Filmwissen
Band Kino der Gefühle ) Rock Hudson als Helden und Herzensbrecher ein. Im Irland des Jahres 1815 setzen sich immer mehr junge Männer gegen die Herrschaft der Engländer zur Wehr. Als Captain Lightfoot beraubt der irische Rebell Michael Martin die englischen Lords und hilft mit der Beute seinen Landsleuten. Und so patriotisch seine Taten auch sind, so wenig verleugnet er das Vergnügen, das sie ihm bereiten.
The King’s Thief ( Des Königs Dieb ; 1955, Regie: Robert Z. Leonard) ist ein nicht weniger patriotischer englischer Offizier, der als Wegelagerer wirkt, um die Macht eines intriganten Lords am Hofe König Karls II. zu brechen. Robbery Under Arms ( Die Farm der Verfluchten ; 1957, Regie: Jack Lee) erzählt von zwei australischen Jungen, die sich dem berühmten Banditen «Captain Starlight» anschließen.
Eine deutsche Variante des Motivs vom edlen Räuber bot Der Schinderhannes (1958, Regie: Helmut Käutner), der nach dem Stück von Carl Zuckmayer entstand. Dieser Schinderhannes (Curd Jürgens) ist ein mittelgebirgischer Robin Hood, Freund der Armen, Feind der Reichen und zugleich ein patriotischer Kämpfer gegen Napoleon. Aber er ist kein swashbuckler , nicht wirklich ein lachender Abenteurer, sondern eher ein «Führer», eine jener autoritären Gestalten, die nicht ihren Traum, sondern eine Ideologie verwirklichen, wie sie den deutschen Film bevölkern. Er setzt sich über seine Feinde nicht hinweg, er stellt sich ihnen nackenstark entgegen, mit tönernen Füßen wie jeder Koloß. Vielleicht ist dieses Beispiel Beleg genug dafür, dass es den deutschen Abenteuerfilm nicht geben konnte.
«Welch schöner Film hätte hieraus entstehen können! Und wie böse ist man Helmut Käutner, dass er sich damit begnügt hat, das Sujet in die Länge zu ziehen und einen schläfrigen und ungleichen Film zu machen! Er ist nicht ungeschickt gemacht, ganz im Gegenteil, aber man sucht darin vergeblich den geringsten lyrischen Schwung, das geringste Feuer. Dieses Unternehmen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Schinderhannes ist eine junge, dynamische, verführerische Figur, Tänzer zugleich und Pirat, Don Juan und d’Artagnan. Um diese leichtfüßige Rolle zu interpretieren, bemüht Käutner den Fünfziger Curd Jürgens, dickwanstig und trompetend. Drei Viertel aller Einstellungen sind ihm gewidmet, und nicht mal das letzte Viertel bietet Erholung, das durchs andere monstre sacré (Kreation Käutner), Maria Schell in ihrer großen Nummer, mobilisiert wird (die ganze Tonleiter des naiven Lachens und sämtliche Tremolos leidender Frauen). In einer normalen Produktion würde Käutner der mittelmäßige Platz eines Le Chanois bei uns zukommen. Die deutsche Produktion ist, leider!, keine normale Produktion. Ihr mittelmäßiges Niveau ist derart, dass ein Käutner sich missbräuchlich auf den ersten Platz hat schwingen können»
hieß es in der Pariser Zeitschrift Arts (zitiert nach Filmkritik) .
Apotheose zugleich und Ironisierung erfuhr der gute Räuber des Mantel & Degen-Films in Philippe de Brocas Cartouche ( Cartouche, der Bandit ; 1960). Im vorrevolutionären Frankreich wirkt der Taschendieb Dominique (Jean-Paul Belmondo), der es sich zur Regel gemacht hat, die Reichen zu bestehlen und die Armen ungeschoren zu lassen. Seine Beute freilich muss er seinem raffgierigen Onkel Malichot (Marcel Dalio) abliefern. Nachdem er sich offen gegen ihn gestellt hat, muss Dominique fliehen und lässt sich von der Armee anwerben. Mehr oder minder zufällig erbeutet er im Kampf zwei feindliche Fahnen und wird dafür ausgezeichnet. Dominique macht sich mit der Kasse aus dem Staub und rettet die Diebin Venus (Claudia Cardinale) vor dem Gefängnis. Mit ihr zusammen stürzt er seinen tyrannischen Onkel und setzt sich selbst an die Spitze der Diebe von Paris, und seine Moral, die Reichen zu erleichtern und die Armen zu verschonen, wird zum ungeschriebenen Gesetz. Die freundliche Idylle, die seine Verehrung als Volksheld und die Ohnmacht der Mächtigen bewirkt hat, wird gestört, als er sich in die schöne Frau des Polizeipräfekten de Ferrussac (Philippe Lemaire), Isabelle (Odile Versois), verliebt und sich immer wieder in Gefahr begibt, um sie zu sehen. Zwar kann er noch jeder Falle entgehen, doch findet schließlich bei einer letzten Befreiungsaktion Venus den Tod. Dominique, «Cartouche» genannt, erkennt seinen Irrtum, er überfällt eine prunkvolle Feier der Reichen und bereitet mit dem erbeuteten Schmuck Venus ein glanzvolles
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