Filmwissen
Mit seinen noblen Naturburschen, den Kämpfern, die bürgerliche, bäuerliche und adelige Tugenden vereinten, war ein neuer Heldentyp geboren, der durchaus schon Züge des swashbucklers aufweist.
«Dumas inspirierte nicht nur eine ganze Reihe von Imitatoren, bemerkenswert darunter etwa Stanley J. Weyman, Baroneß Orczy und Rafael Sabatini, er hatte auch zwei der grundlegenden Motive für das Genre eingeführt: die Gentlemen-Abenteurer, die ihr Schwert der Verteidigung der Ehre einer Lady und ihres Landes weihen (Die drei Musketiere) , und der aristokratische Rächer, der eine Verkleidung annimmt, um die ihm und seiner Familie angetane Schmach zu sühnen (Der Graf von Monte Christo) . Diese zwei grundsätzlichen Handlungsführungen erlaubten die Kombination von Begeisterung, Aufregung und Abenteuer mit dem Einstehen für eine gerechte und aufrechte Sache, was den Helden Gelegenheit gibt, ihre Fähigkeit im Kampf zu beweisen wie ihre Ehre, ihren Gerechtigkeitssinn, ihren Patriotismus und ihre Ritterlichkeit.
Dumas’ Romane wurden auch zu einer Inspirationsquelle für das Kino, auch wenn, wie in jüngster Zeit häufig geschehen, die Handlung gegenüber den Vorlagen stark verändert wurde und ihrer spezifischen gallischen Melancholie, der sozialen Stellungnahme und der romantischen Exzesse beraubt wurde. Die drei Musketiere , ein Meilenstein in der Geschichte der Abenteuerliteratur, ist häufiger als alle anderen Dumas-Romane für die Leinwand bearbeitet worden. Es gibt von diesem Roman Kino-Versionen aus so entlegenen Ländern wie Argentinien und Russland. In der Frühzeit des Kinos wurden vier Versionen in den Vereinigten Staaten produziert (1911, 1913, 1914, 1916), mindestens zwei in Frankreich (1903, 1922) und eine in Italien (1909). Aber wie bei den anderen Motiven des swashbuckler -Genres wurde die erste definitive Film-Version erst mit Douglas Fairbanks sr. erstellt.» (Jeffrey Richards)
In The Three Musketeers (1921, Regie: Fred Niblo) geht es vor allem um die Episode, da die Intrigen des Kardinals Richelieu (Nigel de Brulier) sich um das Halsband der Königin (Mary Maclaren) winden. Fairbanks’ d’Artagnan ist der junge, heißblütige, ein wenig übereifrige Romantiker aus der Gascogne, der von seinen väterlichen Freunden, den drei Musketieren des Königs, unterstützt, aber nicht geführt wird. Er ist ausgezogen, nach seines Vaters Willen ein Musketier zu werden, um dem König, dem Kardinal und der Königin zu dienen. Doch eben dies erweist sich als unmöglich, denn der Kardinal ist bestrebt, noch mehr Macht vor dem König (Adolphe Menjou) zu erringen, und er bedient sich dazu allerlei Rankünen, in die auch die romantischen Verstrickungen der Königin mit einbezogen sind. D’Artagnan und die drei Musketiere stellen sich gegen den Kardinal, aber mehr noch kämpfen sie für die Aufrechterhaltung des Status quo am Hofe, für das Gleichgewicht der Ordnung. Die darin verborgenen Züge von Absurdität, in der literarischen Vorlage durchaus nicht verschwiegen, klammert der Film freilich aus. Am Ende versöhnt sich gar der Kardinal mit den Musketieren und führt d’Artagnan und seine geliebte Constance (Marguerite de la Motte) zusammen. (Das Kino hat sehr oft – abweichend von Dumas’ Romanen – für die Abenteuer der Musketiere ein Happy-End gefunden.)
Die Akzente, die Fred Niblo und Douglas Fairbanks, wie häufig so auch hier am Drehbuch beteiligt, bei ihrer Adaption setzten, bestimmten auch nahezu alle folgenden Film-Versionen der Drei Musketiere . D’Artagnan wird auf fast komische Weise, durch ein dreifaches Duell, in den «Männerbund» der Musketiere eingeführt und bewährt sich im Kampf gegen die Wachen des Kardinals, mit denen sich die Musketiere des Königs in unerklärtem Kriegszustand befinden. In diesem Kampf wird die Technik der Auseinandersetzungen im Mantel & Degen-Film präsentiert: Es wird nicht nur in höllischer Geschwindigkeit gefochten, sondern auch akrobatische Sprünge und Saltos, das Einbeziehen von Gegenständen wie Tischen in das Kampfgeschehen und das geschickte Ausnutzen der Schwächen des zahlenmäßig überlegenen Gegners gehören zum Stil der Musketiere. Später wird Doug, als er Constance rettet, eine schwere Holztür so einzusetzen wissen, dass er damit seine Opponenten entwaffnet. Die Jagd um die Diamanten der Königin entwickelt sich schließlich als klassische Konstruktion von suspense . Einer der Musketiere nach dem anderen muss zurückgelassen werden, bis
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