Filmwissen
von Abenteuerfilmen zu dieser Zeit, der Handlung eine originelle Wendung zu geben versuchte, indem man die Haupt-Charaktere von Frauen statt von in diesen Rollen gewohnten Männern darstellen ließ. In Lady in the Iron Mask ( Die Frau mit der eisernen Maske ; 1952, Regie: Ralph Murphy) spielt Patricia Medina die Zwillingsschwestern Anne und Louise, die ein ähnliches Schicksal aneinanderknüpft wie das von Ludwig und Philippe in The Man in the Iron Mask .
Auch der italienische Abenteuer-/Kostümfilm brachte seine Version dieser Geschichte hervor: La Vendetta della maschera di ferro ( Der Gefangene der eisernen Maske ; 1961, Regie: Francesca de Feo). Hier ist freilich lediglich das Topos der eisernen Maske verwendet, jeglicher historischer Bezug aber beiseite gelassen. Vom französischen Hof ist die Intrige an den eines fiktiven Herzogtums verlegt, und das größte Gewicht wurde auf die Vollendung der Rache gelegt. 1962 folgte eine französische Version, Le Masque de fer ( Die eiserne Maske ) unter der Regie von Henri Decoin. In der Rolle des d’Artagnan ist hier Jean Marais zu sehen, auch er hier nicht mehr der Jüngste und ähnlich wie Douglas Fairbanks in seinem Film – wenn vielleicht auch nicht mit derselben Wehmut – eine Form von Abschied und Testament zelebrierend.
1976 entstand in England The Man in the Iron Mask ( Der Mann mit der eisernen Maske ; Regie: Mike Newell). König Louis XIV. (Richard Chamberlain) hat hier alle seine Regierungsgewalt mehr oder weniger freiwillig dem intriganten Finanzminister Fouquet (Patrick McGoohan) überlassen, während Innenminister Colbert (Ralph Richardson) und der Musketier d’Artagnan (Louis Jourdan – auch er einst Star vieler Abenteuerfilme wie etwa Anne of the Indies und nun die paradoxe Figur eines gealterten swashbucklers darstellend) darauf sinnen, im Interesse des Staates die Machtverhältnisse zu ändern. Man entdeckt den totgeglaubten Zwillingsbruder des Königs (ebenfalls Richard Chamberlain), der von Fouquets Leuten auf eine Insel gebracht wird, wo man sein Gesicht hinter einer eisernen Maske verbirgt und ihn ins Verlies wirft. D’Artagnan gelingt die Befreiung Philippes, und er bereitet ihn darauf vor, die Rolle des französischen Königs zu übernehmen. Ein geschicktes Intrigenspiel schließlich ermöglicht den «Austausch» des Königs, wobei Fouquet sogar unwissentlich behilflich ist.
« Alexandre Dumas’ reichhaltiges Werk war schon Ausgangspunkt vieler Drehbücher; dasjenige von William Bast ( Gwangis Rache, Hammerhead ) greift jene Version von George Bruce [für Whales Film aus dem Jahr 1939 – d. Verf.] wieder auf, wonach der Austausch der königlichen Zwillingsbrüder gelang und Frankreich am Ende ein anderer Mann regierte, ohne dass dies bekannt wurde. In Mike Newells Inszenierung geht es dennoch weniger um den Austausch von ‹Böse› gegen ‹Gut › , sondern um die Staatsraison: Ein Führer ist vonnöten, kein eitler Charmeur. In der richtigen Folgerung, dass ein solch diskreter Austausch nicht durch Kampf, sondern nur durch Intrige erreicht werden kann, liegt die Betonung des Films auch nicht auf den fast lieblosen Action- und Fechtszenen, sondern auf der Kunst der Hofintrige hinter glänzenden Kulissen. Profilierte Darsteller sorgen dafür, dass diese Rechnung aufgeht. Die menschliche Seite – vertreten durch die Liebesgeschichte Philippe/Louise – stellt Newell in den Hintergrund und behandelt sie reichlich schematisch.» (Günter Knorr)
Ein solch unromantischer, in einem Sinne realistischer Blick auf das Abenteuer mochte konsequent sein und dem Stoff neue Dimensionen hinzugewinnen, für den swashbuckler bedeutet er den Weg in eine Sackgasse. Denn die spezifische Botschaft des Genres ist der Sieg des Abenteuers über die Intrige. Stellt es sich aber, wie hier, völlig in den Dienst der Intrige, so verliert es notwendigerweise seine Eleganz. Es ist ein Mittel, das sich letztlich selber entbehrlich macht.
Das Geheimnis von Monte Christo
Hatte Les Trois Mousquetaires die Formel für eine Reihe von Mantel & Degen-Filmen um abenteuerliche, gutgelaunte Haudegen abgegeben (siehe auch den Abschnitt Die Erben der Musketiere) , so war Dumas’ Le Comte de Monte Christo das Modell für eine andere Form, Geschichten im Mantel & Degen-Genre zu erzählen, gewoben um die Gestalt des bitteren Rächers seiner Ehre. (Insofern ließe sich sagen, dass die Filme um die «eiserne Maske» eine Kombination der beiden Haupt-Geschichten innerhalb des
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