Filmwissen
während die komödiantischen und psychologischen Elemente notgedrungen gröber wurden.
Denselben Geist, aus restaurativer Sicht der historischen Gegebenheiten, Ironie und Abenteuer gemischt, atmeten auch andere englische Mantel & Degen-Filme dieser Zeit, darunter etwa Under the Red Robe ( Unter der roten Robe ; 1937, Regie: Victor Sjöström), die Geschichte eines Adeligen (Conrad Veidt) im Kampf gegen Kardinal Richelieu (Raymond Massey).
Was die «Formel» seiner Handlungsführung anbelangt, folgt dieser Film in etwa einem Klassiker der Mantel & Degen-Literatur, dem Roman The Prisoner of Zenda von Anthony Hope, der in der Geschichte des Genres mehrfach auf die Leinwand gebracht wurde. Die erste Film-Version des Romans entstand schon 1913, es folgte eine 1922 und eine 1927 unter der Regie von Rex Ingram mit Ramon Novarro und Barbara La Marr in den Hauptrollen.
Die Geschichte von Hope, historisch wohl als «Spät-Mantel & Degen-Geschichte» einzuordnen, vereint in sich die erfolgreichen Elemente des Genres: eine Verwechslungsgeschichte, wie sie aus Le Masque de fer bekannt ist, politische Intrigen, eine Liebesgeschichte mit sehr dramatischen Zügen, den Prunk des höfischen Lebens, Degenduelle und andere Aktionen zuhauf.
Die zweifellos bekannteste Film-Version dieses 1894 erschienenen Buchs stammt von John Cromwell aus dem Jahr 1937. Rudolf Rassendyll (Roland Colman) kommt in das kleine Königreich Ruritania; er ist ein nahezu perfektes Ebenbild des Königs Rudolf, dessen Feinde lange Pläne geschmiedet haben, ihm den Thron zu rauben. Die Vertrauten des Königs, Colonel Zapf (C. Aubrey Smith) und Lieutenant von Tarlenheim (David Niven) hecken einen Plan aus, um die geplante Entführung des Königs zu verhindern. Rassendyll soll in der Rolle des Königs das Opfer abgeben, dessen sich die Thronräuber, voran der Halbbruder des Königs, Michael (Raymond Massey), und Rupert von Hentzau (Douglas Fairbanks jr.), bemächtigen. Bei all den Gefahren, die Rassendyll nun zu überstehen hat, findet er noch Zeit, sich in Prinzessin Flavia (Madeleine Carroll) zu verlieben, die mit dem König verlobt ist, und auch sie, die den König nur als kalten, gefühllosen Mann kennengelernt hat, erwidert diese Liebe. Sie entdeckt freilich, dass dieser Mann nicht der König sein kann. Die Intrigen entwickeln sich immer verwickelter und gefahrvoller, und schließlich kann nur durch Verrat auf der anderen Seite verhindert werden, dass die Usurpatoren Sieger bleiben. Es kommt zu einem Duell zwischen Rupert und Rassendyll, das mit Ruperts Flucht endet. Zapf und von Tarlenheim eskortieren Rassendyll zur Grenze, nicht ohne Bedauern darüber, dass «das Schicksal nicht immer die richtigen Männer zum König bestimmt».
Die nächste Version lehnte sich stark an Cromwells Verfilmung an; The Prisoner of Zenda ( Im Schatten der Krone / Der Gefangene von Zenda ; 1952, Regie: Richard Thorpe) hielt sich in Passagen nahezu Szene für Szene an den Film von 1937. Mit Stewart Granger stand allerdings ein Schauspieler zur Verfügung, der in den Fechtszenen glänzen konnte und im Genre bewandert war. So traten, nicht unbedingt zum Schaden des Films, die Implikationen der politischen Intrigen zugunsten der action zurück.
In dem Film The Great Race ( Das große Rennen rund um die Welt ; 1965, Regie: Blake Edwards) ist eine Episode mit Jack Lemmon in der Doppelrolle deutlich als Parodie auf The Prisoner of Zenda angelegt. Eine weitere Variante drehte Richard Quine 1978. In seinem The Prisoner of Zenda ( Der Gefangene von Zenda ) spielt der auf Doppelrollen geradezu spezialisierte Peter Sellers die Hauptrollen. Auch hier überwiegt das parodistische Element; in die Geschichte vom Kutscher, der zum König wird, ist auch ein wenig Satire auf Hof- und Macht-Rituale und auf Versatzstücke des Genres gespiegelt. Anders als in den vorangegangenen Verfilmungen bleibt hier die Verwechslung unaufgelöst.
Anklänge an das Doppelgängermotiv enthalten schließlich auch die Filme um die «korsischen Brüder» nach dem Roman von Alexandre Dumas, deren beispielgebender 1941 entstand, The Corsican Brothers ( Blutrache ; Regie: Gregory Ratoff). Graf Franchi (Henry Wilcoxon) ruft seine Verwandtschaft auf sein Schloss, um mit ihr die Geburt seines Kindes zu feiern. Der Arzt Dr. Paoli (H. B. Warner) bringt die Nachricht, dass die Gräfin (Gloria Holden) Zwillingen das Leben geschenkt hat, die allerdings miteinander verwachsen sind.
Während der Feind der Franchis, Baron
Weitere Kostenlose Bücher