», wie es in 20 Jahre Film heißt, und insbesondere in den Kampf-Choreografien steht er den amerikanischen Filmen um nichts nach. Zudem hatte Borderie es verstanden, den Stoff wieder mit ein wenig epischem Atem zu versehen; anders als in den vorhergegangenen Filmen hat man den Eindruck, nicht irgendein paar Episoden aus dem Leben
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