Filmwissen
Genres darstellen.) Es geht hier um den jungen Edmond Dantes, einen Matrosen, der unter falsche Anklage gestellt wird und in einem berüchtigten Verlies siebzehn Jahre Kerkerhaft verbüßt, bevor ihm die Flucht gelingt. Den Schatz von Monte Christo in Händen, kehrt er als Graf von Monte Christo nach Paris zurück, um sich an seinen drei Verleumdern zu rächen. Er treibt den mittlerweile zu militärischen Ehren gelangten Fernand de Morcerf, der Edmonds frühere Geliebte Mercedes an sich gebunden hat, in den Selbstmord, ruiniert den Bankier Baron Danglars und fördert nach Kräften den Weg in den Wahnsinn für Staatsanwalt de Villefort, dessen Frau Mitglieder seiner Familie vergiftet hat. Von seiner Rache eher ermattet als erleichtert, gibt der Graf von Monte Christo seinen Handlungen noch eine positive Wendung, als er die Liebenden Maximilien Morel und Valentine de Villefort zusammenführt.
In den Filmversionen treten im Allgemeinen die melodramatischen Elemente hinter denen von action und thrill zurück. Allein in Frankreich entstanden zwischen 1908 und 1960 sieben Versionen, und auch Hollywood hat eine Reihe von «Monte Christo»-Filmen hervorgebracht, die aber häufig nur eine Beziehung zur Titelgestalt herstellten, ohne sich an die im Roman fixierten Figuren und Handlung zu halten. Nachdem es zwischen 1907 und 1912 schon sechs «Monte Christo»-Filme gegeben hatte, folgte 1923 unter dem Titel Monte Cristo (Regie: Emmet J. Flynn) die klassische amerikanische Stummfilmversion. Sie stand am Beginn der Karriere für den Hauptdarsteller John Gilbert, und der Film etablierte gleichsam eine ernste, ein wenig melodramatische Alternative zu den heiteren abenteuerlichen Filmen des Genres mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle.
Die bekannteste einigermaßen der Vorlage folgende Hollywood-Tonfilmversion stammt aus dem Jahr 1934. Rowland V. Lee inszenierte The Count of Monte Cristo ( Das Rätsel von Monte Christo ), in der Titelrolle glänzte der englische Schauspieler Robert Donat, dessen einziger Hollywood-Film dies blieb. Lees Film versucht, den Geist der Dumasschen Vorlage wiederzugeben, vereinfacht aber die Handlung und gibt ihr ein Happy-End, indem er Dantes und Mercedes (Elissa Landi) schließlich wieder zueinanderfinden lässt. Dies war ein «klassischer swashbuckler , außerordentlich gut gestaltet und mit ebensoviel Sorgfalt bei den action -Sequenzen wie bei den Dialogen gefertigt» (Leslie Halliwell) , und die folgenden von der Vorlage abweichenden Filme konnten in den seltensten Fällen Spannung, Atmosphäre und Charisma von Lees Film erreichen.
The Son of Monte Cristo ( Die Stunde der Vergeltung ; 1940), bei dem wiederum Rowland V. Lee die Regie führte, lässt Edmond Dantes’ Sohn als maskierten Rächer auftreten, der einen Tyrannen bezwingt. Zu den Pluspunkten dieses Films gehört sicher die Darstellung von Louis Hayward in der Titelrolle und von George Sanders als Gegenspieler des Helden, und da auch Inszenierung und Ausstattung sorgfältiger als im Gros der Filme des Genres waren, ließ sich übersehen, dass The Son of Monte Cristo gewissermaßen aus Fertigteilen des Genres zusammengesetzt ist.
The Return of Monte Cristo ( Flucht von der Teufelsinsel ; 1946, Regie: Henry Levin) hat als Helden den Neffen des legendären Grafen – dargestellt wird dieser Held wiederum von Louis Hayward –, der von einer Gruppe konspirierender Schurken auf die Teufelsinsel gebracht wird, um zu verhindern, dass er sein Erbe antritt. Im selben Jahr kam The Wife of Monte Cristo ( Die Gräfin von Monte Christo; Regie: Edgar G. Ulmer) heraus; die Serie hatte mittlerweile das Produktionsniveau von low budget -Filmen erreicht, doch immerhin gab Ulmers stilvolle Regie der einigermaßen belanglosen Geschichte ein wenig Gewicht. The Countess of Monte Cristo (1948, Regie: Frederick de Cordova) ist eine Komödie mit Sonja Henie und The Sword of Monte Cristo ( Das Schwert von Monte Christo ; 1951, Regie: Maurice Geraghty) ein «uninspirierter Abenteuerfilm um eine Frau, die das legendäre Schwert des Grafen findet, auf dem der Lageplan des Schatzes von Monte Christo eingraviert ist» (Leonard Maltin) .
Im Gegensatz zu diesen Filmen bezogen sich die beiden französischen Filme um die Figur des Grafen, die 1954 bzw. 1961 entstanden, wieder direkt auf die literarische Vorlage. In der zweiteiligen Arbeit von Denys de la Patellière Le Comte de Monte Cristo ( Der Graf von Monte Christo: 1. Teil: Glück und Verbannung/2. Teil: Heimkehr
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