Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
Vom Netzwerk:
dahinblödelnden deutschen Synchronisation sowie einigen recht willkürlichen Verleih-Schnitten zusammen.)
    D’Artagnan tritt als Held auch in anderen Romanen von Dumas, neben Les Trois Mousquetaires und den direkten Fortsetzungen dazu, in Erscheinung; am bekanntesten davon ist gewiss Le Masque de fer (Die eiserne Maske) , und auch dieser Stoff wurde im Genre des Abenteuerfilms immer wieder aufgegriffen. Die erste Hollywood-Version inszenierte 1929 Allan Dwan mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle unter dem Titel The Iron Mask ( Die eiserne Maske ). Der Stummfilm, der entstand, als der Tonfilm bereits seinen Siegeszug begonnen hatte, war als direkte Fortsetzung zu der Fairbanks-Version der Drei Musketiere angelegt (und man musste dazu einige einschneidende Änderungen gegenüber der Vorlage vornehmen).
    In der Dynastie des französischen Hofs bahnt sich ein ungeheurer Konflikt an, als die Königin Zwillingsbrüdern, Ludwig und Philippe, das Leben schenkt. Um einen etwaigen späteren Kampf um die Thronfolge auszuschließen, lässt König Ludwig XIII. Philippe nach Spanien bringen, wo er heranwächst, ohne von seiner königlichen Abstammung zu wissen. Nach dem Tod des Königs besteigt sein Sohn als Ludwig XIV. den Thron. Aber die Existenz des Zwillingsbruders wird entdeckt, und eine Gruppe von Konspirateuren ergreift die Macht. Ludwig wird in die Bastille geworfen und Philippe an seine Stelle gesetzt. D’Artagnan jedoch erkennt den Betrug und wirft sich in den Kampf, um den legitimen König wieder in seine Rechte einzusetzen. Während in dem Roman der Führer der Konspirateure kein anderer als d’Artagnans ehemaliger Mitstreiter Aramis ist, haben die Film-Versionen häufig einen anderen Schurken eingesetzt; in Dwans Film ist es der heavy aus dem «Musketeers»-Film, de Rochefort (hier gespielt von Ulrich Haupt).
    The Iron Mask war nicht nur der letzte stumme swashbuckler -Film, er war auch der letzte in der Reihe von Fairbanks-Filmen, das Ende eines Traums. Und es ist, als hätten alle Beteiligten dies gewusst und sich bemüht, eine Art Testament zu erstellen. Zum erstenmal in seiner Laufbahn als Filmheld stirbt Douglas Fairbanks hier am Ende der Handlung, und sein Tod wird begleitet von Erinnerungen an all die Freunde und Mitkämpfer, die ihm ein Stück seines abenteuerlichen Lebens gefolgt und nun selber tot und begraben sind. Keiner, nicht einmal Constance, nicht einmal die Schurken Richelieu und Rochefort, überlebt dieses Ende des Traums. Am Ende sind nur die Geister, die Schatten, die Legenden der Helden übrig, die in den Wolken verschwinden.
    An die Stelle dieser Wehmut des Abenteuers setzte der erste Tonfilm, der sich des Motivs annahm, eine gleichsam gothische, romantische Stimmung, in der irritierend das Unwirkliche das Pathos überlagerte. Der Regisseur von The Man in the Iron Mask ( Der Mann mit der eisernen Maske ; 1939) war James Whale, der Schöpfer der «Frankenstein»-Filme vom Beginn der dreißiger Jahre und ein exzentrischer Stilist. Hier wird Philippe in die Obhut der Musketiere und d’Artagnans (Warren William) gegeben, und während sein Bruder (in beiden Rollen Louis Hayward) König Ludwig XIV. wird, ist er selber dazu bestimmt, ihm bei gefahrvollen Unternehmungen als Double zu dienen. Philippe verliebt sich jedoch in die Braut seines Bruders, Maria Theresia (Joan Bennett), und dies bringt ihm den Hass Ludwigs ein, der ihn in die Bastille werfen lässt, wo man ihm, jede Gefahr ausschließend, eine eiserne Maske anlegt. D’Artagnan und die drei Musketiere befreien Philippe. In den darauffolgenden Kämpfen finden sowohl die Musketiere als auch Ludwig und sein Vertrauter Fouquet (Joseph Schildkraut) den Tod, und Philippe wird der rechtmäßige König, an dessen Seite Maria Theresia als Königin stehen wird.
    Insbesondere an Hand dieses Films wird deutlich, dass der Stoff von The Iron Mask auch als Diskurs über «gute» und «schlechte» Macht gedeutet werden kann, die sich gelegentlich wirklich so ähnlich sehen wie Zwillinge. Der eine steht für Folter, ungerechte Besteuerung, Willkür und Tyrannei, der andere für Schutz, Treue, Pflicht und Güte. dass dabei die Sympathieverteilung der Vorlage gegenüber gerade umgekehrt ist, mag mit einem angelsächsischen demokratischen Gedanken zusammenhängen, der Macht mehr an Moral denn an Legitimation gebunden sehen wissen will.
    1952 drehte man eine Variante des Stoffes, deren d’Artagnan von Louis Hayward verkörpert wurde, und der, wie eine Reihe

Weitere Kostenlose Bücher